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Handyschnüffeln: Kavaliersdelikt oder Hochverrat?


Meinung
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Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Handyschnüffeln: Kavaliersdelikt oder Hochverrat?

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

08.04.2020Lesedauer: 2 Min.
Handy: Verschwindet der Partner kurz ins Bad – ohne Handy –, wäre das theoretisch die Gelegenheit, einen kurzen Blick aufs Display zu werfen.Vergrößern des Bildes
Handy: Schläft der Partner noch tief und fest, wäre das theoretisch die Gelegenheit, einen kurzen Blick aufs Display zu werfen. (Quelle: carlosrojas20/getty-images-bilder)

Das Handy des Partners liegt unbeaufsichtigt auf dem Tisch. Plötzlich ertönt der Nachrichtenton und das Display leuchtet auf. Hand aufs Herz: Schauen Sie drauf?

Menschen sind von Grund auf neugierig. Verschwindet der Partner kurz ins Bad – ohne Handy –, wäre das theoretisch die Gelegenheit, einen kurzen Blick aufs Display zu werfen, um zu sehen, wer ihm gerade geschrieben oder bei ihm angerufen hat. Es könnte ja auch etwas Wichtiges sein, worauf sofort reagiert werden muss. Daher wäre es doch legitim, einmal nachzuschauen. Er würde es doch nicht mitbekommen. Was ist denn schon dabei?

So leicht ist die Entscheidung dann aber doch nicht. Denn man weiß genau: Das Handy des Partners gehört zu seiner Privatsphäre. Und: Was erhofft man, durch das Nachgucken zu erfahren? Einen Hinweis darauf, dass alles doch nicht so toll ist und man hintergangen wird? Zudem: Das heimliche Gucken aufs oder ins Handy des Partners könnte auch das Ende der Beziehung einläuten.

Sucht befriedigen oder Vertrauen wahren?

Aber mit jeder Minute – ach, mit jeder Sekunde –, die der Partner nicht im Raum ist, wachsen sowohl die Neugierde als auch die Versuchung, nicht doch einen kurzen Blick auf das Display zu werfen. Zugleich erhöht sich die Gefahr, "erwischt" zu werden – ein zusätzlicher Nervenkitzel. Was also tun? Dass jetzt die immer gleichen Gedanken im Kopf Pingpong spielen, ist bei der Entscheidungsfindung keine Hilfe. Ist man mit dieser Versuchung allein?

Fast jeder Zweite tut es

Nein, ist man nicht. Trotz der guten Argumente gegen die Handyschnüfflerei tut es dennoch fast jeder Zweite innerhalb einer Partnerschaft – oder sogar Freundschaft. Das ergaben Umfragen der University of British Columbia. Die Gründe: Kontrolle und Eifersucht. Die Folge: häufig das Ende der Beziehung. Denn nicht jeder befragte Ausspionierte konnte seinem Partner den Eingriff in die Privatsphäre verzeihen. Das Risiko lag hier bei 50:50. Partnerschaften oder Freundschaften, die solide und stark sind, machte dieser Fauxpas nichts aus – es wurde teilweise sogar mit Humor aufgenommen, wenn der Freund oder die Freundin im Handy herumschnüffelte.

Heimlich ins Handy gucken – ein No-Go

Trotzdem: Handyschnüfflerei in der Beziehung ist ein No-Go – auch wenn man die Pin kennt! Es ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass es an Vertrauen und Respekt fehlt. Wenn nur einer dieser Grundwerte in einer Beziehung nicht vorhanden ist, gibt es ein massives Problem – nicht nur in der Partnerschaft, sondern auch bei einem selbst. Egal was man findet oder liest, man kann es nicht ungeschehen machen. Man weiß es. Man muss damit leben. Man kann es nicht einmal ansprechen, sonst müsste man die Handyspionage ja gestehen.

Bevor man also zum unbeaufsichtigten Handy des Partners greift, sollte man sich selbst fragen: Würde ich wollen, dass jemand alle meine Nachrichten liest? Was "erhoffe" ich mir, dadurch zu finden? Denn bereits wenige Informationen können einen großen Interpretationsspielraum eröffnen. Wenn man es nur will. Also ignorieren Sie besser das Handy und seine Nachrichten. Im Notfall fragen Sie Ihren Partner einfach direkt, wer sich da gerade gemeldet hat.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

Verwendete Quellen
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