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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Welche Marke? Welche Preisklasse? Was Ihre Uhr über Sie verrät
Für die Uhrzeit genügt ein Blick aufs Handy - und dennoch trägt Mann immer noch Uhr. Denn sie ist sein einziges Schmuckstück. Daher verrät die Armbanduhr eine Menge über ihren Träger. Eine Stilberaterin erklärt, was Uhren alles erzählen und wie Männer das richtige Modell finden.
"Die Uhr gehört heute einfach zum Mann", sagt Isabel Schürmann. Sie muss es wissen: Die Stil- und Imageberaterin hat lange in der Führungskräfte- und Konzernentwicklung einer großen Bank gearbeitet und berät als Karriere-Coach zu Optik, Stil und richtigem Benehmen. Sie betont: "Die Uhr kann klare Hinweise auf den gesellschaftlichen Status, den Geschmack und auf den Typ eines Mannes geben." Allerdings würden nur wenige Männer bei der Auswahl über diese Faktoren nachdenken.
Die Uhr verkörpert ein Image
Welche Marke? Welche Preisklasse? Wuchtig oder schlank? Leder- oder Stahlarmband? Welche Komplikationen? Quartz, Handaufzug oder Automatik? Trotz genauem Vergleich sowie dem Studieren von Datenblättern bleibe der Uhrenkauf laut Schürmann eine Bauchentscheidung: "Jede Uhr verkörpert ein Image, mit dem sich der Träger identifiziert." Uhren, die Verwegenheit, Abenteuerlust, Sportlichkeit und vor allem Dynamik abbilden, seien bei Männern heute sehr beliebt. >>
Sie machen mit der Uhr ihre Sehnsüchte sichtbar: "Ich bin schon öfter Männern begegnet, die extrem robuste, für Outdoor-Abenteuer geeignete Uhren tragen, aber völlig unsportlich erscheinen. Sie wollen die Attribute des Images ihrer Uhr aufnehmen und spiegeln." So bildet die Uhr unsere Wünsche ab: Der heimliche Yacht-Skipper, Jetpilot, Tiefseetaucher oder Weltreisende sitzt von neun bis sechs im Büro und guckt abends Kinofilme mit HD-Flachbildschirm und Home Cinema-Anlage.
Eine dicke Uhr schreit nach Aufmerksamkeit
"Ein unbeweglicher Mann mit teurer Taucheruhr und passenden Komplikationen kann ein bisschen lächerlich wirken", beschreibt sie die Wirkung einer falschen Uhr. Sie verrät noch mehr: "Wer eine überdimensionierte, auffällige Uhr trägt, dürfte ein Mensch sein, der wahrscheinlich Aufmerksamkeit sucht." Oft empfehle sie ihren Klienten eine andere, meist dezentere Uhr. "Vor allem in konservativen Branchen, etwa im Banking oder bei Unternehmensberatungen, spielt das eine wichtige Rolle", erzählt sie. >>
Für Schürmann ist die Empfehlung an Führungskräfte und Manager, eine Uhr zu tragen, die Dynamik, Geradlinigkeit und Klarheit ausstrahlt – denn das werde heute von ihnen erwartet. Top-Marken wie beispielsweise Cartier, Omega, Sinn, Longines, IWC und Breitling seien gut dazu geeignet. "Ein Vorstandsvorsitzender mit einer wertlosen Uhr der 60-er-Jahre erzeugt womöglich Gesprächsstoff hinter seinem Rücken", betont sie.
Die goldene Rolex ist out
Andererseits sei die klassische, goldene Rolex nach ihrer Erfahrung in hohen Positionen nicht mehr die erste Wahl. Auf den ersten Blick erkennbar teure Uhren würden bei Topmanagern kaum noch getragen, und die Rolex habe trotz bester Qualität durch ihren Status in der Halbwelt gelitten. Ein klarer Fall also: Die goldene Rolex ist in Vorstandsetagen tot wie der Wiener Zentralfriedhof.
Sie rät Männern, die Anzug tragen, zu einer klassisch designten, flachen und eleganten Uhr, die "Understatement ausstrahlt". Die Komplikationen spielen für sie dabei keine große Rolle. Wichtig sei vor allem, dass sie sich in den Kontext von Hemd, Manschettenknöpfen und Anzugärmel einfügt, den Kleidungsstil aufgreift und trotz Eleganz nicht sofort auffällt. Aus einem guten Grund: "Wenn alle Details der Kleidung stimmig sind, wird man einem Mann ins Gesicht schauen. Das ist das Ziel des angemessenen Outfits", erzählt sie.
Die Höhe ist entscheidend
Gold, Silber oder Schwarz, Stahl- oder Lederarmband sei dabei ebenso wenig relevant wie das Tragen am linken oder rechten Arm. "Sie muss nur passen." Und das in jeder Hinsicht: Das Modell gehört unters Hemd. Uhren wie manche Modelle von Breitling mit einer Höhe von 1,7 Zentimetern haben es da recht schwer – außer, der Träger kleidet sich mit dazu angepassten Maßhemden. >>
Wird am Handgelenk etwa eine wuchtige Uhr wie die Panerai Mare Nostrum Titanio mit 5,2 Zentimetern Durchmesser oder eine Breitling Bentley GMT B04 mit 4,9 Zentimetern und vielen Komplikationen sichtbar, muss das zum Kerl und seiner Statur so passen, dass sie nicht auffällt. In den meisten Fällen wird sie aber genau das tun – die meisten Armbanduhren sind nur zwischen 3,6 und 4,4 Zentimeter breit. "Der Gesprächspartner blickt immer mal zur Hand und wird von der Uhr vom Gespräch abgelenkt", erklärt Isabel Schürmann die Folge. "Ich würde versuchen, das zu vermeiden."
Besser: verschiedene Modelle für verschiedene Situationen
Damit lässt man sich sehen: Isabel Schürmann hat in ihrer Arbeit immer wieder beobachtet, dass sich Berater, Banker und Manager in Meetings so platzieren, dass ihre Uhr von jedem gesehen wird. "Da wird genau beobachtet, verglichen und über Modelle diskutiert", erzählt sie. Denn diese Modelle würden oft auch als Wertanlage mit Rendite-Erwartung gekauft. Das Luxusmodell für 40.000 Euro ist allerdings nicht die richtige Uhr zum Säubern des Grills, zum Aufräumen des Kellers oder zum Einkaufen auf dem Wochenmarkt. "Es ist sinnvoll, ein paar unterschiedliche Uhren für verschiedene Lebenssituationen zu besitzen", empfiehlt Isabel Schürmann. Doch für alle sei wichtig: Sie muss passen. Am Handgelenk. Und zum Mann.
Unsere Uhren-Tipps finden Sie auch in der Fotoshow.