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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Botox im Faktencheck Botox: Was wirklich mit dem Gesicht passiert
Um den Wirkstoff Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, kursieren viele Gerüchte. Weit verbreitet sind Bilder von maskenhaften Gesichtern bekannter Persönlichkeiten, die angeblich nach einer Botoxbehandlung ihre natürliche Mimik verloren haben.
Inhaltsverzeichnis
- Mythos Nr. 1: Botox ist ein Schlangengift
- Mythos Nr. 2: Der Gesichtsausdruck wird starr
- Mythos Nr. 3: Die Haut wird sofort glatt
- Mythos Nr. 4: Botox kann durch den Körper "wandern"
- Mythos Nr. 5: Botox lähmt die Muskeln
- Mythos Nr. 6: Botox macht süchtig
- Mythos Nr. 7: Botox spritzen darf jeder
- Mythos Nr. 8: Wer früh anfängt, erzielt die besten Ergebnisse
- Mythos Nr. 9: Botox wirkt gegen übermäßiges Schwitzen
- Mythos Nr. 10: Botox kann bei Migräne helfen
Falten können stören – besonders im Gesicht. Um dagegen vorzugehen, eignen sich Kosmetikprodukte nur in begrenztem Maße, da sie die Faltenbildung nur temporär abmildern oder verzögern. Um die Falten dauerhaft zu glätten, entscheiden sich viele Frauen und zunehmend auch Männer für eine Behandlungen mit Botulinumtoxin Typ A.
Allerdings kursieren viele Irrtümer und Halbwahrheiten rund um den Wirkstoff und führen zu Verunsicherung. Wir haben zehn populäre Mythen unter die Lupe genommen.
Mythos Nr. 1: Botox ist ein Schlangengift
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass es sich bei Botox um ein Schlangengift handelt. Tatsächlich ist es ein von Bakterien produziertes Eiweiß, das als Medikament aufbereitet und in vielen verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt wird. Am bekanntesten ist der Einsatz in der ästhetisch-plastischen Chirurgie zur Minimierung von Falten.
Mythos Nr. 2: Der Gesichtsausdruck wird starr
Ein weiteres Vorurteil ist, dass die Anwendung von Botulinum automatisch einen starren und maskenhaften Gesichtsausdruck verursacht. Bei korrekter Anwendung durch einen Facharzt und ausführlicher Beratung darüber, welcher Effekt wie stark erzielt werden soll, bleibt das Gesicht beweglich und die Mimik erhalten, wo es erwünscht ist. Die unbeweglichen bzw. "erstarrten" Gesichter, in denen sich keinerlei Gefühlsregungen zeigen, sind auf nicht fachgerechten oder übermäßigen Gebrauch zurückzuführen.
Mythos Nr. 3: Die Haut wird sofort glatt
Ein glättendes Resultat ist nicht direkt nach der Behandlung sichtbar, sondern erst nach ein paar Tagen, da das Endergebnis von der Hautstruktur und Tiefe der Falten beeinflusst wird. Die Haut glättet sich mit der Zeit, da sie aufgrund der Muskellähmung nicht mehr bewegt wird. Bei besonders tiefen Falten oder bei einer Haut, die von starker Sonneneinstrahlung geprägt ist, zeigt sich das gewünschte Resultat somit nicht unbedingt so schnell, wie häufig erwartet wird. Der glättende Effekt der Haut zeigt sich bei sehr tiefen Falten in Verbindung mit dicker Haut unter Umständen erst nach mehrmaliger Behandlung. Daher gilt: Je tiefer die Falte, desto länger kann es unter Umständen dauern, bis der gewünschte Effekt erzielt wird.
Mythos Nr. 4: Botox kann durch den Körper "wandern"
Bei richtiger Anwendung ist Botulinumtoxin kein gefährliches Medikament. Die Verwendung erfordert allerdings Erfahrung und eine fachgerechte Handhabung. Sonst kann es wie auch bei anderen Medikamenten zu einer Überdosierung oder Nebenwirkungen kommen. Gerade im Gesicht führt dies dann unter Umständen zu hängenden Augenlidern oder einem Absenken der Augenbrauen, wodurch eine Einschränkung der Sehfähigkeit möglich ist. Diese unerwünschten Effekte sind aber sehr selten und treten nur dann auf, wenn eine zu hohe Dosis eingesetzt oder falsch injiziert wurde. Zudem wirkt Botulinumtoxin nur im Injektionsbereich, es "wandert" also nicht durch den Körper.
Mythos Nr. 5: Botox lähmt die Muskeln
Das ist korrekt. Botulinumtoxin erzeugt eine vorübergehende Lähmung des Muskels und bewirkt, dass dieser nicht mehr beweglich ist. Da es kein Gegenmittel gibt, bedarf es einer fachgerechten Anwendung. Fachärzte setzen das Medikament daher stets nur punktuell ein, sodass die Aktivität des Muskels sehr genau unterbunden wird
Mythos Nr. 6: Botox macht süchtig
Es sind gerade die negativen Beispiele, die zu der Annahme führen, dass Behandlungen mit Botulinumtoxin süchtig machen. Generell ist es falsch, bei ästhetisch-plastischen Eingriffen von einer Sucht zu sprechen. Einige Behandlungen erfordern eine regelmäßige Durchführung, um den gewünschten Effekt zu erzielen oder beizubehalten. Botox wird vom Körper nach drei bis sechs Monaten wieder abgebaut, frühestens dann wäre eine Auffrischung auf Wunsch möglich. Einen Dauereffekt gibt es nicht.
Mythos Nr. 7: Botox spritzen darf jeder
Botulinumtoxin ist ein rezeptpflichtiges Arzneimittel und darf nur von einem Arzt verabreicht werden. Es gibt auch Heilpraktiker, die Behandlungen aus dem ästhetisch-plastischen Bereich anbieten, allerdings dürfen sie nur Hyaluron und nicht Botulinum verabreichen. Bei der Arztwahl sollte man stets Wert darauf legen, dass es sich um einen Facharzt oder eine Fachärztin handelt, die eine Ausbildung und Erfahrungen im Bereich der ästhetisch-plastischen Chirurgie vorweisen kann. Bei Botulinum ist dies besonders wichtig, da für die Verabreichung von Botox eine Ausbildung oder Schulung nicht verpflichtend ist und somit von jedem Arzt oder jeder Ärztin angeboten werden kann – auch wenn dieser oder diese nicht über die notwendigen Kenntnisse verfügt.
Mythos Nr. 8: Wer früh anfängt, erzielt die besten Ergebnisse
Das ist tatsächlich richtig. Im Bereich der Faltenbehandlung ist es tatsächlich ratsam, mit Behandlungen anzufangen, bevor sich Vertiefungen in der Haut zeigen. Durch das Abschwächen der Muskelaktivität wird die Faltenbildung verhindert. Anders als Hyaluron füllt Botox die Hautvertiefung allerdings nicht auf.
Mythos Nr. 9: Botox wirkt gegen übermäßiges Schwitzen
Auch das ist wahr. Denn Botulinumtoxin hemmt die Freisetzung von Acetylcholin aus den Nervenzellen; dadurch werden die Schweißdrüsen nicht mehr zur Aktivität stimuliert und der Patient schwitzt weniger. Allerdings lässt die Wirkung nach etwa einem halben Jahr nach, wenn neue Nerven in die Drüsen einwachsen.
Mythos Nr. 10: Botox kann bei Migräne helfen
Stimmt, Botox kann bei einer chronischen Migräne hilfreich sein. Zur Behandlung spritzt der Arzt Botulinumtoxin in mehrere Stellen der Kopf-, Nacken- und Schultermuskulatur. Das hat eine entzündungshemmende Wirkung und wirkt entspannend auf die Muskulatur. Dadurch lassen sich auch Migränesymptome lindern und neue Migräneattacken reduzieren.
- Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), www.dgaepc.de (abgerufen am 29.4.2022)
- Botox: Das müssen Sie wissen, Online-Informationen der Verbraucherzeitschrift test.de, Stand: 20.10.2021
- Homepage des Arbeitskreises Botulinumtoxin e.V. der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: www.botulinumtoxin.de (abgerufen am 29.4.2022)
- S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie (Stand: 11/2012)
- Therapie der chronischen Migräne mit Botulinumneurotoxin A. Expertenempfehlung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), www.https://www.dmkg.de, Stand: 2018)