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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ohne Impfung wird es schwierig Was Sie jetzt über Kreuzfahrten wissen sollten
Längst ist wieder rund die Hälfte der weltweiten Kreuzfahrtschiff-Flotte in Dienst. Und wöchentlich werden es mehr Schiffe. Selbst die Delta-Variante bremst den Neustart bislang nicht. Eines ist an Bord aber neu.
Auch wenn viele Reedereien lieber auf Corona-Tests setzen würden, um nicht geimpfte Passagiere, insbesondere Familien mit Kindern, nicht zu verärgern: Immer mehr Länder verlangen die Impfung als Voraussetzung für den Landgang – und ohne Landgänge sind Kreuzfahrten wenig attraktiv. Eine Impfpflicht durch die Hintertür also.
Dabei sah es zu Beginn der Pandemie für die Kreuzfahrt sehr düster aus: Alle Schiffe standen von heute auf morgen still und der Fokus der Aufmerksamkeit richtete sich auf sie, weil die große Zahl der Infektionen dort besonders plastisch vor Augen führte, wie gefährlich die Krankheit ist. Und wie hilflos und panisch die ganze Welt zu diesem Zeitpunkt war. Die Quarantäneanordnung Japans für die Diamond Princess in Yokohama wurde zum Schreckenssymbol der frühen Pandemiephase.
Comeback mit konsquentem Hygienekonzept
Das war im März 2020. Doch Ende Juli 2020 fuhren die ersten Kreuzfahrtschiffe bereits wieder. Und 16 Monate später hat beispielsweise Aida wieder sieben der 13 Schiffe in Dienst, bei Tui Cruises sechs von sieben, bei MSC fahren zehn von 19 Schiffen, bei Costa vier von 13.
Die Reedereien hatten ihre schon davor umfangreichen Hygienekonzepte sehr schnell auf Sars-Cov-2 angepasst und fahren damit sehr erfolgreich. Nur vergleichsweise selten treten positive Fälle auf. Ansteckungen finden an Bord – soweit nachverfolgbar – nahezu nicht statt. Das funktionierte sogar schon, bevor es überhaupt einen Impfstoff gab.
Reduzierte Passagierauslastung, teils mehrfache Coronatests, Abstandsregeln, konsequent durchgesetzte Maskenpflicht in Innenräumen, intensive Desinfektion, angepasste Klimaanlagen mit 100 Prozent Frischluftzufuhr und Hepa-Filtern machen Kreuzfahrtschiffe zu einer Umgebung, die zumindest deutlich sicherer ist als Vergleichbares an Land. Mit feinmaschiger Kontaktnachverfolgung und abgeschotteten Isolierkabinen an Bord reagieren die Reedereien bei positiven Fällen sehr effizient.
Geringe Auslastung, kaum Massentourismus
Diejenigen, die aktuell auf Kreuzfahrt gehen, genießen die Vorteile der Situation: Die Schiffe fahren mit einer Auslastung von bis zu 70 Prozent. Oft sind noch deutlich weniger Passagiere an Bord – ein Service- und Platz-Paradies, in dem selbst Hartgesottene sich nicht mehr die Mühe machen, frühmorgens eine Liege am Pool zu reservieren.
Am meisten wissen Kreuzfahrer aktuell aber zu schätzen, dass sie die angelaufenen Hafenorte ohne den sonst notorischen Massentourismus-Andrang erleben. Selbst an einst überlaufenen Hotspots wie beispielsweise auf den griechischen Inseln Santorini, Mykonos oder Rhodos trifft man in den Gassen oft nur wenige andere Touristen, Warteschlangen vor Sehenswürdigkeiten sind die Ausnahme.
Mehr Möglichkeiten mit Impfung
Dennoch: Eine Kreuzfahrt ist, wie andere Auslandsreisen auch, in diesen Tagen ein kleines Abenteuer. Für viele ein Knackpunkt ist der Trend zur Impfpflicht. Für die einen ist es Voraussetzung für eine Buchung, andere fühlen sich diskriminiert. Fakt ist aber, dass immer mehr Reedereien einen vollständigen Impfschutz von Passagieren und Crew verlangen – schlimmstenfalls auch noch nachträglich, wenn nämlich angelaufene Länder ihre Regeln ändern.
Selbst die deutschen Reedereien Aida, Tui Cruises und Hapag-Lloyd Cruises, die noch im Frühsommer eine Impfpflicht ausgeschlossen hatten, schwenken inzwischen zumindest für einen Teil der Flotte um. Der einfache Grund: Immer mehr Länder machen den doppelten Piks zur Voraussetzung, dass Passagiere dort überhaupt von Bord dürfen. Ausnahmen für Kinder gibt es längst nicht überall.
Sehr genau müssen sich Genesene mit nur einer Impfdosis sowie Passagiere mit Kreuzimpfung Astrazeneca plus Biontech/Moderna bei ihrer Reederei erkundigen. Denn nicht alle betrachten diese Varianten als vollständigen Impfschutz.
Landgang individuell oder nur in Gruppen?
Für viele Kreuzfahrer ein Knackpunkt und dennoch kaum vorhersehbar ist die Frage, ob individuelle Landgänge gestattet sein werden. Lange hatten die Behörden generell nur Ausflüge in streng kontrollierten, organisierten Gruppen erlaubt. Das hat sich in den vergangenen Monaten geändert, aber nicht überall und zu ständig wechselnden Bedingungen.
Bei der Buchung einer Kreuzfahrt ist daher kaum zuverlässig prognostizierbar, ob individuelle Landgänge erlaubt sein werden. Denn diese Regeln ändern sich häufig, von Land zu Land unterschiedlich und können auch von Reederei zu Reederei unterschiedlich ausfallen.
Familien mit ungeimpften Kindern dürfen beispielsweise in Spanien nur in geführten Gruppenausflügen an Land (Stand Ende August). In Italien sind derzeit selbst für Geimpfte keine individuellen Ausflüge erlaubt, sondern nur in geschlossenen, von der Reederei organisierten Gruppen. Teils nehmen Reedereien Passagiere aus Hochrisikoländern erst gar nicht mit, zeitweise beispielsweise Briten. Andere nahmen Briten zwar weiterhin mit, sie durften in italienischen Häfen aber selbst mit Impfung nicht an Land.
Am unkompliziertesten geben sich die Isländer, Griechen und Norweger. Sind alle Passagiere an Bord geimpft, funktioniert auch individuell der Landgang dort fast so unkompliziert wie vor der Pandemie. Nur die Reedereien müssen sich mit der damit zusammenhängenden Bürokratie herumschlagen und die entsprechenden Nachweise vorlegen, wovon der Passagier freilich kaum etwas mitbekommt.
Planung mit Unvorhersehbarem
Grundsätzlich sollte man bei einer Kreuzfahrt in diesen Zeiten davon ausgehen, dass an Bord Maskenpflicht in Innenräumen herrscht, Landgänge nur in geführten Gruppen möglich sind und möglicherweise neue Einschränkungen für Ungeimpfte bevorstehen. Denn wirklich verlassen kann man sich derzeit nur auf eines: Änderungen kommen im positiven wie negativen Sinne oft sehr kurzfristig, womöglich sogar erst während der schon angetretenen Reise.
Andererseits bieten Kreuzfahrten in diesen Zeiten meist ein enorm gutes Preise-Leistungs-Verhältnis, wenn man andererseits die Coronaregeln und das unfreiwillige Abenteuerfeeling nicht als zu große Belastung empfindet.
- Nachrichtenagentur SRT