Für spießige Gäste Pack das Silvester-Fondue aus
Herisau (dpa/tmn) - Wer hat's erfunden? Die Schweizer, will man rufen. Das ist beim Fondue aber nur bedingt richtig. Klar, das Käsefondue gehört in der Schweiz zum Nationalgericht.
Aber heute versteht man unter einem Fondue allgemein ein Gericht, bei dem man alle möglichen mundgerecht geschnittenen Zutaten in eine erhitzte Flüssigkeit taucht - und das wiederum hat in Asien Tradition.
Fondue bedient ganz aktuell aber auch die Sehnsucht der Menschen nach Gemeinschaft und Heimeligkeit, sagt Ralph Richter vom EMF-Verlag, der 2020 ein Fondue-Kochbuch herausgegeben hat. "Die Corona-Situation hat diese Sehnsucht noch verstärkt. Themen wie Fondue waren und sind aktuell noch einmal mehr gefragt", so Richter.
Fondue bedeutet im Französischen "geschmolzen"
Ob nun Käse, Brühe, Fett, Wein oder Schokolade: Gemeinsam ist allen Fondues, dass etwas in den Topf - der übrigens Caquelon heißt - reingetunkt wird und das etwas daneben steht. Auch wenn das Wort im Französischen "geschmolzen" bedeutet, Sarah Thor würde Fondue eher als "abwechslungsreiche Dipperei" beschreiben.
"Das eine typische Fondue gibt es nicht", sagt die Kochbuchautorin. Kein Wunder, so präsentiert sie in "Voulez-vous fondue avec moi" 70 ganz unterschiedliche, vor allem ungewöhnliche Rezepte, wie man Fondue zubereiten kann.
Verschiedene Schnitzel im Fondue zubereiten
Für ihr "Schnitzel-Party-Fondue" zum Beispiel schneidet Sarah Thor Kalbsfleisch, Putenbrust, Wiener Würstchen, Champignons und Emmentaler in mundgerechte Stücke und bereitet Schälchen mit Mehl, geschlagenen Eiern und Paniermehl vor. So kann sich jeder am Tisch die Zutaten selbst panieren und dann im heißen Fett frittieren.
Eine vegetarische Alternative ist das "Orientalische Veggie-Fondue", bei dem Zwiebeln, Knoblauch, Paprika, Zucchini, Auberginen und Halloumi auf Spieße gezogen und im Fonduetopf frittiert werden.
Die Must-haves beim Fondue
Wer nun ein Fondue zubereiten möchte, benötigt einen Rechaud - das ist ein Stövchen, das die Flüssigkeit warmhält - ein bis zwei Fonduegabeln pro Person und einen geeigneten Topf - aus Gusseisen fürs Käsefondue, für Brühe und Fett eignen sich Metalltöpfe.
Für ein Fleischfondue rechnet man 200 bis 300 Gramm Fleisch, für ein Käsefondue rund 200 Gramm Käse pro Person.
"Eine Woche ohne Fondue ist eine verlorene Woche"
Der wohl größte Käsefondue-Fan ist Jennifer Favre. Die Schweizerin hat mit Ehemann und Freunden sogar ein Fondue-Festival gegründet, das dieses Jahr in die zehnte Runde geht. In ihrem Buch "Haute Fondue" stellen Jennifer und Arnaud Favre 52 Rezepte für Käse-Fondues vor, getreu ihrem Motto "Eine Woche ohne Fondue ist eine verlorene Woche".
"Die Menschen mögen unsere originellen Rezepte und sie sind überrascht, dass man mit wenigen zusätzlichen Zutaten, ein köstliches Käsefondue kreieren kann, zum Beispiel indem man etwas Curry dazugibt oder den Wein durch Bier ersetzt", sagt Jennifer Favre, deren Lieblingsrezept das Fondue mit Ingwerstückchen und Zitronensaft ist.
In ihrem Buch geben die beiden auch zahlreiche Tipps, zum Beispiel wie man ein zu flüssiges Fondue retten kann. Falls es auf Basis von Kuhmilch ist, werden einfach 1 bis 2 TL Stärkemehl in 1 dl Weißwein aufgelöst und eingerührt. Und was ist zu tun, wenn der Käse anschließend schwer im Magen liegt? Da lautet die Lösung: 1 TL Natron in einem Glas Wasser anrühren und in einem Zug trinken.
Und was passiert, wenn man die Zutat im Fonduetopf verliert? "Derjenige wird bestraft und muss den Wein zahlen - oder eine Runde nackt ums Haus rennen, wenn es nach meinem Mann ginge", sagt Jennifer Favre scherzend.
Fondues auswärts genießen
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, sich das Schnippeln beim Vorbereiten aber sparen möchte, hält nach einemFondue-RestaurantAusschau. In Berlin etwa gibt es dieFondue-Hütte. Die Schweizerin Jennifer Mulinde Schmid, die sich selbst als die "Schwarze Heidi" bezeichnet, hatte solche Sehnsucht nach Käsefondues, dass sie 2016 ein Restaurant eröffnete, in dem sie Käse-Fondues serviert.
3,5 Tonnen Käse lässt die Gastronomin dafür in den Wintermonaten aus der Schweiz anliefern. Für deutsche Gaumen weicht sie aber von der klassischen Mischung aus Gryère und Vacherin, die in den Caquelon kommen, ab. "Die Deutschen mögen lieber Emmentaler im Fondue."
Literatur:
Sarah Thor: "Voulez-vous FONDUE avec moi?: Über 70 heiße Rezepte", Edition Michael Fischer/EMF Verlag, 144 Seiten, 15 Euro, ISBN-13: 978-3960938699.
Jennifer und Arnaud Favre: "Haute Fondue", Helvetiq Verlag, 176 Seiten, 24,50 Euro, ISBN-13: 978-2940481545.