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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Kitesurfen: So funktioniert der Trendsport
Was vor einigen Jahren an den Stränden der Welt noch für Verwunderung und Irritation sorgte, hat sich mittlerweile zum absoluten Trendsport entwickelt. Das Kitesurfen verzeichnet inzwischen weltweit über eine halbe Million begeisterte Anhänger. Doch woher weht denn nun eigentlich der Wind? Wie hat sich das Kitesurfen entwickelt, was braucht man dafür und wie funktioniert es? Erfahren Sie mehr über das Kitesurfen in unserer Foto-Show.
Die Anfänge des Kitesurfens
Der Gedanke, die Kräfte eines Drachens für den Wassersport zu nutzen, kam in den 80er Jahren den Brüdern Bruno und Dominique Legaignoux. Die Franzosen entwickelten den ersten WIPIKA (Wind Powered Inflatable Aircraft)-Kite – einen Lenkdrachen, mit dem man dank aufblasbarer Kammern aus dem Wasser starten kann. Das war der Prototyp der heute gängigen Kites. Einer der ersten Anhänger war Surflegende Robby Naish, der der frischen Disziplin zu einem kräftigen Popularitätsschub verhalf. So avancierte das Kitesurfen innerhalb weniger Jahre zum Shooting-Star des Wassersports.
So sieht der Kite aus
Die Ausrüstung beim Kiten setzt sich zunächst zusammen aus dem Kite-Schirm, dem Board, der Lenkstange, Bar genannt, und dem Trapez. Bar und Trapez gibt es in mehreren Varianten, die je nach Können, Körpermaßen und Windverhältnissen ausgewählt werden. Die Bar richtet sich dabei nach der Größe des Kites: Je kleiner der Kite ist, desto einfacher ist er zu lenken. Dementsprechend kommt man mit einem relativ kleinen Hebelarm, also einer kurzen Bar aus. Dazu aber später mehr.
Bow-Kites eignen sich für Anfänger
Das wichtigste Element ist natürlich der Schirm. Hier unterscheidet man zunächst zwischen Tube-Kites und Soft-Kites. Tube-Kites bestehen aus einem segeltuchartigen Schirm, dessen aufblasbares Schlauchsystem das Tuch selbst durch Spannung in Form bringt. Die Anströmkante (Vorderseite) wird dabei durch den großen Front-Tube gebildet, während die "Struts", die Längsschläuche, für die Stabilisierung des Schirms zuständig sind und damit automatisch die Abströmkante an der Hinterseite des Kites formen. Die Form des Front-Tubes (und damit die des gesamten Schirms) kann variieren und ist ausschlaggebend für die Namensgebung: B(ow)-Kites, C-Kites, Delta-Kites und Hybrid-Kites beschreiben die gängigsten Kite-Arten. Im Anfängerbereich kommen vor allem Bow-Kites zum Einsatz. Die fehlerverzeihenden Flugeigenschaften und ein spezielles "Depower"-System sorgen für leichtes Handling. Das "Depower"-System beschreibt dabei ein spezielles Leinensystem, über das man die Windangriffsfläche des Kites und damit seine Zugkräfte steuern kann.
Form und Stabilität dank Staudruck
Foil-Kites – oder auch "Matten" – besitzen keine Luftschläuche, sondern sind an der Anströmkante mit großen Öffnungen versehen. Der Kite erhält Form und Stabilität durch den Staudruck, wenn Luft in die einzelnen Zellen strömt. Sie werden eher an Land – beim Snow- oder Buggy-Kiten – als beim Wassersport eingesetzt, da über die Luftlöcher Wasser in den Schirm fließen könnte.
Wie viel Leinen werden benötigt?
Eine zusätzliche Differenzierung stellt das Leinen-System der Kites dar: Hier unterscheidet man zwischen dem 2-Leiner-, 4-Leiner-System und dem 5-Leiner-System. 2-Leiner-Kites gehören allerdings zur aussterbenden Spezies. Sie wurden vor allem in den Anfängen des Kite-Sports verwendet, da zwei Leinen natürlich zunächst einfacher zu handhaben sind als vier. Heute sieht man Kites mit 2-Leiner-System außer bei Trockenübungen auf dem Land allerdings nur noch sehr selten. Das 4-Leinen-System ermöglicht Fahrvergnügen für den Anfänger, aber auch für den anspruchsvolleren Kite-Surfer. Über die vier Leinen lassen sich Winkel und damit Windeinstrom und Druck auf den Kite regulieren. Welche Größe der Kite haben sollte, ist abhängig von der aktuellen Windstärke und dem Körpergewicht des Sportlers. Beginnend bei einer Fläche von 6 Quadratmeter, erreichen die größten Kites bis zu 17 Quadratmeter. Die zusätzliche Leine der 5-Leiner-Systeme erleichtert das Starten, wenn der Kite auf dem Wasser liegt.
Board & Bar
Dem Kite in der Prioritätsrangfolge dicht auf den Fersen ist das Kite-Board, das Brett auf dem man fährt. Drei große Gruppen lassen hier unterscheiden: das Twin Tip Board, das Directional Board und die Mutant Boards, die alle zwischen 100 und 170 cm groß sind. Durch völlige Symmetrie in Form und Aufbau lässt sich das Twin Tip in beide Richtungen fahren, denn sowohl an Bug und Heck ist es jeweils mit 2 Finnen versehen. Dadurch bleibt dem Kite-Surfer beim Richtungswechsel der Fußwechsel erspart – primär der Grund, warum es als Vorreiter auf dem Markt gilt. Das Directional wiederum erinnert in seiner Form an das typische Surfbrett und weist lediglich am Heck eine Finne auf. Es ist asymmetrisch und kann somit nur in eine Richtung gefahren werden. Mutant Boards sind in der Regel Mischformen aus Directional und Twin Tip
Die Bar ist über Leinen mit dem Kite verbunden, die bis zu 30 Meter lang sein können. Sie stellt nicht nur die Verbindung zwischen Schirm und Board, sondern auch das grundlegende Steuerungstool beim Kiten dar. Gleichzeitig ist hier die Sicherheitsleine, die Safety Leash, sowie das Notauslösesystem „Quickrelease“ befestigt. Der Quickrelease ermöglicht ein sofortiges Absenken des Kites, bei dem der Surfer jedoch über das Trapez mit dem Schirm verbunden bleibt. Beim Lösen der Safety Leash fällt der Kite nicht nur unmittelbar auf das Wasser, sondern trennt auch den Kiter vollständig vom Schirm ab.
Kraftverstärker und Navigation
Durch die Größe des Kites und die enorme Höhe, in der er sich befindet, entstehen starke Zugkräfte, die die bloße Armmuskulatur nicht bewältigen kann. Daher wird ähnlich wie beim Windsurfen ein Trapez zur Hilfe genommen. Dieses kann über eine Schlaufe – die Chickenloop – an der Bar eingehängt werden. Die Bar ermöglicht über die Leinen die Steuerung des Kites im jeweiligen Windfenster, die zusätzlich über das bewusste Lenken des Bretts unterstützt werden kann. So kann parallel zum Wind gefahren, aber auch gegen den Wind gekreuzt werden. Das Springen, beziehungsweise Fliegen, dem das Kitesurfen seinen Kultstatus verdankt, wird auch über die Bar gesteuert.
Wo kann man Kitesurfen lernen?
Empfehlenswert ist es generell, Kitesurfen bei einer professionellen Kite-Schule zu lernen, da das Verletzungsrisiko gerade am Anfang nicht zu unterschätzen ist. Besonders attraktiv am Kiten ist die Tatsache, dass der Sport in Bezug auf seine Ausübungsstandort sehr entspannt daher kommt. So gibt es auf allen Kontinenten zahlreiche Spots, die zum Surfen einladen. Sei es nun Marokko, Schottland, Neuseeland, Costa Rica, Vietnam oder Kanada – wer die Welt sehen will, kann das getrost mit seinem Kite im Gepäck tun!
Mehr Informationen zu Kiteschulen in Europa und weltweit, gibt es hier:
www.vds-kitesurfing.de/kitesurfschulen/verzeichnis