Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Knigge durch die Kontinente Rülpsen erwünscht, Küssen verboten
Händchen halten in Ägypten? Nase putzen in den USA? Besser nicht. Diese Tipps helfen, auf Fernreisen Fettnäpfchen zu umgehen. Wir haben die wichtigsten Regeln für beliebte Reiseländer zusammengestellt.
USA: Zum Naseputzen in den Powder Room
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird jeder beim Vornamen angesprochen und sofort nach Hause eingeladen - das ist freilich nur selten ernst gemeint. Auf "How are you" antwortet man selbstverständlich nie anders als "great". Bei Tisch ist das Naseputzen verpönt, der wohlerzogene Gast verschwindet dazu in den "powder Room". Beim Betreten eines Restaurants wartet er außerdem, bis ihm ein Platz zugewiesen wird. Noch wichtiger ist das angemessene Trinkgeld: Der Kellner erwartet 15 Prozent des Rechnungsbetrages, weil der "tip" ein wesentlicher Teil seines Lohnes ist. Am Strand gilt oben ohne - selbst nur kurz beim Umziehen - als völlig unmöglich.
Ägypten: Ein Küsschen zwischen Männern
An den Stränden von Hurghada und Sharm el Sheikh geht es zu wie auf Mallorca, und doch ist Ägypten ein muslimisches Land. Den Dorfspaziergang oder gar den Besuch einer Moschee unternimmt man deshalb unbedingt in angemessener Kleidung, also mit bedeckten Schultern und langen Hosen. Ägypter sind sehr herzlich und meinen das auch wirklich so. Zum Abschied ist ein Küsschen auf beide Wangen normal - unter Frauen und durchaus auch unter Männern. Zärtlichkeiten zwischen den Geschlechtern sind dagegen in der Öffentlichkeit ein No-go.
Dubai: Besser mit Sonnenbrille
Wie in allen arabischen Ländern vermeiden es Besucher in Dubai besser, beim Gespräch die Arme vor der Brust zu verschränken. Bei der Begrüßung gilt der erste Gruß immer dem Mann. Frauen grüßt man als Deutscher am besten durch kurzes Kopfnicken und hält auf keinen Fall zu lange Blickkontakt. Auch als Linkshänder reicht man sich niemals die linke Hand - sie gilt als unrein. Deshalb wird auch nur mit der rechten Hand gegessen. Wer eingeladen wird, der lehnt nach der dritten Schale Kaffee dankend ab. Touristinnen tun gut daran, ihre Augen mit einer großen Sonnenbrille vor Männerblicken zu schützen. Offen getragenes Haar, enge Hosen oder kurze Röcke gelten als unschicklich. Beim Fotografieren, vor allem von verschleierten Frauen, ist Zurückhaltung angebracht.
Thailand: Vorsicht, Fußstellung!
Das freundliche Streicheln über das Haar eines Kindes gilt im Land des Lächelns als echter Fauxpas: Der Kopf ist dem Buddhisten ein heiliges Körperteil. Noch schlimmer wäre es, mit den Fingern auf andere Menschen zu zeigen oder mit dem Fuß auf andere zu zeigen. Fußsohlen dürfen auch nie auf Buddha-Statuen gerichtet sein. Empfindlich reagieren Thailänder auf das Zerknüllen von Geldscheinen - das gilt als Majestätsbeleidigung, denn der Monarch ist darauf abgebildet. Thais legen großen Wert auf gepflegte Kleidung - mit T-Shirt und kurzer Hose gilt man als bettelarm.
China: Rülpsen erwünscht
Den ersten Fehler begeht gleich, wer seinen chinesischen Gastgeber berührt - Schulterklopfer oder gar eine Umarmung sind in China nämlich tabu. Dafür schätzt man im Reich der Mitte Pünktlichkeit sehr, ebenso förmliche Kleidung. Beim Essen erwartet der Gastgeber, dass fröhlich gerülpst und geschmatzt wird, wenn es schmeckt. Eins darf man allerdings nie machen: die Stäbchen in den Reis stecken, denn so gedenkt man der Verstorbenen. Geschenke müssen durch zwei teilbar und möglichst in rotes Papier eingewickelt sein. Lautes Reden, Sprechen mit den Händen und ausdrucksstarke Mimik gelten als unfein. Achtung bei Fragen: Der Chinese sagt niemals nein, eine Ablehnung muss man aus verschiedenen Ja-Varianten heraus lesen.
Brasilien: Mit Zahnbürste ins Restaurant
Die heißen Rhythmen beim Karneval von Rio können nicht darüber hinweg täuschen: In vielerlei Hinsicht ist man in Brasilien sehr konservativ. Homosexuelle Paare zum Beispiel haben es sehr schwer. Bei Einladungen gilt eine halbe Stunde Verspätung als früheste Eintreffzeit. Bei der Begrüßung nehmen sich auch wildfremde Menschen in den Arm und deuten einen Kuss auf jede Wange an. Frauen dürfen ruhig sehr sexy Kleidung tragen - aber nur mit perfekt epilierten Beinen und Achseln. Körperhygiene ist extrem wichtig - Brasilianer duschen mehrmals täglich und nehmen ins Restaurant die Zahnbürste mit. Komplimente dürfen gern direkt und sehr persönlich sein. Rote Blumen schenkt man aber nur zu Begräbnissen.
Indien: Kopfnicken bedeutet nein
Verkehrte Gestikwelt: Wer am Ganges freundlich den Kopf schüttelt, der zeigt damit seine Zustimmung. Dazu sagt der Inder gern noch "aha", was wiederum keineswegs für Verwunderung steht. Ein Nein signalisiert man in Indien dagegen, indem man kurz mit dem Kopf zuckt und dazu mit der Zunge schnalzt. Traditionell geht man bei der Begrüßung vor. Besser als Handgeben ist der klassische indische Gruß: Handflächen wie zum Gebet vor der Brust zusammenlegen, den Kopf leicht neigen und "Namaste" sagen - guten Tag. Das funktioniert übrigens zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Karibik: Temperament und Takt
In der Karibik, zum Beispiel in der Dominikanischen Republik, begegnen Menschen einem meist freundlich, lebhaft und temperamentvoll. Wer sich dadurch selbst zu forschem Auftreten verleiten lässt, der kommt bei den Dominikanern schnell als aggressiv und respektlos an. Und ohne gezeigten Respekt ist man auf den Inseln schnell unten durch. Vor allem auf Jamaika sind viele Insulaner nicht gerade kamerafreundlich. Taktgefühl beweist aber überall auf der Welt, wer Einheimische grundsätzlich um Erlaubnis bittet, bevor er sie ablichtet. Das gebietet die Achtung vor dem anderen Menschen und kann darüber hinaus auch nicht schaden, wenn man wieder daheim ist.