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"Bares für Rares"-Experte weist Verkäufer zurecht: "Das geht gar nicht!"


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"Das geht gar nicht!"
"Bares für Rares"-Experte weist Verkäufer zurecht


Aktualisiert am 26.05.2022Lesedauer: 3 Min.
"Bares für Rares": Moderator Horst Lichter und Kunstkenner Albert Maier haben am Expertisentisch schon vieles erlebt.Vergrößern des Bildes
"Bares für Rares": Moderator Horst Lichter und Kunstkenner Albert Maier haben am Expertisentisch schon vieles erlebt. (Quelle: ZDF/Frank Dicks)

Ein Rentner aus Iserlohn bietet ein Objekt bei "Bares für Rares" an, mit dem er selbst nicht viel anfangen kann. Seine Preisvorstellung ist für Kunstexperte Maier jedoch fast schon eine Frechheit.

"Das kann weg – aber vielleicht ist es ja auch Kunst", sagt Dietmar Schlüter, der bei "Bares für Rares" ein Stillleben verkaufen möchte, das einen Blumenstrauß zeigt. Der 71-Jährige aus Nordrhein-Westfalen hat zuvor aber noch eine Anekdote für Moderator Horst Lichter. "In Iserlohn haben wir einen Autobahnparkplatz, der nach dir hätte benannt sein können: Leckerhorst", verkündet er.

Darüber freut sich Lichter, der noch mehr über den Rentner erfahren möchte. "Ich war Studiendirektor, jetzt bin ich Privatier und wenn ich nicht im Urlaub bin, dann gucke ich 'Bares für Rares'", verrät Schlüter. Vor 40 Jahren habe er ein altes Haus gekauft und das Bild in einem Einbauschrank gefunden.

"Bares für Rares" hat die Sinne geschärft

"Mir hat es nicht gefallen. Jetzt habe ich das Haus 40 Jahre später verkauft und das Ding wiedergefunden. Durch 'Bares für Rares' waren meine Sinne geschärft und ich dachte, jetzt guckst du mal genauer und schickst es zu 'Bares für Rares'", erklärt Schlüter. Lichter ist begeistert. "Selbstverständlich! Und schon haben wir Albert Maier bemüht. Er ist extra deswegen angereist, um uns dieses Gemälde zu erklären", sagt Lichter und erteilt Maier damit das Wort.

"Und ich muss sagen, Sie haben einen sehr guten Griff getan mit diesem Gemälde. Eduard Bäumer ist ein bekannter und berühmter deutscher Maler", stellt der Kunstexperte fest. Bäumer, der 1892 in Kastellaun geboren und 1977 in München gestorben ist, sei ein expressionistischer Maler gewesen.

"Das kann man gut an seinem breiten Pinselstrich erkennen, an den Farbfeldern des Blumenstraußes, die er praktisch mosaikförmig zusammensetzt. Das ist schon große klasse", schwärmt Maier, der anmerkt, dass es aus den 40er-/50er-Jahren sehr viele Blumenbilder gebe. "Man hat sie nach dem Zweiten Weltkrieg gerne als Dekoration genommen. Aber die meisten sind wirklich zum Vergessen. Dieses hat aber künstlerisch eine Aussage, das ist etwas Schönes", findet er.

Experte ist vom Wunschpreis geschockt

Das Bild ordnet er in den Zeitraum von 1940 bis 1942 ein. "Dort war er in Salzburg und hat seinen Lebensunterhalt verdienen müssen. Er hat nur in dieser Zeit solche Blumenstillleben gemalt, um Geld zu verdienen, um seine Familie zu ernähren", weiß der Experte. Der Zustand des Gemäldes sei allerdings nicht sehr gut. Das Bild müsse komplett gereinigt werden. Zudem seien ein paar Kratzer drin, merkt Maier an.

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"Wir haben ja auch ein paar Kratzer gekriegt in der Zeit", kontert Schlüter, der hofft, 300 Euro für das Bild zu bekommen. "Also, da muss ich Ihnen sagen: Das geht gar nicht!", ruft Maier aus, sodass Lichter schon vermutet, dass es deutlich weniger wert ist. Doch stattdessen schätzt der Experte das Gemälde auf 1.500 bis 1.800 Euro.

"Sie dürfen nicht vergessen: Eduard Bäumer ist ein guter Maler und seine anderen Werke – nicht die Blumenstillleben – die werden wesentlich höher gehandelt", gibt Maier zu bedenken. "Das hab' ich gesehen – bis 20.000 Euro sogar", pflichtet ihm Schlüter bei. "Ja, leck mich de Söck!", ruft Lichter verwundert aus. "Das war eine tolle Geschichte für mich", gesteht er und überreicht dem Rentner nur zu gerne die Händlerkarte.

Bietergefecht im Händlerraum

Das Gemälde findet auch bei den Händlern großen Anklang. "Sie bringen einen Blumenstrauß mit, der immer blüht", freut sich Walter "Waldi" Lehnertz. "Ja, der verwelkt nicht im Gegensatz zu uns", kontert der 71-Jährige. Noch bevor das Bieten beginnt, bemerkt Kunsthändler Julian Schmitz-Avila: "Man ist bei Eduard Bäumer sehr schnell und sehr häufig im fünfstelligen Bereich. Das ist in dem Fall leider nicht zu erzielen."

Und so startet Auktionator Christian Vechtel zunächst mit 300 Euro. Schnell kommt es allerdings zu einem Bietergefecht mit Schmitz-Avila, sodass der Preis auf 720 Euro steigt. "Ich will die Jungs mal ein bisschen ärgern und sage 750 Euro", mischt sich Schmuckhändlerin Elke Velten ein. "Ich mache noch 780 Euro, ich bin beim Ärgern dabei", schaltet sich Lehnertz ein.

"Ich ärger auch mit. Ich gebe Ihnen 1.000 Euro glatt", sagt Kunsthändler Thorsden Schlößner. "Wen wollt ihr eigentlich ärgern, frag ich mich", wundert sich Schmitz-Avila und erhöht noch einmal um 50 Euro. "Jeder Kunsthändler neigt auch ein bisschen zum Zocken. Ich hab' mir abgewöhnt, ins Kasino zu gehen, und kaufe dafür ab und zu mal ein Bild, von dem ich hoffe, dass es nach der Restaurierung noch viel schöner wird", erklärt er.

Doch den Zuschlag erhält nach einem harten Bietergefecht schließlich Schlößner für 1.700 Euro. "Ich denke, dafür gibt es Sammler", sagt er hoffnungsvoll. Und auch Verkäufer Schlüter ist mehr als zufrieden. "Passte alles hundertprozentig. Sagenhaft!", freut sich der 71-Jährige.

Verwendete Quellen
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