Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auf Flug mit Air Canada Passagiere wollen nicht auf Erbrochenem sitzen – Rauswurf
Air Canada hat sich dafür entschuldigt, zwei Passagiere aus dem Flugzeug geworfen zu haben. Sie hatten sich geweigert, auf verschmutzten Sitzen Platz zu nehmen.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen an Bord eines Flugzeuges und auf Ihren Sitzen sind Spuren von Erbrochenem zu sehen, außerdem riecht es streng. Würden Sie sich weigern, dort Platz zu nehmen?
Zwei Passagieren von Air Canada ist das Ende August auf einem Flug von Las Vegas (USA) nach Montreal (Kanada) so ergangen. Eine Frau, die den Vorgang aus der Sitzreihe dahinter beobachtete, lieferte eine Beschreibung auf Facebook.
Kaffeepulver sollte den Geruch überdecken
Demnach hatte die Flugbegleiterin sich dafür entschuldigt, dass Gurt und Sitz nass seien, auf dem Flug zuvor hätte sich jemand übergeben. Man habe die Sitze gereinigt und versucht, durch das Verstreuen von Kaffeepulver den Geruch zu überdecken.
Leider sei der Flieger komplett ausgebucht und ein simples Umsetzen nicht möglich. "Aber es gab noch immer sichtbare Reste von Erbrochenem", schrieb die Frau auf Facebook.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Facebook-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Facebook-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Nach einigen Minuten der Diskussion sei dann der Kapitän in die Kabine gekommen und haben den Fluggästen mitgeteilt, sie sollten "das Flugzeug verlassen und auf eigene Kosten einen Flug organisieren. Ansonsten würden sie von den Sicherheitskräften abgeführt und auf eine Flugverbotsliste gesetzt." Als die beiden sich weiterhin weigerten, sei tatsächlich Sicherheitspersonal angerückt und habe die beiden abgeführt.
Was sagt das Reiserecht?
Was, wenn so etwas in Deutschland passieren würde? Iwona Husemann, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale NRW sagte t-online: "Immer unterstellt, wir kommen zur Geltung deutschen Rechts, würde sich der Fall wie folgt darstellen. Bei Flügen handelt es sich grundsätzlich um Beförderungsverträge. Die Frage, ob und wie der Sitzplatz gereinigt sein sollte, dürfte eine Nebenpflicht der Fluggesellschaft sein. Danach muss die Flugreise auf dem zugewiesenen Sitz zumindest zumutbar sein. Ist sie dies nicht, können Verbraucher vom Vertrag zurücktreten (§324 BGB) und gegebenenfalls Schadensersatz (§ 282 BGB) geltend machen."
Air Canada entschuldigt sich
Nachdem die Geschichte sich über Social-Media-Kanäle verbreitet hatte und auch die großen nordamerikanischen News-Outlets darüber berichtet hatten, entschuldigte sich Air Canada nun offiziell für das Verhalten der Flugbegleiter und des Kapitäns.
In einer Erklärung sagt die Fluggesellschaft, dass sie die Angelegenheit prüfe und sich mit den Passagieren in Verbindung gesetzt habe, "da unsere Betriebsverfahren in diesem Fall nicht korrekt befolgt wurden. Dazu gehört auch, dass wir uns bei diesen Kunden entschuldigen, da sie eindeutig nicht den Standard an Betreuung erhalten haben, auf den sie Anspruch hatten, und dass wir auf ihre Bedenken eingehen."
- bbc.com: "Air Canada kicks off passengers who refused vomit-smeared seats" (englisch)
- apnews.com: "Air Canada apologizes for booting passengers who complained that their seats were smeared with vomit" (englisch)