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Angeln in Ungarn: Angelurlaub auf der Szigetköz


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Angeln in Ungarn: im Labyrinth der trüben Gewässer

Ein Paradies zum Angeln und Kanufahren: Die Donau-Insel Szigetköz liegt im Grenzgebiet von Ungarn, der Slowakei und Österreich. Auf der einen Seite trennt der Hauptstrom des zweitgrößten Flusses Europas die Insel vom Festland, auf der anderen die Mosoni-Donau, einer ihrer Nebenarme. Das flache, über 52 Kilometer lange Eiland durchziehen unzählige Flussläufe. Ein Lebensraum nicht nur für Biber, Seeadler und Co.: Neben Hecht, Zander, Barsch und Schleie tummeln sich Barben, Rapfen und Welse in den Altarmen der Donau. Sehen Sie mehr in unserer Foto-Show: Angeln auf der Szigetköz.

16.09.2013|Lesedauer: 5 Min.
trax.de, Kurt de Swaaf
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Mit dem Kanu durch die Auwälder der Szigetköz

Zwei Paddelschläge noch und es ist soweit: Zeltplatz und Brücke verschwinden hinter der Biegung, und somit die letzten sichtbaren Spuren menschlichen Wirkens. Zumindest vorerst. Ringsherum breitet sich eine urtümliche Landschaft aus. Schilf und dichter Auwald säumen die Ufer. Der Flussarm fließt gemächlich gen Osten, das breite Kanu, eigentlich für drei Personen gedacht, gleitet auch ohne Anstrengung weiter. Es herrscht eine verzaubernde Ruhe. Das Wasser plätschert leise gegen den Rumpf, ein Windhauch zieht durch die Bäume, und in der Ferne ruft ein Graureiher. Ein Ort zum Aufatmen.

Doch man ist hier draußen nicht alleine. Plötzlich ertönt im Wald ein lautes, heiseres Stöhnen, übergehend in tiefes Grollen. Seltsam, schon fast gruselig, aber kein Grund zur Aufregung. Die bizarren Laute dienen der Brautwerbung, denn jetzt, Ende August, beginnt die Brunftzeit der Rothirsche. Das so genannte Röhren der Männchen soll die Hinden in Stimmung bringen und gleichzeitig Konkurrenten auf Abstand halten. Imponiergehabe eben. Blätter rascheln, Äste knacken – offenbar geht es an diesem Morgen hoch her. Nur zeigen sich die Tiere leider nicht.

Angler im Auwald, Szigetköz, Ungarn.Vergrößern des Bildes
Ein Naturparadies, das der Mensch beinahe zerstört hätte: die Donau-Insel Szigetköz im Nordwesten Ungarns. (Quelle: Balász Horváth)

Szigetköz: Lebensraum für Biber und Co.

Rothirsche gibt es reichlich auf der Szigetköz, der Kleinen Schüttinsel im Nordwesten Ungarns, an der Grenze zur Slowakei. Manchmal sieht man sie in der Dämmerung durch die Donau-Arme schwimmen, erzählt Balázs Horváth vorher beim Gespräch in einer kleinen Kaffeebude im Dorf Dunasziget. Und auch sonst beherberge die wilde Auenlandschaft eine vielfältige Fauna. Horváth listet auf: Wildschweine, Fischotter, rund 260 Vogelarten, 1124 Schmetterlingsspezies, zwölf Amphibien- und Reptilienarten sowie an die 800 Biber-Paare.

Die Nager erreichen beachtliche Ausmaße. "Vor vier Jahren hatte ein Fischer ein 48 Kilogramm schweres Exemplar im Netz", sagt Horváth. Der ausgebildete Biologielehrer und Leiter des lokalen Touristik-Informationsbüros kennt das Gebiet wie das eigene Wohnzimmer. In seiner Freizeit zieht es ihn immer wieder hierher, vor allem zum Angeln, was in Ungarn so etwas wie einen inoffiziellen Nationalsport-Status innehat.

Naturparadies der Szigetköz beinahe durch den Mensch zerstört

Das Naturparadies ist allerdings ein wiederauferstandenes. Vor gut 20 Jahren standen die Ökosysteme der Szigetköz-Auen kurz vor dem Kollaps. Der Hintergrund: Mit dem Bau des Gabčíkovo-Stausees in der Slowakei wurde die Wasserführung der Donau komplett umgekrempelt. Die alten Donau-Arme erhielten ab da nur noch rund zehn Prozent der ursprünglichen Wassermenge. Der Hauptarm grub sich zudem immer tiefer in den Boden ein, weil sich dort kein Geschiebe mehr ablagern konnte. Es wurde stromaufwärts an den diversen Dämmen zurückgehalten.

Die Folgen der beiden zusammenwirkenden Prozesse waren gravierend. Der Grundwasserpegel sank dramatisch, die Feuchtgebiete trockneten aus. Eine Katastrophe. Doch 1995 griff die ungarische Regierung ein. Man baute eine Schwelle am Anfang des Hauptarmes und leitete so Wasser in die kleineren Rinnen der Auwälder um. Die Natur begann sich schnell zu erholen. Später mit den slowakischen Nachbarn geschlossene Verträge regeln heute die zusätzliche Zufuhr von Wasser aus dem Gabčíkovo-Stausee - künstliche Frühjahrsfluten inklusive. Keine Ideallösung, aber immerhin eine funktionierende.

Beim Kanufahren die Kraft der Donau nicht unterschätzen

Die Sonne steht inzwischen über den Bäumen, es wird wärmer. Die Fahrt führt über schmalere, schnell fließende Strecken und träge, flache Bereiche. Dort dringt das Paddel leicht in den schlammigen Boden ein. Eine vom Kanuverleih ausgehändigte Karte zeigt die Strömungsverhältnisse und Gefahrenbereiche an. Die Warnungen sollte man unbedingt ernst nehmen, denn das Wasser kann an manchen Stellen erstaunliche Kräfte entfalten.

Ein kurzes Picknick im Schatten ausladender Weiden, danach geht es weiter. Im Schilf bewegt sich etwas. Ein ausgewachsener Biber erscheint und taucht blitzschnell ab. An den Uferböschungen sind immer wieder die Höhlen der Großnager sichtbar, so mancher Baumstamm trägt ihre Bissspuren. Oben im Geäst hacken derweil die Spechte. Sie finden in dieser weitgehend naturbelassenen Landschaft gewiss genug Nahrung. Totholz und sterbende Bäume werden hier schließlich nicht entfernt und bieten somit zahllosen Insekten eine Lebensgrundlage. Davon profitiert unter anderem auch der imposante Hirschkäfer, den man in Deutschland nur noch selten antrifft. Unordnung bringt Vielfalt hervor.

Angeln in den Altarmen der Donau

Eine ruhige Bucht lädt zum Fischen ein. Das Donauwasser ist heute leider sehr trüb, denn in den Alpen hat es in den vergangenen Tagen kräftig geregnet. Die Zuflüsse haben massenweise Sedimente in die Donau gespült, ans Kunstköder-Angeln ist deshalb nicht zu denken. Die Raubfische würden die Beuteimitate kaum sehen können. Stattdessen wird eine Posenrute fertig montiert. Die Schuppenträger sind offenbar in Beißlaune. Ein Dutzend Rotaugen sowie ein paar andere Weißfische gehen im Verlauf des Nachmittags an den Haken. Die Tiere haben zwar ziemlich viele Gräten, schmecken knusprig gebraten jedoch ausgezeichnet. In Ungarn isst man eben nicht nur Fertigfisch aus der Tiefkühltruhe.

Der Fischbestand der Szigetköz ist geradezu legendär. In den Altarmen tummeln sich prächtige Hechte, Zander, Barsche und Schleien. An Stellen mit stärkerer Strömung findet man Barben und den Rapfen, eine Art Raubkarpfen. Stromabwärts der Dämme stellen einheimische Angler im Winter auch den Aalquappen nach. Diese Süßwasser-Verwandte des Dorsches sind eine besondere Delikatesse. Die unumstrittenen Herrscher ungarischer Gewässer sind allerdings die Welse. Sie können über drei Meter lang werden und erreichen Gewichte jenseits der 100-Kilo-Marke. Echte Leviathane.

Grenzübergreifender Nationalpark soll die Szigetköz schützen

Der Tag geht langsam zu Ende, es wird Zeit, zurück in die Zivilisation zu paddeln. Und dann erscheint noch eine Überraschung am Himmel. Ein riesiger Seeadler, gemächlich auf der Thermik gleitend. Ein zweiter kommt hinzu, ein dritter. Was für ein Anblick. Zur Zeit leben vier Seeadler-Brutpaare auf der Szigetköz, wird Balázs Horváth später erklären. Die Population scheine leider zu stagnieren, was eventuell eine Folge von illegalen Abschüssen sein könnte. Noch immer gibt es Grünröcke, die gezielt auf geschützte Raubvögel anlegen. Eine Schande. Solchen Frevel einzudämmen, ist indes schwer, denn auf insgesamt 52 Kilometern Insellänge sind nur zwei Wildhüter tätig, berichtet Horváth. Der Schutz solle gleichwohl verbessert werden. "Wir möchten mit der Slowakei zusammen einen grenzübergreifenden Nationalpark errichten." Die Verhandlungen kommen allerdings nur schleppend voran. Hoffentlich haben die Verantwortlichen bald ein Einsehen.

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Weitere Informationen:

Kanus können am Campingplatz "Vizpart Camping Dunakiliti" gemietet werden. Adresse:

Csölösztö utca 5
9225 Dunakiliti
Ungarn
Tel.: +36-(0)96-224579 oder +36-(0)30-225 3318 (mobil)

Reservierung wird ausdrücklich empfohlen.

Erfreulicherweise ist eine Angelerlaubnis in Ungarn völlig problemlos erhältlich. Angelkarten werden in Läden und Touristikbüros verkauft, die Vorlage eines deutschen Fischereischeins wird nicht verlangt. Personalausweis oder Reisepass genügt. Es empfiehlt sich jedoch, Tageskarten für die letzten drei Monate des Jahres im Voraus zu bestellen, weil die Ausgabestellen im Herbst die Abrechnung mit dem Fischereiverband machen.

Angelscheine für die Szigetköz gibt es im Touristik-Informationsbüro von Mosonmagyaróvár. Adresse:

Magyar utca 9
9200 Mosonmagyaróvár
Tel.: +36-(0)96-206 304

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