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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Regionale Unterschiede Rotkohl, Rotkraut, Blaukraut: Wie heißt es richtig?
In Deutschland hat das Gemüse viele Namen: Rotkohl, Rotkraut oder Blaukraut. Doch woher kommen die unterschiedlichen Bezeichnungen?
Besonders zur Weihnachtszeit kommt das rote (oder blaue?) Kraut gerne auf den Tisch –denn es passt gut zu deftigem Braten mit dunkler Soße und Kartoffeln. Aber wie heißt es denn nun richtig – Rotkohl, Rotkraut oder Blaukraut?
Ein Richtig oder Falsch gibt es in dem Fall nicht. Vielmehr spielt es eine Rolle, in welcher Region man sich befinherkommt. Bei der Frage "Kohl oder Kraut?" gibt es eine klare Nord-Süd-Trennung. Während im nördlichen Teil Deutschlands fast ausschließlich von Kohl gesprochen wird, heißt es im Süden vorzugsweise Kraut.
Ganz aus dem Raster fallen zwei Regionen. So heißt das Gemüse entlang der Mosel vereinzelt "Roter Kappes", in Teilen der Schweiz "Blau-/Rotchabis". Dem "Atlas zur deutschen Alltagssprache" zufolge gehen Kappes und Chabis auf das lateinische Wort für Kopf ("caput") zurück, was hier für den Kohlkopf steht.
Ist das Kraut nun rot oder blau?
Auch bei den Farben gehen die Meinungen auseinander. In Nord- und Mitteldeutschland sowie in weiten Teilen Österreichs und der Schweiz ist der Fall klar: Der Kohl beziehungsweise das Kraut ist rot. In Bayern und Teilen Baden-Württembergs und Österreichs ist das Kraut jedoch blau.
Das sagen die Leser von t-online
In einer t-online-Umfrage mit 4.124 Teilnehmern sprach sich eine Mehrheit von 53,5 Prozent für den Begriff "Rotkohl" aus, wenn es um die Bezeichnung des beliebten Gemüses geht. Auf Platz zwei landete "Rotkraut" mit 25,2 Prozent, während "Blaukraut" mit 21 Prozent den dritten Platz belegte.
Streng genommen stimmt weder das eine noch das andere. Denn wenn man es genau nimmt, ist die eigentliche Farbe des Kohls eine Mischung aus Rot und Blau: Violett. Wie es im Atlas zur deutschen Alltagssprache heißt, sind Farbbezeichnungen von Zwischentönen jüngere Entlehnungen.
Da der Kohl aber schon seit Jahrhunderten bekannt ist, wurden eben die Begriffe für die Farbe verwendet, die man damals bereits kannte. Möglicherweise haben die regionalen Unterschiede in der Farbbezeichnung auch etwas mit der Zubereitungsweise zu tun. So bekommt das Kraut durch die Zugabe von Säure – etwa in Form von Essig oder Äpfeln –eine eher rötliche Farbe.
Die Bezeichnung "Blaukraut" würde das aber nicht unbedingt erklären. Laut dem Atlas zur deutschen Alltagssprache gibt es nur selten Rezepte mit basischen Zutaten, die eine blaue Färbung des Krauts erklären könnten. Wenn Zutaten wie etwa Natron in Rezepten vorkommen, "dann normalerweise mit dem erklärten Ziel, diese Färbung zu produzieren".
Süddeutschland steht mit der Bezeichnung "Blaukraut" auch international recht allein da – in vielen Sprachen ist der Kohl rot. So heißt er auf Englisch etwa "red cabbage", auf Französisch "chou rouge" und auf Italienisch "cavolo rosso".
- atlas-alltagssprache.de: Rotkohl / Blaukraut
- Umfrage auf t-online.de