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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vier Frauen erzählen Wie wichtig ist Sex in einer langjährigen Beziehung?
Kaum noch Sex? Bei vielen Paaren sorgt das für Diskussionsstoff. Während die einen ohne regelmäßiges Liebesspiel glücklich sind, stellen die anderen die Qualität ihrer Beziehung in Frage. Wir haben vier Frauen gefragt, wie wichtig ihnen Sex in einer langjährigen Partnerschaft ist.
Laut Paartherapeuten bedeutet wenig Sex nicht automatisch das Aus für eine Beziehung. Schwierig wird es erst, wenn die Bedürfnisse stark auseinander gehen. Möchte einer der beiden dauerhaft mehr oder weniger Sex als der andere, kann das zum Problem werden. Diese Erfahrung musste auch Klara* machen.
"Ich hatte mehr Lust als mein Partner"
"Mit meinem Partner war ich fast sechs Jahre zusammen. Zu Beginn war alles gut, doch irgendwann haben wir im Bett einfach nicht mehr harmoniert", erinnert sich die 32-Jährige. Sie habe öfter Lust gehabt und hätte gerne auch mal etwas Neues ausprobiert, doch sie sei nie auf ein offenes Ohr gestoßen. Im Gegenteil: "Immer, wenn ich Vorschläge gemacht habe oder versucht habe, ihm zu erklären, nach was ich mich sehne, hat er es als persönlichen Angriff gewertet."
Mit den Problemen im Bett kamen die Beziehungsprobleme
Irgendwann hörten beide nicht nur auf, über ihre Bedürfnisse zu sprechen, sondern auch miteinander zu schlafen. "Ab diesem Zeitpunkt ging es auch mit der Beziehung bergab", erinnert sich Klara. "Ich wurde immer frustrierter, weil ich mich als Frau nicht mehr begehrt gefühlt habe. Jede sexuelle Anziehung war einer monotonen Langeweile gewichen." Auch im Alltag kam es zu häufigen Streitereien. Letzten Endes zerbrach die Beziehung.
"Der Unterschied zwischen einer Freundschaft und einer Beziehung? Sex!"
Klara ist überzeugt, dass der fehlende Sex einen Großteil zum Scheitern ihrer Beziehung beigetragen hat. Für sie ist Sex ein bedeutender Bestandteil: "Sex ist doch das, was eine Beziehung von einer guten Freundschaft oder einem WG-Leben unterscheidet. Außerdem stärkt die gemeinsame Leidenschaft die Liebe und das Zusammengehörigkeitsgefühl", findet sie. Dabei müsse es nicht einmal der klassische Geschlechtsakt sein. Leidenschaft habe schließlich viele Facetten. Wichtig sei, dass man auch nach vielen Jahren aktiv bleibe und die Lust nicht einschlafen lasse.
"Fehlt der Sex, stimmt etwas nicht"
Die 30-jährige Annette* ist sogar überzeugt: "Fehlen regelmäßiger Sex und sexuelle Anziehungskraft in einer Beziehung, stimmt eindeutig etwas nicht." Für sie ist Sex immer wichtig, egal wie lange man als Paar schon zusammen ist. "Er gehört einfach dazu und sollte nicht vernachlässigt werden." Annette findet es schade, dass viele Paare, die schon länger zusammen sind, wenig Sex als ganz normal empfinden. "Schließlich ist Sex doch die schönste Nebensache der Welt." Ihr Tipp, damit im Bett keine Flaute herrscht: "Man sollte als Paar immer offen über Wünsche und Vorlieben sprechen."
Es ist nicht die Häufigkeit, auf die es ankommt
Beziehungsexperten warnen davor, die Qualität einer Partnerschaft hauptsächlich von der Sex-Häufigkeit abhängig zu machen. Schließlich gibt es außerhalb des Bettes auch ein Leben. Gemeinsame Erlebnisse, Hobbys und Zukunftspläne sind mindestens genauso wichtig und schweißen das Paar ebenfalls zusammen. Wichtig sei nicht das "Wie oft", sondern dass sich beide einig sind und Spaß dabei haben, betonen Paartherapeuten immer wieder.
Sex ist nur ein Teilaspekt
Das sieht auch die 45-jährige Gabi* so. "Ich finde, Sex in Beziehungen wird überbewertet. Es ist nicht der Sex allein, der über das Gelingen einer Beziehung bestimmt", sagt sie. Natürlich sei es schön und auch wichtig, mit dem Partner intim zu sein, doch die Qualität einer Beziehung von der Häufigkeit des Liebesspiels abhängig zu machen, gehe doch zu weit. "Die Lust ist nur ein Teilaspekt. Was nützt es denn, wenn man ständig Sex hat, sich sonst aber nicht einig ist?"
Laut Gabi kann ein schöner, gemeinsam verbrachter Tag mit vielen Zärtlichkeiten wie Umarmungen und Küsse glücklicher machen als zwei Stunden Bettaktivität. "Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, warum um das Liebesleben so ein Aufsehen gemacht wird. Jedes Paar muss für sich entscheiden, wie aktiv es sein möchte. Ist es auch mit wenig Sex zufrieden, ist doch alles gut."
"Die größte Gefahr ist Alltagsroutine"
Petra* stimmt dem ebenfalls zu. Die 58-Jährige ist seit 36 Jahren verheiratet. "Ja, wir haben weniger Sex als zu Beginn unserer Beziehung, aber schlimm finde ich das nicht", sagt sie. "Es gibt schließlich noch so viele andere Wege, sich seine Liebe zu zeigen. Sexualität ist nur eine Möglichkeit."
Dennoch findet sie Sex schön und wichtig und achtet darauf, dass die Zeit, die beide im Bett verbringen, nicht langweilig wird. "Die Gefahr, in Alltagsroutine zu verfallen, nimmt mit den Jahren zu. Das darf nicht unterschätzt werden", sagt sie. Da müsse man als Paar kreativ bleiben und immer wieder gegensteuern.
Sex schafft Nähe und Geborgenheit
"Außerdem wandelt sich das Liebesspiel mit der Zeit. Es geht es nicht mehr wie zu Beginn um die pure Lust und ihre Befriedigung. Der Sex wird langsamer und intensiver", findet Petra. Das Liebesleben profitiert davon, dass man sich kennt, einander vertraut und sich fallen lassen kann.
*Namen von der Redaktion geändert