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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Uhren für jeden Einsatz
Von der Front in alle Welt: Der Erste Weltkrieg erschuf die Armbanduhr. Einst für Soldaten entwickelt, setzten Militäruhren Standards. Sie sind hart im Nehmen und bestens für Sport und Freizeit geeignet. Wir schauen uns an, die auch im Alltag ihren Mann stehen.
Noch um die vorige Jahrhundertwende galten Armbanduhren eher als Schmuck und waren Frauen vorbehalten. Auf dem Feld zeigte sich jedoch schnell, dass die damals üblichen Taschenuhren den Anforderungen nicht gerecht wurden - im Gefecht waren sie zu umständlich. Während sich die Historiker darüber streiten, ob Soldaten erstmals im Burenkrieg eine Uhr am Handgelenk trugen, verhalf der Erste Weltkrieg definitiv den neuen Modellen zum Durchbruch.
Eine Uhr wie ein Panzer
Die neuen Uhren mussten robust, einfach ablesbar und hochfunktional sein. Einige Soldaten nähten sich ihre Taschenuhren damals sogar selbst auf ein Lederarmband, um sie am Handgelenk zu tragen.
Im Stahlgewitter rollten auch erstmals Panzer über die Schlachtfelder – dies soll Louis Cartier zur legendären Tank animiert haben. >>
Schon bald gaben die Streitkräfte Anforderungskataloge für hochspezialisierte Armbanduhren heraus, die Stößen und starken Temperaturschwankungen standhalten, über einen Magnetfeldschutz verfügen und hohen Beschleunigungskräften trotzen mussten. Da der Fokus bei Militäruhren auf der einfachen Bedienung und Ablesbarkeit lag, wurde das Design bei ihrer Entwicklung nach hinten gestellt.
Heute ist es gerade diese schlichte, männliche und martialische Optik, die für viele den Reiz der soliden Zeitmesser ausmacht. Soll heißen: Viele Anforderungen des Militärs sind heute Standard in der Uhrenwelt, sie sind schön und sportlich zugleich. Das gilt auch für die Panerai Luminor, die 1938 als Geheimauftrag für die italienische Kampfschwimmertruppe "Gamma" gefertigt wurde.
Für den Einsatz im Feld, bei der Feuerwehr oder auf der Jagd taugen die in die Mode mutierten Modelle natürlich kaum. Wer ständig Uhren verschleißt, sollte auf günstige Modelle mit besonders starker Leuchtkraft zurückgreifen wie von KHS, Traser oder Luminox. >>
Und auch bei edlen Automatik-Uhren geht es auch noch etwas härter: "Wer sich für Militäruhren interessiert, sollte grundsätzlich zwischen modernen Uhren im Military Style und tatsächlichen Einsatzuhren unterscheiden", sagt der Stuttgarter Uhrenexperte Juwelier Ralf Häffner.
Letztere sind enorm hart im Nehmen. Das Interesse an den Einsatzzeitmessern steigt seit den 1980er Jahren merklich. Damals wurden die mechanischen Uhren vieler Streitkräfte durch erschwinglichere Quarz-Modelle ersetzt. Klassiker wie die IWC Mark X landeten auf Floh- und Sammlermärkten und wurden für Spottpreise um die 300 DM angeboten. Heute erzielen solche Modelle locker vierstellige Preise.
Die Schweizer Uhrenmanufaktur IWC war lange Zeit einer der wichtigsten Hersteller von Militäruhren und stattete seit Beginn des 20. Jahrhunderts unterschiedliche Streitkräfte aus. In den 1980er Jahren startete eine langfristige Kooperation mit der deutschen Bundeswehr: IWC stellte auf Basis der Taucheruhr Ocean 2000 drei verschiedene "Ocean Bund”-Modelle für Kampfschwimmer, den allgemeinen Tauchdienst und Minentaucher her. Um die Uhr für Minentaucher gegen Magnetfelder zu sichern, wurde das Uhrwerk teils aus nicht magnetisierendem Material hergestellt, unter anderem Beryllium und Durochrom - damals eine kleine technische Sensation.
Optisch gleichen sich die drei Bundeswehr-Modelle: Sie alle haben eine schwarze Lünette, die ein flaches Saphirglas umschließt. Für optimale Ablesbarkeit auch unter Wasser sorgen auffällige Indizes und Zeiger, die mit stark leuchtendem Tritium ausgelegt sind. Zum Teil gab es sogar Ziffernblätter mit sogenannter lang nachleuchtender Leuchtmasse, die auf Zinksulfid oder Bromid basierte. Mittlerweile sind die robusten Militäruhren von IWC nur noch sehr vereinzelt im Einsatz, die Kooperation mit der Schweizer Uhrenmanufaktur lief bereits in den 1990er Jahren aus.
Legendär ist auch die Kooperation von Sinn mit der GSG 9: Die Taucheruhr EZM 2 wurde in den 90er Jahren gemeinsam mit der maritimen Einheit der GSG 9 entwickelt. Heutiger Nachfolger dieses Modells ist die UX GSG 9. >>
Heute wird die deutsche Marine unter anderem von Mühle Glashütte ausgestattet. Erst kürzlich stellte das sächsische Unternehmen die neue "Kampfschwimmer" vor, die in Zusammenarbeit mit den gleichnamigen Spezialkräften entwickelt wurde. Eine Besonderheit der Uhr ist die Drei-Minuten-Einteilung der Lünette, die es Kampfschwimmern ermöglicht, eine zurückgelegte Distanz einzuschätzen. Die Uhr macht auch optisch Eindruck: Die gezackte Lünette orientiert sich am Abzeichen der Einheit, dem Sägefisch. Die Uhr wurde zum 50-jährigen Bestehen der Kampfschwimmerkompanie im Jahr 2014 aufgelegt und ist für 2500 Euro zu haben.
Den Spagat zwischen militärischer Einsatzuhr und sportlichem Zeitmesser schafft auch die Mühle Glashütte Seebataillon GMT. Ebenso wie das zuvor vorgestellte Modell wurde sie für und mit den Einsatzkräften einer Eliteeinheit der deutschen Marine geschaffen. Der Zeitmesser ist stoßsicher in einem Gehäuse aus Titan untergebracht und hält Druck bis zu 30 bar stand. Der Zeiger der zweiten Zeitzone ist durchbrochen, damit die Minuterie nicht verdeckt wird. Der Preis für die Uhr liegt bei rund 2500 Euro.
Tutima beliefert das Heer
Von der Marine zum Heer: Tutima ist heute einer der offiziellen Ausstatter der deutschen Bundeswehr. Erst jüngst stellte Tutima auf der Baselworld die neue Militäruhr "Tutima M2” vor. Untergebracht in einem 46,5 Millimeter großen Gehäuse aus Titan, ist der Zeitmesser optimal vor Stößen und Wasserdruck bis drei bar geschützt. Das neu entwickelte Kaliber Tutima 521 ist von einem Kern aus Weicheisen in Verbindung mit sogenanntem Mu-Metall, das ist eine weichmagnetische Nickel-Eisen-Legierung. Sie schützt das Chronographenwerk vor magnetischen Einflüssen - ein wichtiger Faktor für die Ganggenauigkeit von mechanischen Uhrwerken Für die Uhr müssen Sie knapp 5000 Euro investieren.
Das Beste an all diesen hochwertigen Uhren: Sie passen bestens auch zur Freizeit-Kleidung und sind damit ein gutes Beispiel für die aktuelle Fusion der Stile im Uhrenmarkt. Einen Überblick über die interessantesten Modelle finden Sie in unserer Fotoshow.
Zu diesem Artikel haben die Experten von watch.de für wanted.de den Markt sondiert. watch.de ist der Online-Shop des Stuttgarter Juweliers Ralf Häffner.