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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einfluss von Rasse auf das Verhalten Welche Hunderassen sind besonders zutraulich?
Laut, schüchtern, aktiv: Hunderassen haben unterschiedliche Verhaltenszuschreibungen – geben diese eine zuverlässige Vorhersage? Welche gelten als zutraulich?
Manche sind eher misstrauisch, andere wedeln bei jeder Begegnung fröhlich mit dem Schwanz: Hunde können – genau wie Menschen – ganz unterschiedliche Charaktereigenschaften haben. Oft werden diese auf die jeweilige Rasse zurückgeführt – welche Hunde gelten demnach als besonders zutraulich? Und steht das Verhalten eines Hundes überhaupt in Beziehung zu seiner Rasse?
Hunderasse bestimmt nur bedingt die Eigenschaften
Inwiefern die Rasse sowie die Genetik das Verhalten eines Hundes bestimmen, haben Forscher in einer Studie bereits 2022 untersucht. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass die Rasse nur für einen sehr geringen Anteil der Verhaltensunterschiede verantwortlich ist.
Dabei haben die Forscherin Elinor Karlsson und ihr Team auch herausgefunden, dass manche Eigenschaften eher erblich bedingt sind als andere. So ist etwa die Trainierbarkeit oft genetisch vorhersehbar, die unter anderem beim Border Collie stark ausgeprägt ist. Die Kontaktfreudigkeit mit Menschen ist dafür weniger erblich bedingt.
Einige Rassen gelten als besonders menschenbezogen
Gleichzeitig zeigten die Umfrageergebnisse der Hundehalter, dass bestimmte Rassen dennoch als besonders kontaktfreudig gegenüber Menschen wahrgenommen werden. Dazu zählen etwa Labrador Retriever, Golden Retriever, American Pit Bull Terrier und Siberian Husky.
Und auch im Rassenlexikon des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) stehen bei bestimmten Hunderassen Merkmale wie kontaktfreudig mit Menschen, anhänglich oder zutraulich. Zu diesen gehören etwa Labrador Retriever oder Deutsche Boxer. Dennoch weist Jörg Bartscherer, Geschäftsführer des VDH, darauf hin, dass die Rassenbeschreibungen lediglich eine grobe Orientierung geben sollen.
Entscheidend für das Verhalten eines Hundes ist neben der Rasse nämlich vielmehr seine Prägung, also schlechte oder gute Erfahrungen und wie er trainiert wird. Das macht eine Pauschalisierung des Verhaltens innerhalb einer Hunderasse schwierig.
Labrador Retriever
Labrador Retriever gehören zu der FCI-Gruppe 8 der Apportier-, Stöber- und Wasserhunde. Die kräftigen Vierbeiner gelten als leichtführig und aufgeschlossen, deshalb sind sie auch beliebte Familien- und Anfängerhunde.
Jeder sollte sich demnach bewusst sein, dass die Rassenbeschreibung eines Hundes nie eine Garantie für das Verhalten bietet. So kann auch ein Labrador Retriever eher schüchtern oder misstrauisch sein.
Deutscher Boxer
Der Deutsche Boxer gehört zur FCI-Gruppe 2 der Pinscher und Schnauzer. Zu seiner Rassenbeschreibung gehören die Merkmale Selbstbewusstsein, Anhänglichkeit und Charme. Boxer eignen sich als Schutz-, Begleit- und Diensthunde.
Hund muss zum eigenen Leben passen
Bei anderen Rassemerkmalen sollte man jedoch vor der Anschaffung genauer hinsehen, denn manche Hunde werden etwa speziell für die Jagd gezüchtet und weisen daher einen ausgeprägten Jagdtrieb auf. Wenn viele Kaninchen in der Nachbarschaft leben, sollte man sich lieber für eine andere Rasse entscheiden, so Bartscherer.
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Wer sich einen Hund anschaffen will, achtet also im besten Fall nicht nur auf die Optik und Merkmale wie "Freundlichkeit", sondern auch darauf, dass der Hund zum eigenen Lebensmodell passt. Denn es gibt bestimmte Hunderassen, die mehr Bewegung oder Führung benötigen als andere. Ob ein Welpe später mal eher selbstbewusst oder zurückhaltend sein wird, können erfahrene Hundezüchter übrigens schon relativ früh erkennen, erklärt Bartscherer.
- Gespräch mit Jörg Bartscherer, Geschäftsführer des VDH
- science.org: "Ancestry-inclusive dog genomics challenges popular breed stereotypes" (Englisch)
- vdh.de: "Rasselexikon"