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Angeln ohne Angelschein - geht nicht, oder doch?


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Angeln ohne Angelschein - geht das?

Wer angeln will, braucht gültige Fischerei- und Erlaubnisscheine. In Deutschland ist das eine komplizierte Angelegenheit: Voraussetzung für den Erhalt einer Angelerlaubnis ist die amtliche Fischereiprüfung - die man aber nur ablegen darf, wenn man vorher einen speziellen Kurs absolviert hat. Doch es gibt andere Möglichkeiten: Bei unseren europäischen Nachbarn dürfen Petrijünger zum Teil sogar ganz ohne "Angelschein" ihr Glück versuchen und sogar zwei Bundesländer gestatten Ausnahmen von der strengen Regulierung. Was halten Sie von den rechtlichen Regeln für das Angeln in Deutschland? Stimmen Sie rechts oben ab. Zur Einstimmung auf die nächste Angeltour legen wir Ihnen auch unser Fisch-Quiz ans Herz.

Aktualisiert am 25.10.2013|Lesedauer: 4 Min.
Kurt de Swaaf / trax.de
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Angeln ohne Angelschein am Lago Maggiore

Locarno im Südschweizer Kanton Tessin: Auf der Promenade an der Viale Verbano flanieren Spaziergänger in der Sonne und genießen dabei den Ausblick auf den Lago Maggiore und die umringenden Berge. Wer in die blaue Tiefe des Sees hineinspäht, entdeckt bald Fische. Barsche und Rotaugen suchen in Ufernähe nach Futter, unter der Wasseroberfläche kreuzen große Döbel. Mit etwas Glück sieht man sogar einen Hecht lauern. Den Angler juckt es in den Fingern. Wär’ doch nett, hier mal sein Glück zu versuchen.

Lachs neben einer Angel: Wo man hierzulande ohne Fischereischein angeln darfVergrößern des Bildes
Lachs neben einer Angel: Wo man hierzulande ohne Fischereischein angeln darf (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Kein Problem. Nur ein paar hundert Meter weiter, im Tourismus-Informationsbüro, erhält jeder gegen Vorlage des Personalausweises für 50 Franken ein sogenanntes Fischerpatent. Gültigkeit: eine Woche. Für zwei Tage kostet dieser Angelschein 30 Franken. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren bekommen das Patent im Rathaus sogar kostenlos ausgestellt. Ähnlich einfach lassen sich Angellizenzen auch für viele andere Gewässer in der Schweiz erwerben. Wunderbar unbürokratisch.

Angelschein machen in Deutschland: nicht ohne Kurs

In Deutschland herrschen dagegen andere Bestimmungen. Hierzulande läuft in der Regel erst mal nichts ohne amtliche Fischereiprüfung. Sie ist die große Hürde, die es zu nehmen gilt, bevor man zum Angeln gehen darf. Nirgendwo auf der Welt sind die Regelwerke so komplex und die Anforderungen an den zukünftigen Petrijünger so hoch. Früher war es noch möglich, sich selbst auf die Prüfung vorzubereiten. Man meldete sich an, ging zum Examen, und bestand. Oder eben nicht - was eine Wiederholung nach sich zog. Heute gibt es eine Ausbildungspflicht. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muss der Kandidat oder die Kandidatin zuvor einen Kurs besuchen. Solche Lehrgänge bieten normalerweise die örtlichen Angelvereine an. Die Qualität der Kurse ist sehr unterschiedlich.

Der Fischereischein reicht in der Regel nicht aus

Die genauen Regeln für den Erwerb des Fischereischeins und die Kosten variieren von Bundesland zu Bundesland. In diversen Ländern gibt es Jugendfischereischeine mit speziellen Bestimmungen, für Kinder unter acht oder zehn Jahren ist das Angeln oft verboten. Der staatliche Fischereischein an sich reicht in den allermeisten Fällen nicht aus. Fast überall wird auch noch eine Angelerlaubnis für das jeweilige Gewässer benötigt, in dem man auf Fischfang gehen möchte. Diese stellt grundsätzlich der Gewässerpächter (in vielen Fällen ein Angelverein) oder sonstige Inhaber der Fischereirechte aus. Meist sind solche Scheine aber in Angelfachgeschäften oder bei anderen Beauftragten erhältlich. Für manche staatliche Gewässer wie zum Beispiel die Elbe in Hamburg wird keine zusätzliche Angelerlaubnis gebraucht. Hier reicht der Fischereischein. Dasselbe gilt für die Küsten der Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Angelschein auf Zeit

Schleswig-Holstein bietet darüber hinaus neben Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen noch eine weitere Möglichkeit. Personen, die ihre Hauptwohnung nicht in Schleswig-Holstein haben und keinen Fischereischein eines anderen Bundeslandes besitzen, können für die Dauer von bis zu 40 aufeinanderfolgenden Kalendertagen einen sogenannten Urlauberschein erhalten. Mecklenburg-Vorpommern stellt ebenfalls einen zeitlich befristeten Fischereischein aus. Dieser gilt bis zu 28 Tagen und kann auch mehrfach verlängert werden. Hier können sogar Bürger des Landes den Schein erwerben. In Thüringen dürfen die Gemeinden einmal pro Kalenderjahr einen Vierteljahresfischereischein ausstellen, ein Sachkundenachweis wird dabei nicht verlangt.

Angelschein: Theorie und Praxis

Über den Sinn von Ausbildungspflicht und Fischereiprüfung lässt sich trefflich streiten. Die Hauptargumente der Befürworter beziehen sich vor allem auf den Tier- und Naturschutz. In den Kursen sollen dem Angel-Aspiranten die notwendigen Fachkenntnisse über die Fischereibestimmungen, Schonzeiten, Mindestmaße und den "waidgerechten" Umgang mit den Fischen vermittelt werden. Doch fern aller Theorie erlangt man das wichtigste Wissen oft erst in der Praxis, draußen in der Natur, am besten in Begleitung eines erfahrenen Petrijüngers.

Die Hürden zum Angelschein senken?

Abgesehen davon kann der Erfolg der Beschränkungen durchaus hinterfragt werden. Wer viel in Europa unterwegs ist, weiß: Die Sportfischer in anderen Ländern sind nicht unbedingt schlechtere Angler oder verstoßen häufiger gegen Natur- und Tierschutzbestimmungen als ihre staatlich geprüften deutschen Kollegen. Unglaublich zum Beispiel, wie oft hierzulande geschützte Fischarten in der Pfanne landen, und welche Müllmengen man immer wieder an beliebten Angelplätzen findet. Schwarze Schafe gibt es eben überall. Wäre es also nicht sinnvoller, die Hürden zu senken und dafür die Einhaltung der Regeln, die jeder nachlesen kann, strenger zu überwachen?

Auch dem Nachwuchs wird es in Deutschland schwer gemacht. Dabei ist Angeln Umweltpädagogik pur. Nehmen Sie Ihre Kinder mit ans Wasser, zeigen Sie ihnen diese faszinierende Welt. Schon bald werden sie verstehen, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren, und dass der Fisch nicht in Stäbchenform herumschwimmt. Besser als Computer oder Fernsehen, und spannender.

Angeln ohne Angelschein bei den europäischen Nachbarn

Was aber tun, wenn man (noch) keinen staatlichen Fischereischein hat? Einfach über die Grenze gehen. Unsere europäischen Nachbarländer bieten ungeprüften Anglern jede Menge Möglichkeiten. Nur in Österreich wird von Touristen aus der Bundesrepublik meistens die Vorlage eines deutschen Fischereischeins verlangt. Die Schweiz wurde bereits erwähnt, aber auch Frankreich, Polen, Dänemark sowie das Anglerparadies in Schweden sind sehr interessant. Die Papiere werden an den zuständigen Stellen gekauft, und los geht's.

Angelschein in Holland nicht erforderlich

Besonders empfehlenswert sind die niederländischen Küstengewässer. Dort braucht man gar keine Scheine. Vom Strand oder den Deichen aus lassen sich schöne Plattfische, Dorsche, Wolfsbarsche und andere Schuppenträger erbeuten. Doch Vorsicht, auch hier gelten Regeln. Die Polizei kontrolliert vor allem die Einhaltung der Mindestmaße.

Weitere Informationen

www.portal-fischerei.de

www.angeln-in-den-niederlanden.de/gesetze.htm

www.anglerverband.com

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