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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einreise nach Griechenland Verwirrung um Anmeldepflicht: Urlaubern drohen Bußgelder
Seit dem 1. Juli dürfen alle Flughäfen in Griechenland wieder direkt aus Deutschland angeflogen werden. Allerdings gibt es eine Online-Anmeldepflicht, die bisher noch für einiges Chaos sorgt.
Thessaloniki, Athen, Kreta oder Kos: Viele Deutsche verbringen ihren Sommerurlaub in Griechenland. Das ist auch dieses Jahr trotz Corona-Pandemie wieder möglich. Seit dem 1. Juli sind alle griechischen Flughäfen wieder für Deutsche geöffnet. Eine vorherige Anmeldung ist jedoch Pflicht – und viele Reisende wussten bisher nichts von der neuen Regelung.
Wie funktioniert die Online-Registrierung?
Das Auswärtige Amt informiert mittlerweile darüber, dass es für Einreisen nach Griechenland auf dem See-, Luft- und Landweg eine Online-Anmeldepflicht gibt. Diese offizielle Information gibt es aber erst seit dem 1. Juli – zuvor mussten sich Urlauber selbst Informationen suchen. Reisende müssen allerdings spätestens 48 Stunden vor ihrer Abreise nach Griechenland ein Online-Formular ausfüllen. Dieses sogenannte "Passenger Locator Form" dient der Registrierung und der Entscheidung darüber, ob ein Coronavirus-Test durchgeführt wird.
Sie müssen in dem Formular zunächst auswählen, ob Sie auf dem Luft-, See- oder Landweg nach Griechenland einreisen möchten. Dann werden detaillierte Informationen erfragt wie beispielsweise Ihre Flugnummer oder die Flugzeit, Ihre Herkunft und Ihre Telefonnummer.
Anhand dieser Informationen soll ein Algorithmus errechnen, wer bei Einreise einen Corona-Test machen muss und wer nicht. Nach Ausfüllen des Formulars erhalten Sie zunächst eine Bestätigungs-E-Mail und einige Stunden oder auch Tage später einen QR-Code, den Sie bei der Einreise vorzeigen müssen.
Was passiert, wenn der QR-Code nicht vorgezeigt werden kann?
Wie das Auswärtige Amt berichtet, kann bei fehlendem QR-Code ein Bußgeld von bis zu 500 Euro fällig werden. Einige Fluggesellschaften verweigern zudem den Transport von Fluggästen ohne QR-Code. In diesem Fall können Sie Ihren Griechenland-Urlaub nicht antreten.
Wer wird getestet und was passiert nach einem Corona-Test?
Bei einigen Reisenden wird bei Einreise in Griechenland ein Covid-19-Test durchgeführt. Getestet wird, wer laut des Algorithmus der Online-Anmeldung bestimmte Kriterien erfüllt. Überprüft wird dabei unter anderem der Aufenthalt in einem Risikogebiet.
Der Test ist für Sie kostenlos, Sie müssen sich im Anschluss bis zum Testergebnis etwa 24 Stunden in eine Selbstisolation begeben. Eine Weiterreise beispielsweise vom Flughafen bis zu Ihrem Zielort ist noch erlaubt, sodass Sie sich im Hotel in Isolation begeben können.
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Für Reisende, die, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit, von Flughäfen mit einem erhöhten Risiko einer Übertragung der Covid-19-Infektion anreisen, ist der Test hingegen verpflichtend. Die Ein- bzw. Ausreise auf dem Landweg über Bulgarien ist uneingeschränkt möglich, Tests werden hier stichprobenartig durchgeführt.
Erfahrungsbericht: Wie sieht das Verfahren in der Praxis aus?
Die Online-Registrierung 48 Stunden vor Abreise gilt seit dem 1. Juli, problematisch ist vor allem für die ersten Reisenden jedoch, dass sie nicht rechtzeitig über die Pflicht informiert wurden.
So erging es auch Thorsten A. und seiner Tochter Finja. Die beiden gehörten am Mittwochmorgen zu den ersten Reisenden, die mit dem neuen System nach Griechenland fliegen wollten. Nur durch Zufall erfuhr der Rheinländer gerade noch rechtzeitig am vergangenen Wochenende über die Presse von der Online-Anmeldung. "Ich dachte zuerst, das wäre ein Witz", erzählt er im Gespräch mit t-online.de. Dann habe er das Formular gesucht und ausgefüllt.
Allerdings sei es fehlerhaft gewesen, beispielsweise seien für den Wohnort Deutschland die amerikanischen Staaten angezeigt worden. Zunächst habe er dann zwar eine Bestätigungs-E-Mail erhalten – der wichtige QR-Code sei erst etwa 30 Stunden später gekommen. Und dann gleich in zehn verschiedenen E-Mails.
Technische Probleme und Missverständnisse
Auch das Auswärtige Amt berichtet, dass technische Probleme bei der Registrierung der griechischen Regierung bekannt seien. Dort werde an einer Problemlösung gearbeitet, die deutschen Auslandsvertretungen hingegen hätten keinen Einfluss auf die Registrierungsverfahren.
Als die Fluggesellschaft Eurowings Thorsten A. und seine Tochter schließlich über die Anmeldepflicht informiert, sind es bis zum Flug nur noch rund 39 Stunden. Die Frist von 48 Stunden vor Einreise können diejenigen, die sich nicht selbstständig informiert haben, nun nicht mehr einhalten.
Und so kommt es am Flughafen Köln/Bonn am Mittwochmorgen zu ersten Missverständnissen. Während sich Fluggäste ohne QR-Code am Check-In noch mit der Versandbestätigung des Anmeldeformulars "ausweisen" können, wird beim Boarding unter anderem eine ganze Familie ohne QR-Code abgewiesen, schildert Thorsten A. Ob diese Familie später doch noch in den Flieger durfte und wie viele Reisende letztlich wirklich nicht mitfliegen durften, ist ihm nicht bekannt. Allerdings blieben trotz der Angabe von Eurowings, dass der Flieger ausgebucht sei, mindestens fünf bis acht Plätze im Flieger unbesetzt.
Corona-Tests nach dem Zufallsprinzip?
Eurowings weist mittlerweile auch auf seiner Homepage darauf hin, dass der QR-Code ausgedruckt oder auf dem Smartphone beim Check-in und/oder beim Boarding vorgezeigt werden muss, "da ansonsten die Einreise nach Griechenland verweigert werden kann."
Thorsten A. und seine Tochter sind sehr froh, dass sie rechtzeitig ihren QR-Code erhalten haben. Wirklich überprüft worden sei der jedoch nicht, erzählt er. "Ich hätte auch das Formular von jemand anderem kopieren können, in Griechenland habe ich sogar versehentlich das meiner Tochter vorgezeigt und es ist keinem aufgefallen", sagt er, gescannt worden sei der QR-Code an keiner Stelle, in Griechenland sei noch nicht einmal der Ausweis zum Abgleich gefordert worden. Deshalb sei es aus seiner Sicht fraglich, dass anhand der Anmeldeinformationen entschieden wurde, wer getestet wurde.
In den provisorischen "Testbereich" im Flughafen Thessaloniki seien hingegen scheinbar wahllos Menschen zum Testen geführt worden. "Die Griechen meinten es aus Sicherheitsgründen bestimmt gut – ein ausgereiftes System war aber nicht erkennbar", fasst er zusammen. Auch Eurowings sei durch die kurzfristigen Regelungen zur Einreise nach Griechenland etwas überfordert gewesen.
"Im Flieger mussten alle Reisenden nochmal zusätzlich ein von der griechischen Regierung gefordertes Formular für die Einreise nach Griechenland ausfüllen", erzählt er. Auch darin mussten noch einmal persönliche Daten und Flugdaten eingetragen werden. "Es gab ein sogenanntes 'blue'-Formular für die meisten EU-Staaten wie Deutschland und ein 'orange'-Formular für Drittstaaten." Der Rheinländer und seine Tochter sind schließlich gut gelandet und "danken Gott", dass ihr Urlaub in Griechenland starten kann.
- Eigene Recherche
- Eurowings: "Geänderte Einreisebestimmungen für Griechenland"
- Auswärtiges Amt: "Griechenland: Reise- und Sicherheitshinweise"