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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rodung im Hambacher Forst Wegen dieser Fledermaus stehen die Kettensägen still
Extrem scheu, extrem selten: Die Bechsteinfledermaus braucht besonderen Schutz. Immer wieder wird sie deshalb zum Politikum. Zuletzt bei der Rodung des Hambacher Forstes.
Beinahe könnte sie aus einem Comic oder Zeichentrickfilm entsprungen sein. Die Bechsteinfledermaus besitzt ungewöhnlich große Ohren, ein dichtes, bräunliches Fell und kleine Knopfaugen. Das Verhalten der Fledermaus, die nach dem bekannten deutschen Forscher Johann Matthäus Bechstein (gestorben 1822) benannt ist, passt dabei zu ihrem possierlichen Äußeren. Die Fledermausart wird maximal 55 Millimeter lang und hat eine Flügelspannweite von etwa 280 Millimetern.
Erforschung der Bechsteinfledermaus ist schwierig
Die Bechsteinfledermaus hält sich stets bedeckt in Wäldern und Baumhöhlen auf. Nur bei vollkommener Finsternis wagt sie sich aus ihrem Versteck, um Mücken, Nachtfalter und andere Insekten zu jagen. Wegen ihrer großen Ohren und dem langen Fell sind Bechsteinfledermäuse nicht übermäßig schnell. Ihre breiten Flügel erlauben den Tieren aber wendungsreiche Flugmanöver, dazu können Bechsteinfledermäuse wie Kolibris in der Luft stehen bleiben.
Die Bechsteinfledermaus fliegt buchstäblich unter dem Radar: Ihre Überschall-Rufe sind so leise, dass Fledermausforscher sie selbst mit moderner Technik nicht zufriedenstellend systematisieren können. Trotz unvollständiger Erhebungen zum Vorkommen der Bechsteinfledermaus gilt die Art als bedroht und steht unter Naturschutz. Die scheue Fledermaus hat vor allem mit einem zurückgehenden Angebot an Baumhöhlen zu kämpfen. Naturschutzverbände lasten dies der fortschreitenden forstwirtschaftlichen Erschließung der Wälder an. Auf der Roten Liste wird die Fledermausart als "Near Threatened" aufgeführt, also als potenziell gefährdet.
Bechsteinfledermaus beeinflusst Bauentscheidungen
Immer wieder wird die kleine Fledermaus zum Politikum. Auch ihr zuliebe haben Richter vorerst die umstrittene Rodung des Hambacher Forstes gestoppt. Der Wald beheimate seltene Tierarten und müsse deshalb geschützt werden, argumentierte das zuständige Oberverwaltungsgericht Münster.
In Baden-Württemberg etwa stritt die Bahn sich mit Naturschützern um die Nutzung eines Tunnels, der als Rückzugsort für die Tiere diente. Vor rund zehn Jahren musste außerdem der Ausbau der Autobahn 44 gestoppt werden, weil der geplante Bauabschnitt Lebensraum seltener Arten war.