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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Sexstellung "einfrieren" So verhelfen Frauen ihrem Partner zu längerem Sex
Er gehört zu den Tabuthemen in einer Partnerschaft: der frühzeitige Orgasmus beim Mann. Und so entwickelt er sich oft schleichend zu einer echten Lustbremse in der Partnerschaft. Doch das muss nicht sein. Ein Sexualtherapeut verrät, mit welchen Tipps das Liebesspiel länger dauert und wie beide auf ihre Kosten kommen.
"Dass Männer sich von der Leidenschaft mitreißen lassen und zu früh kommen, ist ein häufiges Phänomen", weiß Sexualtherapeut Dr. Kurt Seikowski von der Gesellschaft für Sexualwissenschaften. "Jeder fünfte Mann unter 25 Jahren erlebt es immer wieder. Und auch vielen Männern über 40 sind verfrühte Orgasmen nicht fremd."
Sex ist kein Leistungssport
Ab und zu ist das völlig normal und sollte von beiden Partnern akzeptiert werden. Sex ist schließlich kein Leistungssport und der Mann keine Maschine. "Außerdem können Frauen den schnellen Höhepunkt durchaus auch als Kompliment auffassen", findet der Experte. Kommt er aber immer wieder zu früh und endet das Liebesspiel immer dann, wenn es spannend wird, lohnt es sich, neue Strategien auszuprobieren.
Frühen Orgasmus nie im Bett ansprechen
Wichtig ist es, zunächst behutsam mit dem Partner über das Problem zu reden. Nur so kann das Paar eine gemeinsame Lösung finden. Dabei sollten Frauen eines unbedingt beachten: "Sprechen Sie das Thema nie direkt nach dem missglückten Liebesspiel an", betont Seikowski. "Das ist der falsche Moment. Der Mann ist frustriert und möchte darüber erst mal nicht reden."
Sexstellung einfach "einfrieren"
In entspannter Atmosphäre können beide dann verschiedene Möglichkeiten besprechen. Eine Methode, die helfen kann, ist die sogenannte Teasing-Methode. Hierbei gibt die Frau den Rhythmus an und "friert" die Sexstellung immer dann ein, wenn sie merkt, dass der Mann kurz vor dem Höhepunkt steht. "Viele Paare in meiner Praxis wenden diese Methode an und empfinden sie als gute Hilfestellung", sagt Seikowski.
Übernimmt die Frau den aktiven Part und hält in der Bewegung immer wieder inne, hat das zwei Vorteile: Zum einen kann sie die Lust des Mannes kontrollieren. Zum anderen sorgt der plötzliche Reizverlust dafür, dass die Erregung immer wieder etwas abflaut und das Risiko eines vorschnellen Höhepunktes sinkt. "Der Nachteil hierbei ist allerdings, dass die Lust der Frau ebenfalls nachlässt, sie aber wesentlich länger braucht, bis ihre Erregungskurve wieder steigt."
Karezza-Methode: Sex ohne Orgasmus
Kommt das Paar mit der "Einfrier"-Methode nicht zurecht, rät Seikowski, es mit der sogenannten Karezza-Methode zu versuchen. Hierbei sind beide vereint, verhalten sich jedoch ruhig. Einzig er stimuliert die Frau durch Streicheln der erogenen Zonen, um ihre Lust aufrecht zu erhalten. Das Ziel ist es, die Erregung zu genießen – ohne Orgasmus.
"Das hat nicht nur den Vorteil, dass das Liebesspiel länger dauert. Der Mann lernt auch, seinen Penis zu kontrollieren, etwa um die Erregung nicht zu verlieren oder den optischen Reizen standzuhalten", erklärt Seikowski. Erlebe die Frau dabei einen Orgasmus, sei das dennoch von Vorteil für sie. 50 Prozent der Frauen hätten kein Problem, mehrmals hintereinander zu kommen.
Ablenkung: An kaltes Eiswasser denken
Vielen Männern hilft es auch, sich abzulenken. "Einer meiner ersten Patienten verriet mir, dass er sich vorstelle, seine Hoden würden in Eiswasser getaucht. Das half ihm, den Orgasmus hinauszuzögern", erinnert sich Seikowski.
Ebenso kann es helfen, das Alphabet in Gedanken aufzusagen oder rückwärts zu zählen. Zu gruselig dürfen die Gedanken aber nicht werden, sonst ist die Stimmung schnell im Keller. An die nervige Schwiegermutter oder das Stressprojekt auf der Arbeit sollte man besser nicht denken.
Spezielle Kondome dämpfen Reize
Wer sehr empfindlich auf Reize reagiert, kann auch spezielle Kondome aus der Apotheke ausprobieren. Diese sind laut dem Experten mit dem Wirkstoff Xylocain ausgekleidet, welcher leicht betäubend wirkt. Dadurch werden die Empfindungen etwas abgeschwächt.
"Selbstbefriedigung und Penisringe bringen nichts"
Von Penisringen und Selbstbefriedigung vor dem Liebesspiel rät Seikowski ab. Er hat in seiner Praxis die Erfahrung gemacht, dass diese die Lust eher hemmen. "Der Penisring konnte noch keinen meiner Patienten überzeugen und auch die gezielte Selbstbefriedigung führt eher dazu, dass die Lust gestillt ist und sich nicht mehr richtig aufbaut", sagt der Experte.
Besser sei es da, zusammen in eine erste, kurze Runde zu starten und nach einer Pause mit der zweiten weiterzumachen. Da hätten beide mehr davon. "Viele Frauen sind sogar frustriert, wenn er sich schon vorher selbst Lust verschafft. Sie spüren, dass die Leidenschaft danach eine andere ist. Ihnen fehlt der ‚heiße Blick‘ und das Begehren des Partners", weiß Seikowski.
"Kaum frühe Orgasmen bei spontanem Sex"
Generell rät der Sexualtherapeut Paaren, sich Zeit zu lassen und auf das Vorspiel zu konzentrieren. "Genießen Sie gegenseitige Streicheleinheiten, verwöhnen Sie sich oral und widerstehen Sie dem Drang, den Penis vorschnell einzuführen. Sex ist so viel mehr als das. Setzen Sie sich nicht unnötig unter Druck."
Und zum Schluss verrät er noch seinen Geheimtipp: "Versuchen Sie öfter mal spontanen Sex. Dabei kommt es so gut wie nie zu einem vorzeitigen Samenerguss. Einfach weil es unerwartet passiert und keine Zeit für Grübeleien bleibt. Weder für die Angst, zu früh zu kommen noch für anheizende Gedanken, die die Lust zu schnell steigern."