Immer öfter am Tag Kartellamt kritisiert häufige Preisschwankungen an Tankstellen
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Immer häufiger am Tag ändern sich die Preise für Benzin und Diesel an Tankstellen. Das Bundeskartellamt übt Kritik – und erwägt Schritte dagegen.
Das Bundeskartellamt hat zunehmende Preisschwankungen an den Tankstellen in Deutschland kritisiert. Diese machten es Verbraucherinnen und Verbrauchern immer schwieriger, Preise zu vergleichen und zu günstigen Zeitpunkten zu tanken, erklärte die Bonner Behörde. Auch die Methode der Preisnotierungen in der Mineralölbranche, die in Deutschland großen Einfluss auf die Preisentwicklung hat, will das Bundeskartellamt weiter unter die Lupe nehmen.
18 statt vier bis fünf Anpassungen
Während die Preise an den Zapfsäulen 2014 vier bis fünf Mal pro Tag geändert wurden, gab es 2024 im Schnitt 18 tägliche Anpassungen, wie die Kartellwächter ausführten. Für Verbraucher werde es dadurch schwieriger sogenannte Preistäler zu identifizieren – Tageszeiten, zu denen sie in der Regel günstiger tanken können. Das deckt sich auch mit Zahlen zum Tankverhalten in der Untersuchung. Demnach gelang es 2023 nur noch 43 Prozent der Tankenden, einen Preis im unteren Viertel zu bekommen. 2015 schafften das noch 59,4 Prozent. Allerdings weist das Kartellamt selbst darauf hin, dass die Ergebnisse für das Jahr 2023 nur auf einer eher kleinen Stichprobe von Tankstellen beruhen.
Zudem verzeichnet die beim Kartellamt angesiedelte Markttransparenzstelle für Kraftstoffe regelmäßig Beschwerden von Verbrauchern wegen der häufigen Preisänderungen. "In manchen Fällen schilderten Verbraucherinnen und Verbraucher die Situation, dass sie die Preise kurzfristig vor ihrer Abfahrt zur Tankstelle über Preisvergleichsdienste verglichen hatten, sich die Preise bei Ankunft an der Tankstelle jedoch bereits wieder geändert hatten", heißt es. Das Kartellamt spricht sich deshalb dafür aus, die Entwicklung weiter zu beobachten und gegebenenfalls regulatorisch einzugreifen.
Kritik übte die Behörde zudem am System der Preisnotierungen. Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Preisbildung: Dienstleistungsanbieter erstellen auf Basis von aktuellen Meldungen und Informationen von Marktteilnehmern Preisempfehlungen; die Preise in langfristigen Lieferverträgen für Mineralölprodukte auf den Großmärkten werden dann darauf basierend festgelegt.
Behörde prüft Eröffnung eines Verfahrens
Das Kartellamt bemängelt, dass die Preisnotierungen in Deutschland maßgeblich von zwei Anbietern herausgegeben werden. Es bestehe die Gefahr, dass Unternehmen diesen beiden Anbietern nicht alle Preise melden und so die Preissetzung beeinflussen.
Das Bundeskartellamt wird nun nach eigenen Angaben prüfen, ob ein Verfahren eingeleitet wird. Die Behörde kann in Märkte eingreifen, in denen der Wettbewerb erheblich gestört ist. "Auf Basis der durchgeführten Untersuchung sehen wir Anhaltspunkte, dass eine solche Störung vorliegen könnte", erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt.
- Nachrichtenagentur afp