"Nicht mehr zeitgemäß" Radiosender schafft Blitzermeldungen ab
Vor dem Losfahren schauen viele Autofahrer in die aktuellen Blitzermeldungen.
Ein Radiosender ohne Blitzermeldungen? Vor einigen Jahren war das undenkbar. Vor jeder langen Autofahrt waren die Verkehrsmeldungen im Radio ein wichtiges Ritual. Dem setzt der Sender Radio Eins in der Region Berlin-Brandenburg nun ein Ende.
Ab sofort gibt es keine Blitzermeldungen mehr, sagte der Radio-Eins-Nachrichtenchef Jan Vesper am heutigen Montag. Blitzermeldungen im Radio seien aus verschiedenen Gründen nicht mehr zeitgemäß. Dazu gehört auch, dass die Zahl der Unfälle in der Region steigt. Oft sei Raserei dafür verantwortlich. Hinzu kommt, dass Hörer nur noch selten Blitzer melden. "Vielfach ist das sicher auch eine ganz bewusste Entscheidung", sagte Vesper in der Morgensendung.
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Was spricht für Blitzermeldungen?
Dass Blitzermeldungen keine Gefahr sind, zeigen Aktionen wie der Blitzmarathon der Polizei. In einigen Regionen veröffentlichen die Beamten sogar die Standorte mancher Blitzer. Auch Oberkommissar Rainer Paetsch vom Polizeipräsidium Berlin sagt: "Klar, sowas hat einen verkehrspädagogischen Effekt."
"Wir sehen es grundsätzlich positiv, wenn Fahrzeugführende daran erinnert werden, dass die Polizei ihre Arbeit macht", sagte Paetsch t-online.de. Die täglichen Verkehrsmeldungen würden Autofahrer sensibilisieren. Er spricht von einem "kurzen Sicherheitsgewinn".
Das sagt eine Studie der Deutschen Hochschule der Polizei:
Mario Sormes hat 2015 in Sachsen-Anhalt für seine Masterarbeit untersucht, wie sich angekündigte Kontrollen auf die Geschwindigkeit auswirken. Dabei kam heraus: Waren Geschwindigkeitskontrollen angekündigt, waren 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer in einer Tempo-50-Zone mit 53 bis 55 Stundenkilometer unterwegs. War die Kontrolle nicht angekündigt, wurden die meisten mit 57 bis 61 Stundenkilometer geblitzt.
Was spricht gegen Blitzermeldungen?
Die Polizei in Berlin veröffentlicht die genauen Blitzerstandorte nicht. Es sei kontraproduktiv, wenn konkrete Kontrollorte, Uhrzeit und die Art der Kontrolle veröffentlicht werden. "Das kann notorische Schnellfahrer davon abhalten, in eine Kontrolle zu kommen", erklärt er.
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"Unmoralisch" findet Oberkommissar Paetsch die Veröffentlichung von Blitzermeldungen nicht. Aber man müsse sich im Klaren sein, dass es einige Autofahrer gebe, die gerne zu schnell fahren. Sie könnten mithilfe so einer Warnung Kontrollen umgehen. "Wenn uns diese Chance genommen wird, dann ist das schon für die Verkehrssicherheit schlecht."
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