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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zum Weltumwelttag am 5. Juni So schädlich wirken sich unsere Klamotten auf die Umwelt aus
Mal wieder nichts zum Anziehen? Viele kennen das: Obwohl der Schrank voll ist, hat man das Gefühl, dringend Shoppen zu müssen. Die damit verbundenen Umweltprobleme geraten da gerne in Vergessenheit.
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Tops, Sonnenbrillen oder Badehosen – angepriesen für je nur ein paar Euro. Billiganbieter für Mode und Sportartikel locken heute in vielen deutschen Städten mit häufig wechselnden Sortimenten. Kunden verlassen die Läden oft mit großen Tüten.
Dabei lässt sich feststellen: Auch vermeintliche Schnäppchen haben ihren Preis. Sie gehen oftmals auf Kosten der Umwelt – und damit auch von Menschen. Das zeigen Beispiele entlang der Kette vom Hersteller bis nach Hause.
Wo die Mode herkommt
Einer der weltweit größten Exporteure von Bekleidung und Textilien ist Indien. Dort tragen gleich zwei Städte den Spitznamen "Manchester des Ostens" – nach der früheren Textilhauptstadt in England. Eine davon ist das westindische Ahmedabad. In der Region um die Metropole wird ein großer Teil der auf der Welt gebrauchten Baumwolle angebaut.
Die Industrie hat eine ganze Reihe von Problemen: Weil sich genverändertes Saatgut etabliert hat und jedes Jahr neu gekauft werden muss, häufen viele Baumwollbauern hohe Schulden an, jedes Jahr töten sich Tausende von ihnen. Der Gebrauch von giftigen Pestiziden und von Dünger belastet zudem die Umwelt und die Gesundheit der Menschen.
Auch der hohe Wasserverbrauch beim Baumwollanbau ist ein großes Problem. Für die Produktion eines Kilos Baumwolle werden in Indien nach Angaben des "Water Footprint Network" 22.500 Liter Wasser verbraucht. Damit könnten demnach mehr als 80 Prozent der Bevölkerung mit 100 Liter Wasser am Tag versorgt werden. Der hohe Verbrauch wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass nach einem Bericht des staatlichen Think Tanks Niti Aayog von 2018 fast die Hälfte der 1,3 Milliarden Inder unter Wassermangel leidet.
Ein Lösungsansatz ist der Anbau von Biobaumwolle, der weniger wasserintensiv ist und bei dem keine synthetischen Pestizide zum Einsatz kommen. Indien ist der weltweit größte Produzent von Biobaumwolle, wenngleich sie nur einen kleinen Teil der insgesamt angebauten Baumwolle ausmacht.
Wie die Mode zu uns kommt
Textilien müssen oft über lange Wege vom Produzenten zum Händler und zum Käufer transportiert werden. "Die Preise, die für Fast Fashion ausgerufen werden, lassen kaum Spielraum, um beim Transport besonders nachhaltig agieren zu können", sagt Markus Muschkiet, Leiter des Centers Textillogistik, das zum Fraunhofer Institut für Logistik gehört.
Doch die langen Wege seien nicht das Problem. "Auf das einzelne T-Shirt gesehen ist die Emission vernachlässigbar", so Muschkiet. Die Containerschiffe seien extrem effizient. Bei 16.000 Containern auf einem Schiff, falle ein T-Shirt umwelttechnisch nicht ins Gewicht.
Die meisten Emissionen fallen laut Untersuchungen auf den letzten Kilometern an. Fast jedes Kleidungsstück werde innerhalb Europas mit einem Lkw transportiert, sagt Muschkiet. Der Lkw ist am schnellsten, aber auch am schädlichsten für die Umwelt. Laut Umweltbundesamt (UBA) verursacht jede Tonne Ware pro Kilometer Lkw-Transport 103 Gramm Treibhausgase. Bei der Bahn wären es 19 Gramm, bei Binnenschiffen 32 Gramm.
Und der Weg zum Endkunden? Beim Onlinehandel gehören übermäßige Verpackung und Retouren zu den Umweltproblemen. Um Retouren zu reduzieren, bieten einige Unternehmen inzwischen virtuelle Anproben an oder Zusatzinformationen zur Passform. Dennoch geht bisher jedes zweite Kleidungspaket zurück, wie die Forschungsgruppe Retouren-Management der Universität Bamberg ermittelt hat.
Wie wir mit Kleidung umgehen
Trotz des Billigtrends sind die Ausgaben der deutschen Privathaushalte für Bekleidung und Schuhe in den vergangenen Jahren nicht gesunken: 2017 lagen sie laut Statistischem Bundesamt im Schnitt bei 110 Euro im Monat, 16 Euro pro Monat mehr als zehn Jahre zuvor. Greenpeace fasste 2017 in einem Report über Fast Fashion zusammen: Obwohl die Schränke voll seien mit nie getragener Kleidung, kaufe jeder Deutsche pro Jahr etwa 60 neue Teile. Die Tragezeit sei aber nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren.
Dabei ergeben sich selbst beim Benutzen von Klamotten manchmal noch Umweltprobleme. In Outdoor-Ausrüstung etwa werden oft sogenannte per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFC, eingesetzt, weil diese wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften haben. Manche dieser Stoffe sind wasserlöslich oder flüchtig und können etwa beim Waschen einer Regenjacke in den Wasserkreislauf gelangen. In der Natur können die Substanzen laut UBA aber "kaum bis gar nicht" abgebaut werden.
Manche der Substanzen gelten nach UBA-Angaben als krebserregend oder können die Fruchtbarkeit schädigen. Seit das Problem vor einigen Jahren bekannt wurde, hat sich in der Branche etwas getan. "Fast alle größeren Outdoor-Marken haben inzwischen PFC-freie Produkte im Sortiment. Aber es ist noch viel zu wenig", sagt Manfred Santen, Chemiker von Greenpeace.
Auch bei einem weiteren Problem dauert die Suche nach Lösungen an: Es geht um kleinste Fasern aus Fleecepullis und anderen synthetischen Materialien, die sich beim Waschen lösen und in den Wasserkreislauf oder mit dem Klärschlamm auf Felder gelangen können. Sie reichern sich in der Umwelt an und werden auch von Tieren aufgenommen. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen von 2018 zufolge ist Faserabrieb beim Waschen in Deutschland auf Platz 10 der größten Mikroplastikquellen im Land.
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"Wir haben so große Mikroplastikemissionen, dass wir einen Großteil reduzieren müssen. Da ist jede Quelle relevant", sagt Leandra Hamann, die am Institut an Mikroplastikfiltern für Waschmaschinen forscht. Ziel ist es, Fasern möglichst selektiv herauszufiltern, um schnelles Verstopfen der Filter durch Haare, Steinchen oder Sand zu verhindern. Bisher müssen Verbraucher mit Bewusstsein für das Problem in der Regel selbst aktiv werden und Produkte wie Waschbeutel anschaffen, die die Fasern zumindest teils zurückhalten sollen.
- Nachrichtenagentur dpa