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Pullman von Maos General unterm Hammer

Sp-X, mid, wanted.de

Aktualisiert am 14.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Mercedes-Benz 600 Pullman von 1965Vergrößern des Bildes
Mercedes-Benz 600 Pullman von 1965 (Quelle: Bonhams)
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Zuschlag für 172.500 Euro: Am 12. Juli kam ein seltener aus dem Jahr 1965 unter den Hammer. Das Modell war seinerzeit vor allem als Staatskarosse bekannt. Auch die kommunistischen Staatslenker Chinas überzeugte Qualität "Made in Germany". Nun wurde das Auto im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart versteigert.

Der Mercedes 600 war damals der Inbegriff von Luxus und hatte prominente Besitzer. Hollywood-Größen wie Liz Taylor oder Musik-Legenden wie John Lennon und Elvis Presley fuhren 600er oder ließen sich darin chauffieren. Die stattliche Prunkkarosse war seinerzeit sogar teurer als die Konkurrenz von Bentley und Rolls-Royce.

"Bestes Auto der Welt"

Schon die Limousine schlug mit einem Grundpreis von 56.000 DM zu Buche. Für die Version Pullman 600 verlangte der Hersteller sogar knapp über 63.000 DM. Von der Presse wurde der luxuriöse Mercedes als "bestes Auto der Welt" gelobt. Doch großen wirtschaftlichen Erfolg war dem Modell nicht beschieden. Nur 2677 Fahrzeuge wurden gebaut, davon 428 Pullman-Limousinen.
Der 3,4 Tonnen schwere Wagen war für die damalige Zeit zu protzig. Nur wenige Privatkunden griffen zu. >>

Berühmtheit erlangte der prunkvolle Mercedes daher vor allem als Fahrzeug für Staatschefs. Selbst der Papst ließ sich im Mercedes chauffieren. Zu den illustren Besitzern zählte auch Idi Amin.

Auto für kommunistische Staatslenker

Selbst in den kommunistischen Paradiesen für die Werktätigen fand der große Mercedes seine Kunden - Wasser predigen, Wein trinken in einer Gesellschaft, in der alle gleich sein sollten. Sowjetführer Leonid Breschnew griff 1966 ebenso zu wie in der gleichen Ära Rumäniens Staatschef Nicolaie Ceaucescu, Jugoslawiens Staatspräsident Josip Tito. Und natürlich fuhr auch der Große Vorsitzende Mao im Mercedes 600.

Der Pullman, der nun zur Versteigerung kam, ist einer von nur zwei 600ern, die von der chinesischen Regierung 1965 aus Deutschland importiert wurden. Der Wagen war das Dienstfahrzeug von Chinas damaligen Außenminister General Chen Yi. >>

Der Funktionär war im Reich der Mitte eine politische Größe, galt er doch als ein alter Weggefährte von Mao Tse Tung. Schon beim legendären langen Marsch in den 30 Jahren spielte er eine wichtige Rolle. Im Bürgerkrieg bis zur Machtübernahme von Chinas Kommunisten im Jahr 1949 kommandierte er wichtige Armeen und rückte ins Politbüro auf. 1958 wurde er schließlich Außenminister Chinas und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1972 im Amt.

Bekannter Funktionär im Ausland

In dieser Rolle wurde er einer der meistgereisten Staatsmänner Chinas, im Ausland trat er oft ganz in Weiβ gekleidet auf. Schwarz war der Wagen - er begleitete ihn auch auf seinen Touren. Der luxuriöse Mercedes rollte übrigens in stürmischen Zeiten in den Fuhrpark chinesischer Staatskarossen, denn nur ein Jahr nach der Anschaffung begann die Kulturrevolution im Reich der Mitte.

Millionen Menschen starben in den revolutionären Unruhen, die zunächst als Machtkampf im kommunistischen Apparat ihren Anfang nahmen. Auch viele führende Funktionäre zählten zu den Opfern. Vergleichsweise glimpflich kam Chen Yi davon: Er blieb zwar Chinas Außenminister, wurde aber aus dem Politbüro geworfen. Mao Tse Tung kam zu seiner Beerdigung.

Nur 21.160 Kilometer auf dem Tacho

Der Dienstwagen von Chen Yi kam nach dessen Tod in das regierungseigenen Automobilwerk in Shanghai. Der Mercedes 600 sollte dort als Muster für die geplante chinesische Kopie des Wagens dienen. Doch in den Wirren der Kulturrevolution wurde das Projekt auf Eis gelegt. Das Auto verschwand bis in die 80er Jahre in einem Depot in Shanghai, bis er von Hans Luwich entdeckt wurde, einem deutschen Ingenieur, der für Volkswagen Shanghai arbeitete. 1993 verschiffte er den 600er nach Deutschland und ließ ihn dort 1998 zu. Im Februar diesen Jahres verkaufte er den Wagen nach Holland. Der jetzige Kilometerstand steht bei nur 21.160 Kilometern. >>

Dementsprechend befindet sich der Wagen, der auch noch nie restauriert wurde, in einem guten und fahrbereitem Zustand. Angeboten wurde er mit deutschem Fahrzeugbrief.

Der Zuschlag lag übrigens genau innerhalb der geschätzten Spannweite: Das Auktionshaus Bonhams hatte den Wert des Wagens zwischen 150.000 und 250.000 Euro eingestuft.

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