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Pimp my Pussy: Die perfekte Vagina | Wie weit geht Intimchirurgie?


Meinung
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Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Die perfekte Vagina

  • T-Online
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

16.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Intimchirurgie: Ist ohne gepimpten Intimbereich guter Sex möglich? (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
Intimchirurgie (Symbolbild): Ist ohne gepimpten Intimbereich guter Sex möglich? (Quelle: Foremniakowski/getty-images-bilder)
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Sind Sie mit Ihrem Körper zufrieden? Auch mit Ihrem Intimbereich? Die Frage ist berechtigt, denn ein relevanter Anteil an Schönheits-OPs bei Frauen findet inzwischen dort statt: an ihren Genitalien. Was wurde gemacht? Und wozu das Ganze?

Zuletzt wurde viel darüber berichtet: Schönheits-OPs nehmen zu, bei Frauen ebenso wie bei Männern – und sehr wahrscheinlich bestärkt durch die Corona-Pandemie. Denn wer sich täglich selbst in Video-Meetings sieht, hadert dadurch noch mehr mit dem eigenen Aussehen als in Zeiten von Live-Besprechungen.

Neben Falten, schmalen Lippen und nicht ganz straffen Gliedmaßen gibt es aber noch andere Körperbereiche, die stören können: Es gibt Frauen, die mit dem Aussehen ihrer Vulva hadern. Zu große Scharmlippen, zu weite Vagina und ach, irgendwie war der Bereich "dort unten" auch schon mal glatter.

Wie sie darauf kommen? Wahrscheinlich durch die Pornoindustrie. Vielleicht auch durch die ganzen Präparate und Hilfsmittel sowie Workshops, mit denen inzwischen für ein "jüngeres Aussehen der Vulva" geworben wird. Das steigere das Wohlbefinden und die weibliche Attraktivität enorm, so das Heilsversprechen. Hinzu kommt, natürlich, das Totschlagargument Sex: Ohne gepimpten Intimbereich ist richtig guter Geschlechtsverkehr leider "überhaupt nicht möglich" – das ist Ihnen, den potenziellen Kundinnen da draußen, doch hoffentlich klar?

Die perfekte Vagina

So weit zu den Werbeversprechen – deren Folgen mich erschrecken. Immer mehr Frauen unterziehen sich im Intimbereich chirurgischen Eingriffen, in der Hoffnung, derartig untenrum optimiert den besseren Sex zu haben oder zufriedener mit ihrem Körper zu sein. Als ich mir die Liste mit den möglichen Schönheits-OPs bei Frauen durchlas, war ich verstört. Schamlippenkorrektur oder Vaginalstraffung sind ja schon seit einigen Jahren en vogue. Aber Venushügelverkleinerung und G-Punkt-Aufpolsterung? Bitte?! Das klingt nach Barbie-Vagina.

Bei der Venushügelverkleinerung wird Fettgewebe am Venushügel entfernt, damit der Bereich flacher wird. Eine Fettabsaugung am Venushügel! Ich bin entsetzt. Dieser Bereich wäre der letzte an meinem Körper, bei dem ich mir Fett absaugen lassen würde. "Zum Glück gibt es die formgebende Unterhose, die nicht nur meinen Po aufpolstert, sondern auch meinen Venushügel verkleinert." Oje.

Sicher: Wenn es sich um einen gesundheitlich notwendigen Eingriff handelt, weil etwa zu große Brüste Rückenschmerzen auslösen oder eine psychische Belastung bedeuten: Go for it. Aber ohne Grund dieses kleine wunderbare Stück erogener Zone verkleinern zu wollen, ist doch absurd.

"Oh, das war der falsche Bereich"

Weder Schmerzen noch eine psychische Belastung dürften aber der Anlass für den folgenden chirurgischen Eingriff in den Intimbereich einer Frau sein: die G-Punkt-Aufpolsterung. Dabei wird entweder Hyaluronsäure oder Eigenfett – auf Wunsch vielleicht ja auch das vom Venushügel – unter den G-Punkt gespritzt. Interessant finde ich hier im Übrigen auch, dass Chirurgen den G-Punkt offenbar besser verorten können als Wissenschaftler oder die Frauen selbst. Fakt ist nämlich, noch immer können Forscher nicht zu 100 Prozent nachweisen, dass dieser eine Punkt existiert, der Frauen eine Orgasmus-Garantie gibt – beziehungsweise wo die exakte Position dieses sagenumwobenen G-Punkts ist. Stattdessen ist sich die Forschung eigentlich einig, dass es zahlreiche Stimulationspunkte gibt, die zu einem Orgasmus führen. Wie können also Chirurgen wissen, wo der G-Punkt der Frau ist?

Könnte es nicht sein, dass sie stattdessen versehentlich den A-Punkt unterspritzen, der direkt darüber liegen soll? Die Nachuntersuchung bei einem missglückten Eingriff stelle ich mir kurios vor. "Entschuldigen Sie bitte. Wir haben den A-Punkt mit dem G-Punkt verwechselt und den falschen Bereich aufgepolstert. Wir müssten dann noch mal nachbessern." Ob dafür das Eigenfett aus dem Venushügel reicht?

Bitte aufwachen!

Zahlreiche Frauen kommen nicht zum Höhepunkt – weder beim Sex noch bei der Selbstbefriedigung. Das ist klar. Dass ihr einziger Ausweg dann eine Aufpolsterung des G-Punkts ist, finde ich allerdings sehr traurig. Denn es zeigt zwei Dinge: Die Anatomie des weiblichen Körpers und das Lustempfinden der Frau sind noch immer große Tabu-Themen, über die mehr aufgeklärt werden sollte. Und: Viele schenken einer Aussage, die vor über 70 Jahren von einem Mann über das weibliche Lustempfinden getroffen wurde, mehr Gehör als ihrem eigenen Körper. Wenn ich mich selbst mit meinem Körper auseinandersetze, sollte ich doch spüren, was er mag und was nicht – und Schönheits-OPs gehören sicherlich nicht dazu.
Manchmal ist bestimmt eine gewisse Experimentierfreudigkeit nötig – und zwar mit den Händen, einem Vibrator oder eben einem Penis. Aber bitte nicht gleich mit einem Skalpell.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

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