"Nicht zu verantworten" Gutscheinregelung für Touristen in der Kritik
Bei abgesagten Flügen und Pauschalreisen konnten Kunden bislang darauf vertrauen, dass sie ihr Geld erstattet bekommen. In Corona-Zeiten sollen sie nun Gutscheine erhalten – das stößt auf Gegenwehr.
Es regt sich Widerstand gegen den Plan, bei stornierten Flügen und Pauschalreisen den Konsumenten zunächst nur Gutscheine auszuhändigen.
"Nicht zu verantwortende soziale Härte"
"Die Verbraucher dürfen nicht gezwungen werden, der Reisebranche einen Kredit zu gewähren, wenn sie selber das Geld für anderes wie Miete oder Lebensmittel einsetzen wollen", sagte die Mobilitätsexpertin der Verbraucherzentrale Bundesverband, Marion Jungbluth. "Das wäre unfair und gerade für Menschen mit kleinen Einkommen eine nicht zu verantwortende soziale Härte." Gutscheine für ausgefallene Reisen müssten freiwillig bleiben.
Bislang haben Verbraucher das Recht auf eine umgehende Erstattung ihres Geldes. In der Coronavirus-Krise haben Vertreter der Bundesregierung Branchenforderungen aufgenommen, zunächst mit Gutscheinen einen schnellen Abfluss von Barmitteln zu verhindern.
Verbraucherrechte nicht über Bord werfen
Jungbluth sagte, besser wäre es, wenn die Bundesregierung einen Schutzschirm über die Kundengelder spanne, sodass die Reiseanbieter die Anzahlungen allen Verbrauchern sofort erstatten könnten. "Dieser Fonds könnte ein Vorgriff auf die schnell nachzuholende ausreichende Insolvenzabsicherung der Reiseunternehmen sein. Ein solcher Fonds wäre transparent und würde die Liquidität der Reisebranche und der Verbraucher sichern." Sinnvolle Verbraucherrechte wie aus der Pausschalreiserichtlinie dürften nicht nach wenigen Tagen Krise leichtfertig über Bord geworfen werden.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft dagegen unterstützt das Vorhaben: "Eine Gutscheinlösung bei annullierten Flügen würde unseren Unternehmen helfen und gleichzeitig die Kunden nicht schädigen, denn diese könnten ihre gebuchten Reisen nach Ende der Corona-Pandemie tatsächlich auch antreten", erklärte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow in Berlin. Man setze darauf, dass Bundesregierung und EU-Kommission die Lösung ermöglichen.
- Nachrichtenagentur dpa