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Darum fährt der ICE hinterher: Die schnellsten Züge der Welt


Darum fährt Deutschland hinterher
Das sind die schnellsten Züge der Welt

Am 1. Mai 1988 wurde der ICE zum schnellsten Zug der Welt. Inzwischen haben ihn andere überholt. Deutschland macht bei der Rekordjagd nicht mehr mit – dafür gibt es einige Gründe.

Aktualisiert am 01.05.2018|Lesedauer: 3 Min.
dpa, Burkhard Fraune
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Mehr als 11.000 PS waren dafür nötig: Am 1. Mai 1988 erreichte ein ICE zwischen Würzburg und Fulda genau 406,9 km/h. Weltrekord! Doch der war bald geknackt. Und der Temporausch ist vorbei. Heute kauft die Deutsche Bahn neue ICE, die höchstens 250 km/h fahren. Während Deutschland auf die Bremse tritt, geben andere Länder Vollgas. Vor allem China holt auf. Fahren bald auch chinesische Hochgeschwindigkeitszüge in Deutschland?

Chinas neuer Superzug: Auch der Fuxing schafft bis zu 400 km/h.Vergrößern des Bildes
Chinas neuer Superzug: Auch der Fuxing schafft bis zu 400 km/h. (Quelle: Yang Baosen/Xinhua/AP/dpa)

"Die Chinesen sind sehr, sehr gut ausgesteuert", sagt Volker Schenk, Präsident des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland. "Sie haben einen Masterplan, und mit dem wollen sie die chinesische Bahnindustrie zur absoluten Nummer eins bringen, weltweit." Längst hat auch die Deutsche Bahn ein Einkaufsbüro in China, deckt sich aber noch in Europa ein.

Die deutsche Rekordfahrt vom 1. Mai 1988 ist nur drei Jahrzehnte her. Aber es war eine andere Ära. Die Bahn hieß noch Bundesbahn und war eine Behörde. ICE stand damals für Intercity Experimental und nicht für Intercity Express. An Bord Computer aus der digitalen Steinzeit, auf den Sitzen fast nur Männer.

Als die Tempoanzeige die 406 erreicht, johlen und klatschen sie. Minister loben das "eindrucksvolle Ergebnis deutscher Spitzentechnologie". Mitreisende Reporter schwärmen von einem historischen Augenblick im "stromlinienförmigen Räderjet". Doch der Rausch währt nur kurz: Zwei Jahre später schafft ein französischer TGV 515 km/h. Der Rekord des ICE ist damit Geschichte. Frankreichs Staatsbahn schmückt sich noch heute mit ihrem Bestwert. Schnelle Züge sind Statussymbole. Mit Rekorden machen Staaten und ihre Bahnhersteller international auf sich aufmerksam.

Übertroffen wird der TGV vom japanischen Shinkansen, der auf Teststrecken 600 km/h erreicht – mit Magnetschwebetechnik ähnlich dem verblichenen deutschen Transrapid. Chinas Eisenbahnen haben es immerhin schon nah an Tempo 500 geschafft. Längst ist das Riesenland mit staatlicher Förderung zu einer Macht auf dem Bahnsektor geworden. Der Bahntechnikkonzern CRRC macht doppelt so viel Umsatz wie die Bahnsparten von Siemens und Alstom zusammen. Beide fusionieren, um gegenhalten zu können.

Chinas neuer, selbst entwickelter Schnellzug Fuxing ("Erneuerung") fährt mit bis zu 350 km/h zwischen Shanghai und Peking. Für die 1.300 Kilometer braucht er viereinhalb Stunden. In drei Jahren werden 400 km/h im Regelbetrieb angepeilt.

Und Deutschland? "Wo es Hochgeschwindigkeitsstrecken gibt, nutzen wir auch die Möglichkeiten", sagt die Bahn. Bis zu 300 km/h schnell fahren die Züge zwischen Köln und Frankfurt sowie Berlin und München, auch in Richtung Paris. In Frankreich beschleunigen sie sogar auf 320 km/h. Zwischen Würzburg und Hannover erreichen die Züge bis zu 280 km/h. Sonst sind selten Geschwindigkeiten über 250 km/h möglich. Denn anders als in Frankreich und China halten die Schnellzüge hier alle halbe Stunde. Und sie müssen ihr Netz oft auch mit langsameren Zügen teilen.

In den nächsten Jahren sollen noch zwei Dutzend weitere Städte Anschluss an den Fernverkehr bekommen. Sein Rückgrat soll der ICE4 werden, der erste ICE mit eigenem Fahrradabteil. Die ersten Exemplare sind seit Dezember unterwegs – mit Höchsttempo 250. Beim neuen Zug steht anderes im Fokus: weniger Energieverbrauch etwa und stabilere Klimaanlagen.

Auf 70 Prozent der Strecken komme man mit Höchstgeschwindigkeiten zwischen 160 und 220 km/h aus, heißt es bei der Bahn. Der Fahrgastverband Pro Bahn stimmt zu. "Die Höchstgeschwindigkeit ist bei unseren Strukturen in Deutschland nicht das Entscheidende", sagt der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann. "Die Züge müssen vor allem schnell beschleunigen können."

Auch die deutsche Bahnindustrie setzt auf dem Heimatmarkt nicht auf Rekordtempo. "Durch den Windwiderstand nimmt der Lärm zu, auch der Energieverbrauch steigt überproportional. Das macht es unwirtschaftlich", sagt Branchenpräsident Schenk. Das merken auch andere: "Die Chinesen haben ihre Züge ja auch gedrosselt. Sie fahren 300, wir etwa 250."

Verwendete Quellen
  • dpa
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