Geheimtipp statt Standard Kennen Sie diese fünf italienischen Inseln?
Warum immer nur nach Capri, Sardinien und Sizilien? Natürlich laden die bekannten Inselschönheiten zum Träumen ein. Aber leider sind sie oft auch sehr überlaufen. Zum Glück gibt es weniger bekannte Alternativen.
Mit den ersten Sonnenstrahlen kommt die Sehnsucht nach Sommer. Und Meer. Und nach dolce far niente, süßem Nichtstun. Italienische Inseln mit all ihren unperfekten Liebenswürdigkeiten stehen da bei deutschen Reisenden hoch im Kurs. Gibt es doch oben drauf noch Sonnengarantie, köstliches Essen und Dolce-Vita-Feeling. Wer den Menschenmassen aus dem Weg gehen möchte, kann zu einer der weniger bekannten Alternativen der isole piccole – der kleinen Inseln – wechseln.
Procida statt Capri
Bonbontüte vom Golf von Neapel wird die bunte kleine Insel vor Neapel auch genannt. Ganz richtig ist das nicht, denn es gibt durchaus auch zarte Pastelltöne in der viel fotografierten Häuserreihe an der Hafenpromenade. Weit weniger Touristen finden den Weg nach Procida als ins benachbarte Capri. An der mangelnden Italianità kann's nicht liegen. Vielleicht fehlt der Glamourfaktor?
Am Hafen flicken Fischer ihre Netze, Grüppchen von Frauen stehen mit Einkaufstaschen vor Geschäften, die Arme in die Hüften gestützt, und tauschen den neuesten Klatsch aus, Katzen räkeln sich auf sonnengewärmten Steinen – alles wirkt beschaulich und friedlich. Wenn dann noch eine klapprige Vespa mit einer Kiste frischem Fisch auf dem Rücksitz vorbeiknattert, glaubt man, in einem Filmset der 1960er-Jahre gelandet zu sein.
Tatsächlich ist die kleine Insel wegen ihrer Ursprünglichkeit Schauplatz für so manchen Film. So wurde beispielsweise am Strand Pozzo Vecchio der Romantik-Klassiker "Il Postino" gedreht. Vielleicht war auch dies ein Grund, warum Procida im Jahr 2022 zur italienischen Kulturhauptstadt ernannt wurde.
Favignana statt Sizilien
Ganz fair ist der Vergleich auf den ersten Blick nicht, ist doch Sizilien die größte italienische Insel und Favignana eher ein Winzling. Andererseits ist auch sie in ihrer Gruppe, den Ägadischen Inseln nämlich, die größte. Wer also eine überschaubarere, aber nicht allzu kleine Insel mit klarem Wasser, Sonne und vielseitig inspiriertem Essen sucht, findet auf Favignana sein Paradies.
Bei einem Bummel durch die arabisch inspirierte und recht verwinkelte Inselstadt können Besucher neben der Thunfischfabrik Tonnara samt dazugehöriger Fabrikantenvilla vor allem den ganz besonderen Charme des kuscheligen Orts erleben.
Da ist zum Beispiel der blumenumrankte Madonnenaltar oder die Kirche der "Unbefleckten Empfängnis" auf der Piazza Matrice Favignano daneben. Ansonsten gilt: gemütliches Treibenlassen durch schmale Gassen und ein Cappuccino oder Eis auf der Piazza Europa.
Wer gerne Malediven-Feeling im glasklaren Wasser genießen möchte, besucht einen der Strände der Insel. Cala Rossa, Cala Azzurra oder Cala Rotonda laden Sonnenhungrige zum Baden und Tauchfans zum Schnorcheln ein.
Ponza statt Sardinien
Wer von Bootsauflügen und Baden in lauschigen Buchten träumt, aber weniger Lust auf Promirummel und überteuerte Preise hat, ist auf Ponza genau richtig. Statt Costa Smeralda einfach nur klares Wasser, gutes Essen und viel mehr echtes Italien.
Die bunte Insel im Tyrrhenischen Meer zählt zur Gruppe der Pontinischen Inseln und gilt wegen ihres besonders klaren Wassers als Schnorchel- und Taucherparadies. Als schönste Strände gelten "Chiaia di Luna", geschützt von einer weißen Tuffsteinwand, und die Bucht "Cala Feola".
Weiter entfernte und schwerer zugängliche Buchten können bei einem Tagesausflug mit dem Boot erkundet werden. Im Hafen gibt's zahlreiche Anbieter für Ausflüge, aber auch zum privaten Bootscharter. Es muss ja keine Yacht sein.
Insgesamt hat Ponza sich einen gemütlichen Rhythmus bewahrt. Protzige Yachten findet man dort selten und obwohl es auf den zwei Ebenen entlang des Hafens viele Geschäfte gibt, sucht man die Parade internationaler Luxusgeschäfte dort vergebens. Dafür gibt's Luxus für die Augen beim Sundowner am Hafen.
Wer Glück hat und einen der Tische an der Hafenmauer der "Bar dei Pesci" ergattert, hat einen herrlichen Blick über den Hafen und die bunten Häuserfassaden. Kein Wunder, dass Ponza der Sage nach die Heimat der Zauberin Circe war, die schon Odysseus verzaubert hat.
Giglio statt Elba
Smaragdgrünes Meer, viel unberührte Natur und eine betörende Mischung aus Farben und Gerüchen machen aus der Insel vor der toskanischen Küste ein wahres Kleinod, das es zu entdecken gilt. Dabei geht es nicht um Elba, das zunehmend vom Massentourismus heimgesucht wird, sondern um eine viel kleinere Insel namens Giglio.
Für Wanderer ist die Insel mit ihren zahlreichen Wanderrouten, die durch duftende Macchia und bunte Blütenmeere und vorbei an spektakulären Panorama-Aussichten führen, ein Paradies. Knapp 30 Routen für alle Schwierigkeitsgrade gibt es inzwischen auf der wenig besiedelten Insel. Einige davon sind alte "Mulattiere", Eselswege, auf denen die Einheimischen sich zwischen den Orten bewegt haben.
Wer nun meint, an einem verlassenen kargen Ort gelandet zu sein, wird in Giglio Porto eines Besseren belehrt. Der einzige Hafen der Insel ist malerisch und wuselig, wie man sich einen Hafen vorstellt. Enge, quirlige Straßen werden von bunten Häusern mit Cafés, Restaurants und Eisdielen gesäumt.
Etwas ruhiger geht's in Giglio Castello zu, das sich hoch auf dem Berg in 405 Metern Höhe erhebt. Dort hat sich scheinbar seit Jahrhunderten nichts verändert und auch der hektischste Urlauber verfällt in einen gemächlicheren Inselrhythmus.
Immer noch nicht im Inselfeeling? Dann nichts wie hin zum Strand. Campese, Cannelle und Arenella heißen die bekanntesten Strände der Insel.
Burano statt Venedig
Seit Jahren ächzt die Lagunenstadt unter der Last ihrer Besucher. Von Kreuzfahrtdampfern geplagt und Tagestouristen heimgesucht, kämpft die Insel im wahrsten Sinne des Wortes ums Überleben. Warum nicht einmal die kleine, nicht weit entfernte Verwandte Burano besuchen?
Die leuchtend bunten Häuser der kleinen Nachbarinsel nordöstlich vor Venedig ragen wie eine Malerpalette aus dem glatten Gewässer. Als Orientierung für Fischer in den oft nebelverhangenen Gewässern der Lagune sollten die kunterbunten Häuser einst dienen. Für Fotografen bietet ihre Spiegelung in den Kanälen einen schier unerschöpflichen Quell an Motiven.
Mittlerweile bietet auch der Turm der Inselkirche San Martino eine unverwechselbare Orientierung. Er ist nämlich schief geworden, angeblich sogar schiefer als der berühmte Bruder in Pisa. Dafür gibt's im Inneren eine aufwendige Kreuzigungsszene des venezianischen Barockkünstlers Giovanni Battista Tiepolo zu bewundern.
Außer der Farbenpracht seiner Häuser ist Burano vor allem für seine zierlichen Stickerei- und Klöppelarbeiten bekannt, für die die Fischerfrauen Zeit und Muße haben, während die Männer auf dem Wasser sind. Zu bestaunen und kaufen gibt es die Kunstwerke, ebenso wie zierliche Glaskunst von der Nachbarinsel Murano, bei einem Bummel durch die Hauptstraße Via Baldassare Galuppi.
- Reiseredaktion SRT