Reptilienkunde Haben Schlangen Ohren? So funktioniert das Reptiliengehör
Schlangen sind clevere Jäger, aber wie werden die Reptilien auf ihre Beute aufmerksam? Lessen Sie hier, auf welche Tricks die Tiere zurückgreifen.
Auch wenn Sie genau hinsehen, werden Sie am Schlangenkopf keine Ohren entdecken. Früher wurde daher vermutet, dass die Tiere taub seien. Heute wissen wir aber, dass Schlangen durchaus in der Lage sind, Schallwellen wahrzunehmen. Wir erklären, wie die Reptilien hören, sehen uns ihr Jagdverhalten an und klären auf, wie Sie eine Schlange vertreiben können.
Das Gehör der Schlangen und seine Funktionsweise
Die Beute ist häufig noch kilometerweit entfernt, wenn sich eine Schlange auf die Lauer legt. Denn sie nimmt die Vibrationen, die die Bewegungen ihres Opfers verursachen, über große Distanzen wahr. Dazu legt sie den Kopf auf den Boden.
Schlangen haben nämlich einen zweiteiligen Unterkiefer, der auch kleinste Schwingungen spürt und diese an die innenliegende Hörschnecke der Tiere weiterleitet. Ein Trommelfell besitzen die Reptilien zwar nicht, aber der geteilte Unterkiefer hilft bei der Richtungsbestimmung. Von rechts kommende Vibrationen werden über die rechte Kieferhälfte und diverse weitere Knochen an das rechte Innenohr weitergeleitet. Und genauso funktioniert auch die linke Seite.
Die neuere Forschung beschäftigt sich mit der Frage, ob Schlangengehirne auch in der Lage sind, Schallwellen aus der Luft zu verarbeiten. Hier scheint es je nach Schlangenart große Unterschiede zu geben. Eindeutige Ergebnisse liegen bis dato allerdings noch nicht vor. Ob Schlangen auch die Stimmen von Menschen hören können, bleibt nach wie vor offen.
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Schlangen auf der Jagd
Egal, ob sie giftig oder ungiftig sind – Schlangen sind begnadete und listige Jäger. Sie töten ihre Beute mit Gift oder erdrücken und erwürgen sie. Für ihre Überraschungsangriffe aus dem Hinterhalt müssen sich die Tiere einerseits auf ihr Gehör und andererseits auf ihren Geruchssinn verlassen, denn mit ihrer Sehkraft allein kommen Sie nicht weit.
Denn Schlangen haben schlechte Augen. Sie besitzen auch keine Augenlider, stattdessen sind ihre Augen von durchsichtigen Schuppen bedeckt.
Übrigens: Das Riechorgan der Schlange befindet sich im Mund, genauer gesagt im Gaumen. Durch das stetige Züngeln werden Duftmoleküle aus der Luft eingesammelt und zum Jacob'schen Riechorgan am Gaumen transportiert.
Einige Schlangengattungen sind zusätzlich mit speziellen Wärmerezeptoren am Kopf ausgestattet. Mit diesen können sie Temperaturunterschiede erkennen und ihre Beutetiere noch genauer lokalisieren.
So vertreiben Sie Schlangen
Wer eine Schlange vertreiben will, reagiert meist instinktiv richtig und stampft fest mit dem Fuß auf den Boden auf. Durch die starke Vibration wähnt die Schlange kein Beutetier in der Nähe, sondern wittert Gefahr und tritt den Rückzug an.
So handeln Sie bei einer Begegnung mit einer Schlange außerdem richtig:
- Vermeiden Sie schnelle und hektische Bewegungen.
- Mit den Armen wedeln oder schreien führt ebenfalls nicht zum Erfolg.
- Laufen Sie nicht davon, sondern bewegen Sie sich langsam von der Schlange weg, ohne sie aus den Augen zu lassen.
- Reizen Sie das Tier nicht mit Stöcken oder ähnlichen Gegenständen.
In Deutschland gibt es lediglich zwei giftige Schlangenarten: die Aspisviper und die Kreuzotter. Beide Gattungen sind stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Die Tiere sind scheu und nicht angriffslustig. Die Wahrscheinlichkeit, giftigen Schlangen in freier Natur zu begegnen, ist daher gering. Sollte es Hinweise auf einem Schlangenbiss geben, begeben Sie sich bitte in ärztliche Behandlung.
- National Geographic: "Schlangen können doch hören"
- idw – Informationsdienst Wissenschaft: "Schlangen orten Beute über Vibrationswellen"
- Eigene Recherche