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Winterwetter und Coronavirus: Welchen Einfluss haben Schnee und Eis?


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Schnee und Eis
Welchen Einfluss hat das Winterwetter auf das Coronavirus?


Aktualisiert am 15.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Winterwetter in Berlin: Können die frostigen Temperaturen die Ausbreitung des Coronavirus stoppen?Vergrößern des Bildes
Winterwetter in Berlin: Können die frostigen Temperaturen die Ausbreitung des Coronavirus stoppen? (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)

Seit Tagen herrschen in Deutschland eisige Temperaturen, vielerorts hat es kräftig geschneit. Wie reagiert das Virus auf dieses Wetter: Kann die Pandemie eingedämmt werden oder beschleunigt es sogar die Ausbreitung?

Rodeln, Schneemann bauen oder im Winterwetter spazieren gehen: Der Februar bringt in diesem Jahr vielen eine willkommene Abwechslung zum grauen Lockdown der Vormonate. Doch haben Schnee und Eis auch einen direkten Einfluss auf die Pandemie? Können die kalten Temperaturen die Verbreitung von SARS-CoV-2 stoppen?

Gibt es eine Saison für das Coronavirus?

Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass viele Viren, die akute Atemwegserkrankungen verursachen, sich in der kälteren Jahreszeit generell besser verbreiten. Als Gründe nennen die Wissenschaftler die niedrigen Temperaturen und die geringe UV-Strahlung, aber auch, dass die Menschen mehr Zeit in Innenräumen verbringen und weniger an der frischen Luft. Diese Saisonalität sei auch bei anderen humanen Coronaviren beobachtet worden, wie beispielsweise dem Schnupfenvirus.

Zudem zeigen die Infektionszahlen ein ähnliches Bild: Im Frühjahr 2020 stiegen die Zahlen zunächst an, bevor sie im Sommer sanken und schließlich seit Herbst 2020 wieder stark angestiegen sind. Jetzt stellten auch Wissenschaftler einen direkten Zusammenhang zwischen der Epidemiologie und dem Wetter her: Einer Studie zufolge ruft die Saisonalität des Coronavirus zwei Ausbrüche jährlich hervor. Die Forscher haben dafür Fälle in New York, Paris und Rio de Janeiro analysiert und festgestellt, dass die Ausbrüche direkt mit der Wettersaison verknüpft sind.

Sollte jetzt auch draußen eine Maske getragen werden?

Bisher geht die Forschung davon aus, dass das Risiko, sich im Freien mit dem Coronavirus anzustecken deutlich geringer ist als in Innenräumen. Eine Studie vom vergangenen Jahr zeigt demnach, dass die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung in Innenräumen rund 20 mal höher ist.


"Wir atmen ja Aerosole und eventuell Viren aus – draußen in einen riesigen Luftraum im Vergleich zu einem Innenraum", sagte der Aerosolforscher Prof. Martin Kriegel im Interview mit t-online. Im Freien sei auch die Luftbewegung viel größer als im Innenraum. Das bedeutet dem Experten zufolge, dass sich im Außenbereich die Aerosole in Sekundenschnelle im großen Luftraum verteilen und nicht für längere Zeit in der Luft stehen.

Welchen Einfluss hat das Wetter generell auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2?

Forscher der Universität von Nikosia haben bereits 2020 unter anderem festgestellt, dass leichter Wind dafür sorgen kann, dass sich Speicheltröpfchen beim Husten und damit potenziell auch Viren bis zu sechs Meter weit ausbreiten können. Der Studie zufolge sei dafür eine leichte Brise von vier Kilometern pro Stunde ausreichend.

"Die Tröpfchenwolke betrifft sowohl Erwachsene als auch Kinder unterschiedlicher Größe", bemerkte Dimitris Drikakis, Professor an der School of Sciences and Engineering und der Medical School der Universität von Nikosia. "Kleinere Erwachsene und Kinder könnten einem höheren Risiko ausgesetzt sein, wenn sie sich innerhalb der Flugbahn der Speicheltröpfchen befinden."

Wie wirkt sich die Temperatur auf das Virus aus?

In einer neuen Studie vom Februar 2021 stellten die Wissenschaftler zudem fest, dass die Virenkonzentration in Tröpfchen abnimmt, sobald die Temperatur steigt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Je kälter es ist, desto mehr Viren können sich in Aerosolen befinden. Steigt die Luftfeuchtigkeit, steigt hingegen auch die Virenlast.

Virologen der Universität Bochum stellten allerdings im Mai 2020 fest, dass SARS-CoV-2 auf Oberflächen ungefähr gleich lang ansteckend bleibt, unabhängig von Hitze oder Kälte. Sie fanden nur kleine Unterschiede: Während sich die Zahl der Viruspartikel unter Laborbedingungen auf Metall bei Raumtemperatur nach rund neun Stunden halbierte, waren es bei vier Grad Celsius 13 Stunden.

Welche weiteren Faktoren kommen hinzu?

Zusätzlich zur Beschaffenheit und Ausbreitung des Coronavirus kommt die Verfassung des menschlichen Körpers im Winter: Einer Studie der Yale Universität zufolge kann beispielsweise die Schutzfunktion der Schleimhäute davon beeinträchtigt werden, dass die Luft, die wir einatmen, im Winter etwa durchs Heizen besonders trocken ist. Denn dadurch trocknen auch die Schleimhäute aus und Viren haben es leichter, durch die Schleimschichten hindurch zu den Körperzellen zu dringen.

Wie der "Spiegel" zudem berichtet, kann Kälte den Eigenschutz des Körpers gegen Viren zusätzlich aushebeln. Je kälter die Luft ist, die wir einatmen, desto kälter ist auch die Temperatur in unserer Nase: Das verlangsame die Immunantwort der Zellen in den oberen Atemwegen. "Bei niedrigeren Temperaturen laufen die biochemischen Prozesse, mit denen Zellen auf das Eindringen von Viren reagieren, signifikant langsamer", zitiert das Magazin den Virologen Marco Binder vom Deutschen Krebsforschungszentrum.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Robert Koch-Institut
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