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Generation Z und Alpha: Sind junge Menschen wirklich so faul?


Meinung
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Junge Menschen und Leistung
Wer die Jugend für weinerlich hält, muss besser hinschauen

MeinungEine Kolumne von Bob Blume

Aktualisiert am 01.01.2024Lesedauer: 4 Min.
Jugendliche demonstrieren: Ist die junge Generation wirklich so faul und lustlos, wie viele denken?Vergrößern des Bildes
Jugendliche demonstrieren: Ist die junge Generation wirklich so faul und lustlos, wie viele denken? (Quelle: IMAGO/aciddreamstudiostock/ Montage t-online/imago-images-bilder)

Sie wollen nicht arbeiten, sind faul und ungebildet: Über die junge Generation gibt es viele Vorurteile. Unser Kolumnist Bob Blume hinterfragt sie.

Es gibt Bücher, die einen die Welt anders sehen lassen. Eines dieser Bücher war für mich Dirk von Gehlens "Pragmatismus-Prinzip." Es geht darin um einen entspannten Umgang mit dem Neuen: Um Überforderungsbewältigungskompetenz, wie es sperrig, aber treffend heißt. Erzählt wird es aus der Perspektive des freundlich dreinschauenden, schulterzuckenden Emojis, das "Shruggie" genannt wird.

Am Ende des Buches werden "Shruggie-Regeln" aufgestellt. Eine davon heißt: "Versuche zunächst zu beobachten und zu verstehen und erst dann zu bewerten." Genau diese Regel müssten wir, die Älteren, uns zu eigen machen, wenn es um junge Leute geht. Wer die Jugend für schlapp, müde und weinerlich hält, sollte besser hinschauen.

Bob Blume ist Lehrer und Autor.
Bob Blume ist Lehrer und Autor. (Quelle: privat)

Bob Blume ist Lehrer, Blogger, Podcaster und Aktivist. Er schreibt Bücher zur Bildung im 21. Jahrhundert und macht in den sozialen Medien auf Bildungsthemen aufmerksam. In seiner Kolumne für t-online kommentiert er aktuelle Bildungsthemen mit spitzer Feder und Rotstift im Anschlag.

Man findet Blume auf Twitter und auf Instagram, wo ihm mehr als 100.000 Menschen folgen. Sein Buch "10 Dinge, die ich an der Schule hasse" ist überall erhältlich.
Hier geht's zu Blumes Instagram-Auftritt.

Generationenkonflikte sind im Grunde nichts Neues. Und auch die Bezeichnungen, unter denen man die Generationen einsortiert, sind mindestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts gang und gäbe.

Wenn es aber heutzutage um die jungen Generationen namens Z und, nachfolgend, Alpha geht, scheint es so, als wollten die Boomer, also die Generation 50plus, zumindest argumentativ zurückschlagen. Was sie über die Jugend sagen, liest sich und hört sich an wie eine beleidigte Replik auf die zum Meme gewordene Phrase "O. K., Boomer".

Die Argumentation ist dabei komplexer, als sie zunächst scheint. Auch hier auf t-online konnte man sie jüngst vom Chefredakteur lesen. Etwas überspitzt zusammengefasst: Die Jungen müssen (und wollen) weniger leisten, fordern dabei aber mehr Freizeit und Work-Life-Balance.

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Warum vielleicht Verbitterung aus der Rückschau spricht

Zu dieser Version der "Früher war alles besser"-Erzählung kommt dann aber noch eine spannende Pointe hinzu: Man möchte zumindest die Gründe verstehen. Oder, wenn man sich noch ein wenig weiter hervorwagt, dann schwingt sogar ein wenig Neid mit: Haben sie nicht sogar recht mit dieser Haltung? Hätte man, hätten wir Millennials oder Boomer, wir Alten also, früher nicht auch schon mehr Pausen fordern sollen? Ist es Verbitterung, die aus unserer Rückschau spricht?

Wie so oft, wenn man die falschen Fragen stellt, spielt die Antwort eine untergeordnete Rolle. Denn egal ob man sich als leistungsstarker Bildungsbürger im Glanz der vermeintlich eigens erarbeiteten Stellung sonnt oder ob man generös feststellt, dass die Jugend doch auch einen Punkt hat, wenn sie "diese Haltung" einnimmt: Die Feststellung ist gesetzt. Und sie ist im besten Sinne falsch. Im schlechtesten Sinne kontraproduktiv.

 
 
 
 
 
 
 

Junge Generation mit Ideen, Ambitionen und Motivation

Ich war kürzlich mit einer Schar junger Menschen und einem Kollegen auf einer Hütte. Dort haben wir Shakespeare gelesen, ein Stück von ihm, das wir aufführen wollen. Nicht unsere Idee, sondern die der Schülerinnen und Schüler. Wer mit diesen jungen Leuten spricht, stellt keine Unlust fest. Keine Motivationslosigkeit. Noch nicht einmal Ermüdung.

Es sind junge Menschen mit Ideen, mit Ambitionen, mit Lust darauf, die Welt zu erobern. Jugendliche, die dreimal in der Woche nachmittags Unterricht haben und dennoch zu verschiedensten Arbeitsgemeinschaften gehen, weil sie es für sinnvoll halten.

Weil sie Lust darauf haben, zu lernen und zu wachsen. Die nebenbei Japanisch lernen. Mit einer App. Die Geschichten schreiben und Lieder. Die so reflektiert sind, dass ich mich frage, ob wir, wir harten, harten Arbeiter, damals nur annähernd so viel verstanden haben. Man erlebt junge Leute, die Ziele haben für ihr Leben.

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Aber natürlich auch junge Leute, die sich nicht zwingen lassen, unsere Lebensentwürfe zu wiederholen. Die Angst haben, weil in dieser Welt gerade auf eine Krise die nächste folgt. Die unter Druck stehen. Die oft traurig sind oder das Gefühl haben, nicht gehört zu werden. Mit Recht!

"Sollen sie doch eine Pause mehr machen"

Wir würden gut daran tun, nicht sofort zu bewerten, sondern zu beobachten. Und zu verstehen. Dafür braucht es aber etwas, das jemand wie ich, der jeden Tag das Elend der Kommentarspalten liest, immer weniger sieht: Echtes Interesse. Interesse daran, wie man die Welt sieht, wenn man von Informationen überflutet wird und es nicht anders kennt. Wenn man alles zugleich sieht und die Ansprüche ins scheinbar Unermessliche steigen.

Ich für meinen Teil bin froh, dass ich immer wieder die Möglichkeit habe, mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Das stimmt mich nämlich optimistisch. Viel anderes bleibt uns auch nicht übrig. Mit den Geschichten darüber, wie viel wir geleistet haben, wird unsere Gesellschaft nämlich nicht über die Runden kommen.

Wenn etwas früher besser war, dann wahrscheinlich nur, dass wir damals auch noch jung waren. Und uns die Unterstützung gewünscht hätten, die wir selber jetzt der nächsten Generation verweigern, wenn wir ihr die Arbeitsmoral absprechen. Es hängt von den Jungen ab. Und die sind aktiv. Die sind wach. Die haben Lust. Sollen sie doch eine Pause mehr machen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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