Großer Gewinn für Verkäuferin "Bares für Rares"-Händler macht einen entscheidenden Fehler
Zwei Silberkannen erhitzen die Gemüter bei "Bares für Rares". Gleich zwei Händler sind daran interessiert und überbieten sich. Ein kleines Detail sorgt für große Konkurrenz – und einen Bundesländerstreit.
Conny Tetzner bringt eine Kaffee- und eine Teekanne aus Silber mit zu "Bares für Rares". Die 67-Jährige wird freudig von Moderator Horst Lichter begrüßt: "Schicke Kurzhaarfrisur, tolle Brille, schicker Lippenstift, tolle Jeansjacke – das ganze Outfit ist ein Träumchen", schwärmt er und möchte wissen, woher sie die Kannen hat.
"Das sind nicht meine Kannen, sie stammen von meiner Schwiegermutter. Geerbt hat sie mein Schwager, der in Neuseeland lebt", sagt die Fotografin aus Wardenburg. "Diese Kannen haben eine tolle Geschichte. Meine Schwiegermutter war eine geborene Sager und in Bremen-Vegesack hat es eine Werft Sager gegeben", erzählt sie. Wie die Kannen, die zuvor an eine andere Familie zur Silberhochzeit verschenkt worden waren, wieder in den Familienbesitz gekommen sind, wisse sie nicht, nur dass sie sehr alt sind.
Expertin ist begeistert von den Raritäten
Das kann Expertin Wendela Horz bestätigen. "Die Kannen stammen aus dem Hause Koch & Bergfeld, damals noch Koch und die entsprechende Punze auf den Kannen wurde zwischen 1840 und 1850 verwendet", erklärt die gelernte Goldschmiedin, die sofort erkennt, dass es sich um reine Handarbeit handelt.
Und noch eine Besonderheit stellt Horz fest: "Aufgesetzt auf beide Kannen ist eine Prunkwinde, eine exotische Pflanze. Alles an den Kannen erinnert an Blüten. Der Ausguss ist gefertigt wie ein Blütenstängel, wenn man sie von oben oder unten betrachtet, sieht sie aus wie eine Blüte. Das Motiv zieht sich durch die komplette Gestaltung." Die Kannen seien mindestens aus 800er Silber und in einem sehr guten Zustand. "Ich bin von der Verarbeitung wirklich begeistert", lobt Horz die Raritäten.
Horst Lichter gibt wichtigen Rat
Nach der Expertise möchte Lichter von Tetzner wissen, was denn ihr Wunschpreis für die Silberkannen wäre. "Ich wünsche mir 200 Euro pro Kanne", sagt sie. Das kann die Expertin nicht unterstützen. "Das Material selbst ist ja schon 550 Euro wert. Meine Einschätzung liegt bei 1.000 bis 1.200 Euro", entgegnet sie. Lichter freut sich über diesen Ausgang: "Und dafür hab ich dich so lieb", sagt er zur Expertin und gibt der Verkäuferin einen wichtigen Rat: "Gib sie bitte nicht unter Preis weg, die sind einfach ein Traum, wunderschön."
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Im Händlerraum begutachtet Kunst- und Antiquitätenhändler Daniel Meyer die Silberkannen und entdeckt direkt ein kleines Detail, die Punze für Bremen, den Bremer Schlüssel. "Dann fang ich an bei 700 Euro", sagt der 46-Jährige, der ein Auktionshaus in Münster betreibt. Sein Kollege, Auktionator Wolfgang Pauritsch, ist ebenfalls sehr interessiert und erhöht sofort auf 800 Euro.
Händler macht einen entscheidenden Fehler
Die beiden liefern sich eine Bieterschlacht. "Nee, nee, das darf nicht nach Süddeutschland", sagt Meyer schließlich und bietet 1.100 Euro. "Das ist mal eine Ansage hier, das ist unglaublich", erwidert Pauritsch. Dann macht Meyer einen entscheidenden Fehler. "Das gehört nach Norddeutschland. Du kannst jetzt gerne noch weiter bieten, aber es nutzt nichts", sagt er und legt damit seine Karten auf den Tisch.
Da Pauritsch nun seine Absichten kennt, erhöht er sein Gebot erheblich und bietet 1.500 Euro. Meyer geht nach seiner Ansage tatsächlich noch darüber und ist bereit, 1.510 Euro für die Kannen zu zahlen. "Jetzt ist es gut, das ist ein gutes Gebot. Bitte Daniel, kommst du nach vorne und gibst dein Geld ab?", fragt Pauritsch grinsend seinen Konkurrenten. "Gerne, lieber Wolfgang. Danke für deine Hilfe", antwortet Meyer ironisch. "Das ist Teamwork hier", kommentiert auch Händlerin Elisabeth "Lisa" Nüdling das Treiben ihrer männlichen Kollegen.
Nachdem Meyer die Verkäuferin – wegen der Corona-Krise mit gebührendem Abstand – bezahlt hat, stimmt Pauritsch noch versöhnliche Worte an. "Aber Daniel, die sind das wert. Das ist wirklich Wahnsinn. Ich hätte sie gerne gehabt", sagt er. Für die Verkäuferin hätte es hingegen nicht besser laufen können. "Ich habe über 1.000 Euro mehr bekommen als ich überhaupt haben wollte. Es war einfach toll, ich bin total begeistert", sagt Tetzner.
- "Bares für Rares" vom 16. Juli 2020