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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Angeln: Hechtfang leicht gemacht
Das Angeln auf Hecht stellt eine faszinierende Herausforderung für Angler dar. Der listige Jäger ist argwöhnisch und lässt sich von Kunstködern oft nicht täuschen. Abhilfe schafft hier das Drachkovich-System, bei dem der Hecht mit einem zwar toten, aber echten Köderfisch zum Biss verlockt wird - und das sich natürlich auch für andere Raubfische wie etwa Zander eignet. Wir stellen das Drachkovich-System vor, wie Sie es selber bauen können und worauf Sie beim Einsatz achten müssen. Außerdem geben wir Ihnen Tipps, wann Hechte am besten beißen.
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Wenn es warm wird, werden Hechte hungrig
Raubfisch-Spezialisten sind bereits seit Eröffnung der Hechtsaison im Mai im Angelfieber. Und bei steigenden Wassertemperaturen, ist Esox lucius überaus hungrig. Die Chancen sind also den Sommer über hervorragend. Wer einen Hecht fangen will, muss zudem meist nicht weit fahren. Erfreulicherweise kommen die grüngoldgefleckten Jäger in sehr vielen und sehr unterschiedlichen Gewässern vor. Sie fühlen sich in großen Strömen wie in flachen Weihern wohl, in Stauseen und sogar in Mittelgebirgsflüsschen, die eher Forellen-Habitate sind.
Auch in den brackigen Bodden an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern tummeln sich Hechte. Hier wachsen die Räuber dank des guten Futterangebots (massenweise Heringe im Frühling!) besonders schnell.
Der Hecht: ein Jäger auf der Lauer
Zu Großvaters Zeiten war der Hechtfang eine ziemlich simple Angelegenheit: Man hängte einen lebenden Köderfisch an einen kräftigen Angelhaken, ließ das verängstigte Tier unter einer wuchtigen Pose herumschwimmen und wartete, bis ein Hecht den glücklosen Schuppenträger verschlang. Diese Methode ist in Deutschland längst verboten – zu Recht. Die meisten Hechtangler greifen heutzutage zu Kunstködern. Mit ihnen muss man nicht an einer Stelle verharren, bis ein hungriger Esox vorbeikommt. Stattdessen können die Imitate an vielversprechenden Stellen vorbeigeführt werden. Hechte sind nämlich hauptsächlich Lauerjäger. Sie warten, oft zwischen Wasserpflanzen versteckt, auf unvorsichtige Opfer und stoßen blitzschnell zu, sobald ihre Beute nah genug ist.
Der Erfolg der Kunstköder-Angelei ist allerdings wechselhaft. Dort, wo viele Petrijünger unterwegs sind, lernen die Raubfische irgendwann, Original und Täuschung voneinander zu unterscheiden. Das führt manchmal zu sehr frustrierenden Erlebnissen. Der Anblick eines Hechtes, der argwöhnisch hinter einem Wobbler oder Blinker herschwimmt und dann abdreht, mag aus verhaltensbiologischer Sicht hochinteressant sein, aber man hätte es doch lieber anders. Da hilft nur ein Griff in die Trickkiste.
Hechtfang mit dem Drachkovich-System
Ein echter Beutefisch verleitet logischerweise auch misstrauische Räuber zum Anbiss. Was wäre also besser als eine Kombination aus Natur- und Kunstköder? Das so genannte Drachkovich-System macht genau dies möglich. Die Erfindung des französischen Meisteranglers Albert Drachkovich ist so genial wie einfach. Ein toter Köderfisch wird auf einen dünnen Metallspieß gesteckt und mit Kupferdraht sowie zwei Drillingshaken fixiert. Ein Wirbel verbindet diese Montage mit dem Vorfach, eine große Bleischrot-Kugel gibt dem Ganzen Gewicht. Sie wird auf die Wirbel geklemmt. Fertig.
Drachkovich-Systeme können leicht und billig selbst fabriziert werden. Federstahl-Draht ist hervorragend für die Herstellung des Spießes geeignet. Mit einer Zange lässt sich an einem Ende eine Öse drehen, das andere Ende wird in V-Form gebogen. An der Öse befestigt man ein fingerlanges Stück dünnen Kupferdraht und zwei unterschiedlich lange (vier bis zehn Zentimeter, je nach vorgesehener Köderfisch-Länge) Stücke Kevlar-Vorfach. Anschließend werden daran die Drillingshaken geknotet. Soweit die Grundausstattung.
Mit dem Köder leichte Beute simulieren
Als Köderfische haben sich tote, zwölf bis fünfzehn Zentimeter lange Rotaugen, Ukelei und Barsche am besten bewährt. Der Spieß, etwa zwei Drittel so lang wie der Köder, wird durch das Maul bis in die Bauchhöhle gesteckt, der Kupferdraht durch die Kiemenspalten um den Nacken gewickelt, und die Drillinge in je einer Seite des Fischkörpers verankert. Das Gewicht des Bleis richtet sich nach der Tiefe, in der man die Hechte sucht. Zwei bis fünf Gramm reichen normalerweise aus. Hin und wieder ist es sinnvoll, den Köderfisch in Oberflächennähe zu halten, vor allem dann, wenn die Räuber in Krautbänken lauern. In solchen Fällen wird die Drachkovitch-Montage ohne Blei gefischt.
Langsamkeit ist beim Hechtangeln Trumpf. Werfen Sie vielversprechende Stellen gezielt an und lassen Sie den Köder gemächlich an dem erhofften Hecht-Standplatz vorbei torkeln. So imitiert man das Verhalten eines kranken oder verletzten, sterbenden Fisches. Eine leichte Beute. Der Anbiss ist oft sehr heftig. Manchmal scheint es sogar, als ob im Wasser ein kleiner Sprengsatz explodieren würde. Zuweilen aber packt ein Hecht sehr vorsichtig zu. Der Angler spürt nur, dass irgendetwas den Köderfisch festhält. Passiert dies, lässt man den Räuber ein paar Meter an freier Leine wegschwimmen, bevor man den Anhieb setzt.
Wann Hechte besonders gut beißen
Hechte können überaus launisch sein. An manchen Tagen wollen sie partout nicht beißen, jeglicher Appetit scheint ihnen abhanden gekommen zu sein. In Jagdstimmung geraten die Tiere dafür oft bei einem Wetterwechsel, wenn eine Regenfront aufzieht zum Beispiel. Auch im Tagesverlauf kennt Esox unterschiedliche Beißzeiten. Die besten Chancen bieten sich im Frühling und Sommer erfahrungsgemäß in den frühen Morgenstunden. Während der kalten Jahreszeit sind Hechte dagegen zur Mittagszeit am aktivsten. Aber es gibt natürlich immer Ausnahmen.
Das Suchen der Raubfische macht einen wesentlichen Teil der Faszination Hechtangeln aus. Es ist eine Pirschjagd, am Ufer entlang oder vom Boot aus. Halten Sie nach Wasserpflanzen und Seerosenfeldern Ausschau. An den Rändern eines solchen Bewuchses lauern die Hechte. In Flüssen sind vor allem strömungsarme Buchten und tiefe, ruhige Löcher vielversprechend. Und noch ein ganz wichtiger Tipp zum Schluss. Benutzen Sie beim Hechtfang immer(!) ein Vorfach aus Kevlar, geflochtenen Stahlfasern oder speziell gehärtetem Monofil-Material. Hechtzähne sind unglaublich scharf. Eine normale Angelschnur hat dagegen keine Chance.