Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kolumne "Lust, Laster und Liebe" Darum gehen Frauen immer zu zweit aufs Klo
"Ich muss mich mal kurz frisch machen. Kommst du mit?" Wenn Frauen ausgehen, fällt diese Frage häufig. Was ist der Grund?
Warum Frauen immer zu zweit aufs Klo gehen? Na, zum Lästern natürlich! So das Klischee. Sicherlich wird auf dem dann nicht mehr ganz so stillen Örtchen über das ein oder andere gesprochen. Wo und wann hätte frau denn sonst die Gelegenheit, sich fix über die eigene Begleitung, andere Gäste oder aktuelle Begebenheiten auszutauschen, ohne dass es die Anwesenden mitbekommen? Direkt am Tisch oder an der Bar via WhatsApp? Die ganze Zeit ins Handy zu tickern ist nicht nur unhöflich, es würde auch noch viel zu lange dauern, seine ganzen Informationen und Emotionen über die kleinen Tasten im Chat kund zu tun. Also ab aufs Klo.
Aber: Es gibt noch einen weiteren, viel wichtigeren und ausschlaggebenderen Grund, weshalb Frauen meist zu zweit aufs Klo gehen: gegenseitige Unterstützung.
Die Fassade bröckelt
Liebe Herren, haben Sie sich schon einmal eine Damentoilette angeschaut? Von wegen, Frauen sind reinlich, grazil und vornehm. Ein Besuch auf einem Frauenklo und die so schön gepflegte Fassade bröckelt – und zwar großflächig. Toilettenpapier liegt auf dem Boden verstreut. Auf der Klobrille und daneben sind Urinpfützen zu sehen. Die Klopapierrollen sind durchnässt – wovon möchte in dem Moment lieber keiner wissen. Auf den Waschbecken liegen Haare. Die Abflüsse sind verstopft. Der Seifenspender ist leer, der Wasserhahn defekt. Und an sich ist frau froh, sobald sie diesen sehr unangenehm riechenden Raum so schnell wie möglich wieder verlassen kann.
Um an diesem Ort zumindest die eigene Blase erleichtern zu können, brauchen Frauen eine Begleitung. Jemanden, der die Handtasche hält – sonst würde sie womöglich in einer der Urinpfützen stehen müssen. Und jemand, der vor der Kabinentür wacht – denn nicht nur der Wasserhahn, auch das Schloss der Klotür ist allzu häufig "außer Betrieb". Und wenn das stille Örtchen für Frauen vor lauter Ekel nicht einmal für die Notdurft aufgesucht werden möchte, dann brauchen wir eben jemanden, der vor dem Herrenklo Schmiere steht. Denn hier gibt es zumindest immer Toilettenpapier und Seife – Letzteres ist jedoch eher zwiespältig zu bewerten.
Liegt es an der Klientel?
Ja, was die Toilettenhygiene angeht, sind Frauen nicht sehr vorbildlich. Und das hat nicht einmal etwas mit der Klientel zu tun. Denn sauber und ordentlich sind die Frauenklos meist nur, wenn sie regelmäßig kontrolliert und gesäubert werden. Und nicht, wenn sie in einer teuren Bar sind.
Angesichts der Tatsachen bekommt der Klo-Hinweis "Bitte verlassen Sie diesen Ort, wie Sie ihn vorzufinden wünschen!" eine ganz neue Lesart.
Wenn es mal länger dauert
Wenn Frauen also eine Begleitung für den Toilettengang suchen, dann liegt es nicht daran, dass sie lästern möchten. Sie brauchen eine psychische und physische Unterstützung. Und wenn es einmal länger dauert, dann vielleicht, weil sich beide erst durch die Berge von Toilettenpapier auf dem Boden kämpfen müssen oder eine saubere Flüssigkeit suchen, mit der sie die vom Seifenspender notdürftig abgekratzten Seifenreste wieder von ihren Händen waschen möchten. Haben Sie also etwas Geduld, liebe Herren, und am besten auch immer ein Desinfektionstuch für Ihre Begleitung parat.
Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.