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Hütten wieder offen: Diese Regeln gelten jetzt beim Wandern in den Alpen


Hütten wieder offen
Diese Regeln gelten jetzt beim Wandern in den Alpen

Von dpa-tmn
Aktualisiert am 22.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Wandern in den Alpen: Die Bergsaison hat begonnen.Vergrößern des Bildes
Wandern in den Alpen: Die Bergsaison hat begonnen. (Quelle: Nicolas Armer/dpa-tmn)

Hütten und Almen sind nach dem langen Corona-Winter wieder auf. Das lockt Wanderer und Bergsteiger an, auch wenn es noch Regeln gibt. Ein Stimmungsbild aus den Kitzbüheler Alpen – mit praktischen Tipps.

Freundlich begrüßen die Hausschafe Lisa und Mara die Wanderer. Sie haben es sich im Schatten der Bochumer Hütte bequem gemacht. Enzian blüht blau auf der Almwiese, während die Gipfel darüber noch eine weiße Kappe tragen. Hüttenwirtin Ilona Hultsch war noch kurz im Tal und hat neue Gasflaschen geholt. Sie darf wieder Gäste empfangen.

Seit dem 18. Mai ist die Bochumer Hütte wieder offen. Kelchalm hieß sie, bevor sie von der Bochumer Sektion des Deutschen Alpenvereins übernommen wurde. Die Hütte liegt nur ein paar Kilometer außerhalb des Jetset-Ortes Kitzbühel auf 1.432 Metern Höhe.

Nicht nur in Österreich, auch in Bayern sind die Hütten inzwischen wieder offen. Anmeldung, Abstand, negativer Test: Noch gibt es viel zu beachten. Ilona Hultsch bleibt trotzdem entspannt: "Vor allem Familien tut es gut, wenn mal nichts scheppert außer den Kuhglocken. Sie waren so lange eingesperrt", sagt die gelernte Sozialarbeiterin aus München. "Deshalb werde ich alle Regeln ganz brav befolgen."

Doch ganz unkompliziert sind Bergtouren auch in diesem Jahr nicht. Viele Bergsteigerinnen und Wanderer sind besonders bei mehrtägigen Hüttentouren noch zurückhaltend. Hüttenwirtin Hultsch verzeichnet gerade einmal die Hälfte der üblichen Vorreservierungen.

Wandern in den Alpen: Welche Regeln zu beachten sind

Wenn der Rucksack gepackt wird, sind neben den üblichen AHA-Regeln noch ein paar mehr Dinge zu beachten. Jeder Tagesgast muss sich registrieren – das gilt für alle Hütten in Deutschland und Österreich. Da viele Wirte die Kontaktdaten digital verarbeiten, ist es ratsam, ein Handy dabeizuhaben. Auch eine Maske sollte im Rucksack sein, schon falls man auf dem Weg aufs Klo durchs Haus gehen muss.

Österreich ist kein Corona-Risikogebiet mehr. Für die Einreise müssen Urlauber entweder vollständig geimpft, nachweislich von Corona genesen oder getestet sein. Ein Antigen-Schnelltest, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, reicht hier aus.

Für Außen- und Innengastronomie gilt in Österreich die griffige 3G-Regel: geimpft, genesen, getestet. Mit den entsprechenden Nachweisen darf man auf Terrassen und in Gaststuben. Seit dem 10. Juni sind größere Gruppen an einem Tisch erlaubt: drinnen acht Personen aus unterschiedlichen Haushalten und draußen 16. Kinder unter 14 Jahren sind von der Testpflicht ausgenommen. Minderjährige dürfen zuzüglich der Gruppengrößen an den Tisch.

In den bayerischen Alpen bleibt es kompliziert. Ob drinnen oder draußen gespeist wird, wie viele Personen aus wie vielen Hausständen am Tisch sitzen dürfen: All das ist von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis abhängig. Immerhin sind seit dem 7. Juni Lockerungen in Kraft. So ist die Testpflicht für Tagesgäste bei Inzidenzen unter 50 in den Landkreisen aufgehoben und zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten plus Kinder dürfen an einen Tisch.

Wer seinen Test vergessen hat, der kann im Notfall oft To-go-Angebote der Hütte nutzen. Dann werden die Speisen eben nicht auf der Terrasse, sondern im Grünen konsumiert. Allerdings sollte man jeglichen Müll unbedingt wieder mitnehmen.

Eine Reservierung ist Pflicht

Auf mehrtägigen Hüttentouren ist jeder Gast in den bayerischen und österreichischen Alpen aufgefordert, vorher zu reservieren. Ein eigener Schlafsack, ein Kopfkissenbezug und ein Handtuch müssen im Rucksack sein. Nur eine Gruppe aus einem Zimmer darf gemeinsam den Waschraum benutzen. Danach muss gelüftet und desinfiziert werden. Für mehrtägige Touren sollte man Testsets mitnehmen.

Für die Schlaflager in Bayern gilt bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 aktuell eine Maximalbelegung von zehn Personen, die aus verschiedenen Gruppen kommen dürfen – Geimpfte und Genesene nicht mit eingerechnet. Auch in Österreich dürfen sie mit anderen Gruppen zusammengelegt werden.

Vor jeder Wanderung ist es also ratsam, sich telefonisch oder auf den Webseiten der Hütten zu informieren. Einen guten Überblick über die Hütten der Sektionen gibt es beim Deutschen Alpenverein (DAV). Mehr denn je sind Planung und Eigenverantwortung gefragt.

Erhöhte Schwierigkeiten – aber nicht alpin

An einem Sonntagvormittag, wenn Ärzte und Apotheken geschlossen haben, bilden sich vor den Teststationen im Raum Kitzbühel schon einmal größere Schlangen. Da ist es cleverer, sich vorher zu Hause zu testen. Gepäck lässt sich reduzieren, indem man die Reiseapotheke in der Gruppe aufteilt. Moderne Schlafsäcke sind inzwischen ultraleicht.

Da weiter Abstandsregeln gelten, können die Wirte in diesem Jahr weniger Tische aufstellen. "An sonnigen Sommertagen könnte es eng werden", warnt Hanspeter Mair vom DAV. Da hilft nur ein bisschen mehr Zeit einzuplanen oder eine eigene Brotzeit dabei zu haben. "Geduld ist das neue Stichwort", sagt Mair. "Das sind wir unseren Hüttenbetreibern schuldig, die wir bei der Stange halten wollen."

Immerhin ist auch beim DAV die Stimmungslage heller geworden, seit die Landesregierung nach wütenden Protesten der bayerischen Hüttenwirte Lockerungen beschlossen hat. "Ganz zufrieden sind wir aber noch nicht", sag Mair. "Mit den Regeln in Österreich können wir gut leben. In Bayern ist dagegen immer noch offen, wie man mit den Geimpften und Genesenen umgeht. Da würden wir uns für die großen Matratzenlager Maßgaben wünschen. Bisher dürfen nur zehn von manchmal bis zu 40 Betten belegt werden. Das ist ein heikles Thema."

Endlich wieder die Berge genießen

Zurück in die Kitzbüheler Alpen: Wirt Tom Gaaß auf der Hochwildalm braucht gerade ein starkes Organ. Trotz Eingangstor mit QR-Code und Hinweistafel strömt eine ganze Gruppe einfach so auf die Terrasse. Der Regensburger gibt an der Theke nicht nur Getränke aus, er prüft nun auch Dokumente. Mit Partnerin Johanna Buß setzt er seit gerade erst einem Jahr auf 1.557 Metern Höhe neben regionalen Spezialitäten konsequent auf vegane und herkunftsgeprüfte Speisen.

An einem der acht Tische auf der Terrasse sitzt das Ehepaar Lehner. Die Stammgäste aus Regensburg genießen Kaiserschmarrn, Tiroler Kasspatzln und frisch gebackene Nussecken.

Gut strukturiert und schnell sei die Anmeldung gewesen, sagt Manfred Lehner. Die Impfausweise hatten sie dabei – und mussten sie auch vorzeigen. Jetzt, da er zum ersten Mal wieder in der vertrauten Natur sitzt, kann er seine freudigen Gefühle nur mit einer großen Bewegung der Arme ausdrücken. "Die vielen Monate im Lockdown, das hat einen schon verändert", sagt er.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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