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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Die ältesten Krawatten-Manufakturen der Welt
Es wird geknotet, gewickelt und gebunden was das Zeug hält – Krawatten sind das Männer-Accessoire schlechthin. Doch wer hätte gedacht, dass die älteste Krawatten-Manufaktur überhaupt im nordischen Hamburg liegt? Wo sie noch auf meisterliches Handwerk zählen können – wanted.de hat für Sie recherchiert.
Will sich ein Mann elegant von der Masse abheben, bleiben ihm nicht viele Accessoires. Schon am Hofe von Sonnenkönig Ludwig XIV. trugen Herren ein Halstuch. Inspiriert wurden sie dazu von kroatischen Reitern, denen die Krawatte übrigens auch ihren Namen verdankt: Französisch "à la cravate" bedeutet "nach kroatischer Art".
Der Schlips made in Hamburg
Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Binder zu dem, was wir heute kennen. Charles Lavy, ein in Hamburg ansässiger Engländer, hat sich bereits 1838 erfolgreich auf feine Gentleman-Garderobe spezialisiert. Lavy’s ausgeprägter Sinn für Mode und das Business ließ ihn früh einen kommenden Trend erkennen: Krawatten. Wir schreiben das Jahr 1870. Der Erfolg gab ihm mehr als Recht. In nur wenigen Jahren wurde er unter dem Namen Laco zur Nummer Eins in Europa. >>
Heute produziert Laco unter Firmenchefin Jessica Bartling ausschließlich Krawatten und feine Seiden-Accessoires. Die zwei Kollektionen pro Jahr umfassen jeweils um 200 Modelle. Auf Wunsch wird auch nach Maß gefertigt.
Wo andere Firmen ins günstige Ausland outsourcen, werden die hochwertigen Binder von Laco noch immer in Handarbeit in Hamburg produziert. Um die feine Seide zu schützen, pflegt man den Wendevorgang mit der Hand durchzuführen - keinesfalls mit Luftdruck, der den Stoff beschädigen könnte. Nur die Seide selbst wird nach eigenen Entwürfen in Italien gewebt, getreu Lavys Motto: "Nur höchste Wertmaßstäbe überdauern Zeiten und Moden". Die Marke steht eher für klassische Modelle und so kleidet sich die politische Oberliga in Laco: Ob es sich nun um Altkanzler Helmut Kohl oder Franz Josef Strauß handelt.
Auch die Modehauptstadt Berlin hat ein gut betuchtes Kind hervorgebracht: Das Traditionsunternehmen Edsor Kronen fertigt seit 1909 ausgesuchte Seidenaccessoires an. >>
Den richtigen Riecher hatte Ildefons Auerbach, ein Verkäufer. Im pulsierenden Berlin am Anfang des letzten Jahrhunderts wussten sich Männer stilvoll zu kleiden und dazu gehörte das neue Herrenaccessoire. Die Marke erlebte unter Leitung von Juniorchef Jan-Henrik M. Scheper-Stuke und Kreativ-Direktor Sammy Voigt eine Verjüngungskur - umso schockierender war die Meldung der Insolvenz. Doch Fans können beruhigt sein, es gibt weiterhin feine Tuche aus dem Hause Edsor. Dank neuer Investoren residiert die Marke nun im Berliner Hotel "Adlon".
Ascot: Seide aus Krefeld
Nicht vergessen darf man Ascot in der Riege der deutschen Krawattenmanufakturen. Das beschauliche Krefeld war einst international berühmt als Samt- und Seidenstadt. Hier sitzt das 1908 von Karl Moese gegründete Familienunternehmen, welches bis heute klassische Seidenbinder und Tücher fertigt. Der Name ist Programm: Im britischen Ascot finden die berühmten Pferderennen statt, wo sich nicht nur die Damen mit ausgefallenen Hüten von Designer Philip Treacy schmücken. Auch die Herren greifen neben edlen Klassikern gerne zu exzentrischeren Krawatten-Modellen, beispielsweise mit knalligen Paisleys.
Drakes: Die Krawatte nach Maß
Das Land der wahren Gentlemen steht den Deutschen in Sachen Krawatten-Tradition nur wenig nach: Drakes aus London stellt seit 1977 luxuriöse Seidenbinder her. Und wir wären nicht im Mekka der Maßanfertigung, wenn man bei Drakes nicht auch Krawatten im Bespoke Verfahren herstellen würde. Diese Offerte macht Ihnen heutzutage kaum noch eine Firma. Ganz nach Ihren Vorstellungen fertigt man Ihnen hier Krawatten in allen erdenklichen Farben, Formen und Größen an. Und sollte Ihnen tatsächlich keines der unzähligen Muster zusagen: Kein Problem, dann webt die in Macclesfield ansässige Seidenweberei eben das Material Ihrer Träume. >>
Edel-Binder für James Bond
Ein viertel Jahrhundert voll feiner Krawatten kann sich auch Duchamp aus London auf die Fahnen schreiben. Die hauzarten Seiden werden in einer der ältesten Seidenwebereien im englischen Suffolk produziert, wo man bereits seit dem frühen 18.Jahrhundert designt und webt.
Bei Turnbull & Asser fertigt man schon seit 1885 luxuriöse Hemden und Krawatten in aufwendiger Handarbeit an. Hier finden Sie ein ganz besonderes Schmankerl: Der traditionsreiche Herrenausstatter entwarf exklusiv die Krawatten, die Pierce Brosnan als James Bond in "Tomorrow Never Dies" und "Die Another Day" trug. Die fein gemusterten Stücke aus purer Seide können Sie online für umgerechnet etwa 140 Euro erstehen.
Haute-Couture Krawatten aus Paris
Abgesehen von Deutschland und England findet man Manufakturen, die ausschließlich Krawatten herstellen, eher selten. So sind es in Paris eher Edelschneider wie Stark & Sons und das feine Maison Charvet, die sich auf Herren-Maßanfertigung inklusive edler Seidenkrawatten spezialisiert haben. Diese werden selbstverständlich ebenfalls "sur mesure" (französisch für Maßanfertigung) hergestellt.
Stark & Sons hat eine umfangreiche Auswahl mit dem Muster-Klassiker der Regimentsstreifen im Sortiment. Bei dem Herrenausstatter finden sich beispielsweise die typischen Streifen der Royal Air Force und in den Farben der Guards von London, beides aus Seide für 100 Euro. Will ein Geschäftsmann oder Politiker ernst genommen werden, greift er zu diesen. Positiven Aufschwung versinnbildlichen dabei Streifen, die von links unten nach rechts oben verlaufen. Impressionen über die traditionsreichen Krawattenmanufakturen sehen Sie in unserer Fotoshow.