Inselhopping in Schweden Göteborg: Nordische Urbanität trifft Insel-Idylle
Wer Schwedens zweitgrößte Stadt besucht, erlebt nordische Urbanität. Kontrast dazu: Die Schären vor der Haustür – nicht nur, weil die Inseln autofrei sind.
Das Herz von Schwedens zweitgrößter Stadt schlägt am Göta älv. Fähren und Segelboote kreuzen den breiten Fluss. Die Nähe zum Wasser trägt zum Reiz Göteborgs bei – und das bezieht sich nicht nur auf das Fließgewässer, sondern auch das Meer, in das der Fluss mündet. Mit allem, was es für Städter und Städtereisende bereithält.
Das Zentrum – für jeden was dabei
Doch bevor wir zum Inselhopping ansetzen, flanieren wir kurz durch durchs Zentrum der 570.000-Einwohner-Stadt am Kattegat: Am Nordufer des Göta älv sind ehemalige Werften moderner Architektur gewichen. Vom Südufer gelangen Besucher über steinerne Brücken des alten Wallgrabens ins historische Zentrum.
Mode- und Designfans steuern die elegante Shoppingmeile Vallgatan an, Feinschmecker finden in der kathedralenartigen Fischmarkthalle "Feskekörka" ihr Glück – und als Kulturprogramm geht es ins Opernhaus oder in das prächtige "Stora Teatern".
Und natürlich darf eine typisch schwedische Fika, eine Kaffeepause, nicht fehlen. Gemütliche Cafés und köstliche Zimtschnecken locken hinter historischen Fassaden im Stadtteil Haga.
Kunst und Kultur
Ein Verdauungsspaziergang gefällig? Dafür bietet sich ein Streifzug durch den Kungsparken an. Oder entlang der Kungsportsavenyn. Die schnurgerade Paradestraße, gesäumt von Restaurants, führt hinauf zum monumentalen Kunstmuseum.
Vor diesem sprudelt der Poseidon-Brunnen, ein Wahrzeichen der Stadt. Nicht den Dreizack zwar hält der bronzene Gott des Meeres in den Händen, aber Fisch und Muschel. Damit repräsentiert er gleichsam Göteborgs maritime Seite.
Die Schären vor den Toren der Stadt erheben sich als Mosaik aus Klippen aus dem Meer. Auf die richtige Fähre gehüpft, liegen Inselschönheiten und Erholung vom städtischen Treiben nur einen Törn entfernt, für viele ein willkommenes Kontrastprogramm. Hier kommen fünf Inseltipps:
Brännö – Meeresbrise mit Musik
Auf Brännö ist aller Trubel verflogen. Bunte Holzhäuschen schmiegen sich an buckelige Felsen oder lugen hinter Gärten hervor. Schwedenflaggen flattern im Himmelblau, und Kinder spielen auf Straßen. Brännö ist autofrei. Kaum tausend Menschen leben auf dem diesem Schärenidyll.
Auch Sänger Lasse Dahlquist (1910 – 1979) genoss hier einst die Ferien. Durch seine Markenzeichen Akkordeon und Pfeife, gern als "schwedischer Hans Albers" bezeichnet, ist vor allem sein Schlager "Dans på Brännö brygga" (Tanz auf dem Brännö-Pier) legendär. Während des Sommers liegt bis heute seine Musik oft in der Luft. Traditionelle Sommertänze werden als Kulturgut gepflegt.
Naturgenuss indes finden Ausflügler auf dem Wanderweg an der Westküste. Der blau-weißen Wegmarkierung folgend, führt der einsame Naturpfad durch Wäldchen, vorbei an Beerensträuchern, Moos und Farn, Badebuchten. Und auf steinerne Aussichtspunkte.
Galterö – Blöken in der Ruhe
Einmal auf Brännö ist das Hopping denkbar unkompliziert: Eine Fußgängerbrücke verbindet die Schäre mit Galterö. Seit 2015 ist ein Großteil der kleinen, unbewohnten Nachbarinsel Naturreservat. Ein Rundweg führt hindurch.
Schon von Brännös Anhöhen erspäht man die gelockten Geschöpfe auf Gälterö. Sie streifen durch Gras und Heidekraut oder faulenzen auf sonnenwarmen, von eiszeitlichen Gletschern rund geschliffenen Klippen: Schafe, die im Sommer auf Strandwiesen ein schmackhaftes Areal vorfinden. Und das gelegentlich blökend kommentieren.
Pausiert wird in einer Stille, wie sie wohl nur ein so unbevölkertes Eiland bieten kann, an schön gelegenen Picknickplätzen: Sanft schwappt die Ostsee ans Ufer. Mit etwas Glück sieht man Austernfischer oder Alpenstrandläufer umher flitzen. Und: Wer zur richtigen Zeit Ausschau nach Norden hält, dem kommen die vorbeiziehenden mächtigen Fähren aus Kiel oder Frederikshavn etwas unwirklich vor.
Styrsö – Waldluft und Badevergnügen
Wie seine nördlichen Nachbarinseln zählt auch Styrsö zu den autofreien südlichen Schären. Wer in Skäret, einem der drei Inselanleger, von Bord geht, wechselt fast automatisch in einen ungestörten Wandermodus.
Gut kombinierbare Pfade beginnen gleich vor Ort, sie führen durch den grünen Inselsüden. Erhebend ist der Ausblick vom höchsten Inselpunkt Stora Rös; auch durch den Laubwald lässt es sich herrlich spazieren. Gepflanzt wurde er in der Badeära des 19. Jahrhunderts.
Damals zogen erste Gasthäuser und die beginnende Dampfschifffahrt zunehmend Urlauber an. Bis heute ist Bratten ein lebendiger Badeort. Beliebt sind auch die geschützten Buchten bei Uttervik und Halsvik. Wer in nördliche Richtung schlendert, erblickt bald die Inselkirche und kann das Heimatmuseum besuchen, bevor es im alten Fischerdorf Tången oder von Bratten aus wieder auf die Fähre geht.
Hönö – Hummer und Hafenbummel
Hönö gehört zur Gemeinde Öckerö und damit zum nördlichen Schärengarten. Gleichermaßen ist der Archipel ein südlicher Ausläufer der inselreichen Region Bohuslän, die sich bis an die norwegische Grenze zieht. Dank eng getakteter Verbindungen von der ans Straßen- und ÖPNV-Netz angeschlossenen Insel Lilla Varholmen ist man in 13 Fährminuten nach Hönö geschippert.
Auf den nördlichen Schären geht es etwas geschäftiger zu als auf den südlichen, ihre Schönheit mindert dies nicht. Reizvoll präsentiert sich das Fischerdorf Hönö Klava im Südwesten. Jachten und Segelboote dümpeln im Hafen, der dadurch mondän wirkt. Restaurants laden zu frischen Meeresfrüchten, darunter Hummer, und Läden zum Bummel. Die geschichtlichen Hintergründe liefert das Fischereimuseum.
Fotö – Café am Küstenwanderweg
Auch Fotö ist zu Fuß erreichbar – zumindest von Hönö aus, eine Brücke schwingt sich von dort hinüber zur kleinen Nachbarinsel im äußersten Süden des nördlichen Archipels. Badegäste springen über runde Felsbuckel, breiten Badetücher auf warmem Granit aus und hüpfen ins kühle, kornblumenblaue Meer.
Geweißte, hölzerne Wohnhäuser säumen die Straßen, im Hafen kleben rote Fischerhütten dicht an dicht. An der Marina verläuft eine Etappe des "Kuststigen": Der fast 380 Kilometer lange Weitwanderweg führt bis Oslo – aber das ist weit weg. Schon die zwei Kilometer lange, felsige Küstenschleife im Westen Fotös verspricht Ruhe und Panoramaausblicke auf Meer und Schären.
Und wer möchte, legt eine Fika ein. Aus einer der kunterbunten Fischerhütten wabert der Kaffeeduft eines Hafencafés. Gepflegte Kaffeehauskultur gibt es nicht nur im nahen Göteborg.
Reiseziel und Anreise
Reiseziel: Die südlichen und nördlichen Schärengärten liegen westlich von Göteborg im Kattegat. Die südlichen Schären gehören zu Göteborg, die nördlichen zur Gemeinde Öckerö.
Anreise: Mit dem Auto ist man zum Beispiel ab Hamburg rund 8,5 Stunden unterwegs. Etwa genauso lang dauert die Anreise von dort mit der Bahn (mehrmaliges Umsteigen). Es bestehen zudem Fährverbindungen ab Kiel und (günstiger) ab Frederikshavn (Dänemark); Auto- und Fahrradmitnahme sind möglich. Mit Göteborg-Landvetter hat die Stadt auch einen internationalen Flughafen.
Wege und Unterkünfte
Wege auf die Schären: Die südlichen Schären werden ganzjährig vom zentralen Göteborger Anleger Stenpiren per ÖPNV-Fähren angefahren. Häufigere Schiffsverbindungen bestehen ab Saltholmen, erreichbar per Tram vom Göteborger Zentrum (www.vasttrafik.se). Von Saltholmen gelangt man nach Brännö, Asperö, Strysö, Donsö, Köpstadsö, Vrångö und auf weitere kleinere Inseln. Ausflugsschiffe zum südlichen Archipel fahren auch ab Lilla Bommen/Göteborg (www.stromma.se). Der Fährterminal Lilla Varholmen (per ÖPNV erreichbar) bedient die nördlichen Schären Hönö und Björkö direkt. Von hier aus ist über Brücken und/oder Fähren die Weiterfahrt nach Öckerö, Hälsö, Grötö, Hyppeln, Källö Knippla oder die nördlichste Insel Rörö möglich. Im Sommer verkehren Ausflugsschiffe zwischen dem Anleger Stenpiren in Göteborg und Hönö Klava (www.honotrafiken.styrsobolaget.se).
Unterkunft: Eine Übernachtung im Hostel oder einer Jugendherberge (Vandrarhem) in Göteborg gibt es ab etwa 60 Euro pro Nacht/Person; Hotelzimmer mit Frühstück in Zentrumsnähe kosten ab rund 120 Euro. Unterkünfte auf den Schären (ab circa 100 Euro pro Nacht/Person) sind rar und sollten rechtzeitig gebucht werden.
- Nachrichtenagentur dpa