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Flunder, Scholle und Co.: Plattfisch angeln an Nordsee und Ostsee


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Reiche Beute an der Küste: Plattfisch angeln an Nordsee und Ostsee

Der Herbst ist eine hervorragende Zeit für den Fang von Plattfischen. Flunder und Scholle, aber auch Kliesche, Steinbutt und Seezunge gehen an den Stränden von Nord- und Ostsee vor allem dann an den Haken, wenn es allmählich kühler wird. Manchmal jedoch sind Angler gezwungen, den Fischen mit regelrechten Tricks beizukommen. Wir stellen die Plattfisch-Arten in den deutschen Angelgewässern im kurzen Steckbrief vor und geben Tipps zu Köder und Montage. Sehen Sie Flunder, Scholle und Co. auch in unserer Foto-Show zum Plattfisch angeln.

15.10.2013|Lesedauer: 4 Min.
Kurt de Swaaf
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Plattfische angeln an der deutschen Küste im Herbst

Oktober: Der stürmische Wind der vergangenen Tage hat sich endlich gelegt, die Ostsee wirkt jetzt friedlich wie ein Parkteich. Die Dämmerung lässt den grauen Himmel langsam mit dem Meer verschmelzen. Es kommt Nebel auf. Auf der Seebrücke von Kühlungsborn sind bereits mehrere Angler eingetroffen. Sie montieren ihre Ruten und fachsimpeln über die Fänge der letzten Wochen. Wirklich zufrieden ist man nicht, aber vielleicht wird es ja heute besser. Vor allem die Plattfische sollten nun doch so langsam richtig in Beißlaune kommen. Wie immer, wenn das Wasser im Herbst abkühlt.

Plattfisch: Angeln an Nord- und Ostsee.Vergrößern des Bildes
Der Herbst ist die beste Zeit für den Fang von Plattfischen an den Küsten von Nord- und Ostsee. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Steckbrief: Flunder - Lebensraum auch im Süßwasser

In Deutschlands ufernahen Küstengewässern kommen insgesamt fünf Plattfisch-Arten regelmäßig vor. Die am weitesten verbreitete ist die Flunder, Platichthys flesus, welche an der Ostsee irrtümlicherweise oft auch Scholle genannt wird. Sie ist vor allem an den knöchernen Körnchen in der Haut entlang der Seitenlinie und den Flossensäumen erkennbar. Flundern können gut einen halben Meter lang werden und kommen überall in der Nordsee und in der Ostsee vor. P. flesus verträgt zudem Süßwasser. Die Fische können deshalb auch in der Elbe im Hamburger Stadtgebiet, in den brackigen Vorpommerschen Bodden und an den Stränden Usedoms gefangen werden.

Steckbrief: Scholle - große Exemplare nur in der Tiefe

Die echte Scholle (Pleuronectes platessa) dagegen dringt normalerweise nur in die westliche Ostsee vor, wo der Salzgehalt des Meerwassers höher ist. Ihre wichtigsten Erkennungsmerkmale sind eine glatte Haut und kleine runde, rostrote Flecken (bei der Flunder sind diese größer und unregelmäßiger geformt). In Küstennähe lebende Schollen sind in der Regel eher klein, bis etwa 30 Zentimeter Länge, weil die älteren Exemplare tieferes Wasser bevorzugen. Vom Boot aus oder an manchen Hafenmolen wie denen von IJmuiden in Holland lassen sich gleichwohl auch größere Exemplare erbeuten. Die Maximallänge von P. platessa beträgt über 80 Zentimeter. Solche Kapitale findet man allerdings nur im Nordatlantik.

Steckbrief: Kliesche - Schwarmfisch der Nordsee

Die hellbraun gefärbte Kliesche, Limanda limanda, ist die Dritte im Bunde der häufigen heimischen Plattfisch-Spezies. Sie bevorzugt Sandböden und tritt nicht selten in großen Trupps auf. Ihre Haut fühlt sich an wie feines Schmirgelpapier. Klieschen werden nur selten länger als 30 Zentimeter. Auch sie brauchen eher relativ hohe Salzkonzentrationen, in östlicheren Gefilden sucht man sie deshalb meist vergeblich.

Steckbrief: Steinbutt und Seezunge - eher seltene Gäste

Der räuberisch lebende Steinbutt (Psetta maxima) wiederum ist da toleranter und kommt auch vor Rügen und in der Pommerschen Bucht vor. In der Nordsee kann der Petrijünger zusätzlich noch auf die Seezunge (Solea vulgaris) treffen, vor allem an der südniederländischen Küste. Die beiden letztgenannten Arten sind aber bei weitem nicht so häufig wie die ersten drei. Vor allem der gezielte Fang des Steinbutts ist deutlich schwieriger.

Plattfische angeln: Klassische Montage versagt häufig

Flunder, Scholle und Kliesche indes stellen hierzulande die Hauptbeute der Brandungsangler dar. Im Allgemeinen kommen beim Plattfischfang Paternoster-Montagen mit bis zu drei Haken zum Einsatz. Beliebt ist auch die Verwendung von so genannten Lockperlen. Die bunten Verzierungen werden unmittelbar vor den Angelhaken auf die Schnur geschoben. Die Platten, so heißt es, lassen sich davon anziehen, weil sie von Natur aus neugierig sind. Letzteres stimmt zwar, doch inwiefern solche Weihnachtsdekorationen tatsächlich den Fangerfolg steigern, ist fraglich. Die Lockperlen dürften nur bei klarem Wasser und helllichtem Tag gut sichtbar sein. Gleichzeitig machen sie die Montage schwerer und klobiger. Und das könnte unerwünschte Folgen haben.

Gerade an der Ostsee passiert bei sehr ruhigem Wetter manchmal Seltsames. Alle auf der Seebrücke haben längst ihre Köder ausgelegt, aber niemand fängt etwas. Trotzdem zittert regelmäßig eines der Knicklichter an den Rutenspitzen. Und anschließend ist der Wattwurm halb vom Haken verschwunden. Krabben? Als Angler ist man in solchen Fällen nach zwei, drei Stunden ziemlich frustriert und kommt vielleicht auf merkwürdige Ideen...

Flunder & Co. mit einem Trick überlisten: Kleine Köder ganz groß

Eine leichte Zander-Rute und eine Spinnrolle werden aus dem Auto geholt. Man fädelt ein 30 Gramm Birnenblei auf die nur 0,10 Millimeter starke, geflochtene Hauptschnur, und bindet ans Ende einen passenden Wirbel. Ein 0,20er monofiles Vorfach mit einem langstieligen No. 6 Haken vervollständigen die Montage. Köder: ein einziger, möglichst kleiner Wattwurm oder ein Stück Seeringelwurm, gerade groß genug, um den ganzen Haken zu bedecken. Dann wird ausgeworfen und wieder gewartet.

Nach nur zehn Minuten beginnt das Spiel erneut. Ein Zupfen an der Rutenspitze – wer nicht genau hinschaut, würde es kaum bemerken. Die Schnur wird zwischen die Finger genommen. In der Tat, da ist etwas am anderen Ende, tief unter Wasser. Noch einige Sekunden warten, dann folgt der Anhieb. Hängt! Der Fisch folgt zunächst beim Einkurbeln. Kurz vor der Seebrücke jedoch versucht er, mit Macht abzutauchen. Und die ist größer als man dachte. Kurz darauf erscheint das Tier an der Wasseroberfläche. Eine prächtige Flunder, knapp 40 Zentimeter lang. Mittels einer vorher am Seil aufgehängten Ködersenke wird der Fang hochgeholt. Na also, geht doch.

Der oben beschriebene Trick scheint beim Nachtangeln an der Ostsee manchmal der einzige Schlüssel zum Erfolg zu sein. Warum, weiß niemand genau. Aber es wirkt. Wer nach so einem Abend mit einem guten Dutzend fetter Flundern heimkehrt, wird beim Ausnehmen oft bemerken, dass die Fische prall gefüllte Mägen haben. Vielleicht sind sie einfach satt gewesen und wollten nur noch einen kleinen Leckerbissen naschen. Und vielleicht haben sie deshalb so zaghaft mit dem Köder herumgespielt.

Plattfische angeln an der Nordsee: weniger Anspruch an Technik

Bei kräftiger Brandung oder auch an Stellen mit starker Strömung, wie man sie an der Nordsee vielerorts findet, sind die Platten meist viel weniger vorsichtig. Der Köder wird ohne Umschweife verschlungen, ein Anhieb ist oft nicht mal nötig. In solchen Fällen sollten nur größere Haken, Nr. 2 und mehr, mit entsprechenden Köderportionen zum Einsatz kommen. Junge, untermäßige Exemplare können sie nicht so leicht schlucken und werden geschont. Eine Frage der Nachhaltigkeit.

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