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VW Käfer Mille Miglia mit Porsche-Motor: Der GTI-Urahn


Neuvorstellungen & Fahrberichte
VW Käfer Mille Miglia: Der GTI-Urahn

Aktualisiert am 26.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Mille Miglia KäferVergrößern des Bildes
Mille Miglia Käfer (Quelle: Press-Inform)

Der VW Käfer steht bis heute für das deutsche Wirtschaftswunder: Mit dem knuffigen Kleinwagen fuhren damals viele zum ersten Mal in den heiß ersehnten Italienurlaub. Viel PS und Komfort bot das Kultauto nicht. Dennoch wurden bis 1955 rund eine Million Käfer verkauft. Dass der Käfer auch eine sportliche Seite besitzen konnte, bewies das Sondermodell Mille Miglia, eine technische Symbiose aus VW Käfer und Porsche 356. Diesen Urahn des heutigen Golf GTI präsentierte VW zum ersten Mal im Jahr 1955. Gebaut wurde er für die legendäre Mille Miglia, dem 1600 Kilometer langen Straßenrennen quer durch Italien.

Optisch unterschied sich der Mille Miglia Käfer kaum von seinen trägen Alltagsbrüdern. Doch statt der überschaubaren 30 Boxer-PS im Heck brabbelte hier ein kräftiges Aggregat mit 1,6 Litern Hubraum aus dem Porsche 356. Es war das erste Mal, dass ein Porsche-Motor einen Käfer auf Touren brachte. Offiziell sollten die wenigen in Handarbeit erstellten Mille Miglia Käfer 75 PS Leistung haben. Doch wer von einem dieser unscheinbaren Kraftmeier einmal bergauf überholt wurde, weiß, dass es gerne ein paar Pferde mehr waren, die an der Hinterachse trampelten. Irgendetwas zwischen 80 und 90 PS Maximalleistung bedeuteten, dass knapp die dreifache Leistung ihrer sympathisch dahintuckernden Käferbrüder zur Verfügung stand.

Kein Gesamtsieg auf der Mille Miglia für den Käfer

Bei der Mille Miglia reichte die zusätzliche Motorleistung allerdings angesichts der Konkurrenz von Mercedes 300 SLR, Alfa Romeo 8C Monza oder Ferrari 340 nicht zu einem Gesamtsieg oder zu einem der vorderen Plätze. Doch auf den Pässen konnte der Mille Miglia Käfer seine Stärken ebenso ausspielen wie bei den gefährlichen Stadtdurchfahrten. Auf den nicht enden wollenden Hochgeschwindigkeitspassagen in der Po-Ebene oder nördlich von Rom sah es mit einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h allerdings düster aus. Die besten Konkurrenten schafften mit Piloten wie Stirling Moss oder Alberto Ascari am Steuer knapp 300 km/h.

Die Ausstattung bleibt mager

Am Steuer fährt sich der Mille Miglia wie ein ganz normaler Käfer. Die Instrumentierung ist spärlich, das weiße Bakelit-Steuer spindeldürr und auch sonst deutet abgesehen von den beiden Aluminiumsitzschalen aus dem Porsche 550 Spyder nicht viel auf die Motorsportambitionen hin. Die Wischer kann man sich bei Regen getrost sparen und die Scheinwerfer spenden trotz Zusatzleuchten kaum Licht. Sicht nach hinten wurde durch winzige Innen- und Außensiegel nicht gerade groß geschrieben. Durch den Verbau des 356er-Innenlebens ins Heck des Wolfsburgers gab es dank Doppelvergaser die grandiose Leistungsspritze auf knapp 90 PS. Demzufolge waren die Endrohre der ein- bzw. zweiflutigen Auspuffanlagen deutlich üppiger als beim Serienkäfer dimensioniert. Zusätzliche Lüftungsschlitze am Heck sorgten für dringend benötigte Abluft.

Der Mille Miglia Käfer mag es gerne rutschig

Während Fahrwerk und Bremsen für den italienischen Renneinsatz nachgeschärft wurden, blieb die schwammige Lenkung des Käfers abgesehen von den etwas breiteren Pneus so, wie sie war. Durch das Heckmotorkonstrukt bringt der Ur-GTI seine Leistung auch heute noch grandios auf die Straße. Der Mille Miglia Käfer mag es gerne einen Hauch rutschig, dann dreht das Heck bei Kehren besonders willig ein. Die Viergangschaltung mit dem unsynchronisierten ersten Gang hat wenig sportliches und verlangt bisweilen nach einer festen Führung. Im Fahrbetrieb erledigen die Gangstufen zwei und drei den meisten Teil der Arbeit. Im vierten Gang hat der 1,6 Liter große Vierzylinder nichts mehr zuzusetzen. Darin unterscheidet sich das Mille-Miglia-Modell nicht von seinen Millionen Käfer-Brüdern.

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