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"Coronaferien": Schulen und Kitas machen dicht


Deutschlands Eltern im Stress
"Coronaferien": Wenn Schulen und Kitas dicht machen

Von dpa
Aktualisiert am 16.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Betreuung in den eigenen vier Wänden: Die Schließungen zahlreicher Schulen in Deutschland stellt viele Eltern vor Probleme. (Quelle: reuters)
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Schwierige Zeiten brechen an für Deutschlands Eltern. Wenn nun Schulen und Kitas wegen der Coronakrise über Wochen geschlossen bleiben, ist das für viele eine organisatorische – und nervliche – Extremsituation. Ein Überblick über die außergewöhnliche Lage.

Diese Woche werden in 13 Bundesländern flächendeckend die Schulen geschlossen. Eine Notbetreuung soll es teilweise aber für solche Kinder geben, deren Eltern wichtige Berufe haben, etwa bei der Polizei, der Feuerwehr oder in Klinken und Heimen. Sachsen will am Montag zunächst die Schulpflicht aussetzen, Hessen verfährt ähnlich. Brandenburg setzt den Schulunterricht ab Mittwoch aus. Der Schulbesuch soll weiter möglich, aber nicht mehr verpflichtend sein. Die Regelungen der einzelnen Bundesländer finden Sie hier.

Was ist die Rechtslage?

Das Bundesarbeitsministerium weist darauf hin, dass Arbeitnehmer zur Betreuung ihrer Kinder eigentlich nur kurz, also zwei oder drei Tage, ohne Lohneinbußen ihrem Arbeitsplatz fernbleiben können. Voraussetzung ist, dass sie ihre Kinder nicht anderweitig betreuen lassen können, etwa von Ehepartnern, Freunden oder Nachbarn. Nach diesen ersten Tagen müssen die Arbeitgeber rein rechtlich niemanden entlohnen, der wegen der Kindesbetreuung nicht arbeitet.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) appellierte daher am Sonntag eindringlich an alle Firmenchefs und Behördenleiter, zusammen mit ihren Mitarbeitern großzügige, unbürokratische und einvernehmliche Lösungen zu finden, die nicht zu Lohneinbußen führen. "In dieser Krise müssen alle zusammenstehen." Arbeitnehmer bat er, wenn nötig und möglich, Überstunden abzubauen oder kurzfristig Urlaub zu nehmen. Alternativen seien auch das Arbeiten zuhause oder "kreative Arbeitszeitmodelle". Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) rief in der "Bild am Sonntag" zu Solidarität und Eigeninitiative auf. Freunde, Bekannte oder Nachbarn sollten sich unterstützen und aufeinander achten.

Was macht die Politik

Die Linke im Bundestag fordert nun für betroffene Eltern eine Entgeltfortzahlung ähnlich wie im Krankheitsfall, nämlich sechs Wochen vollen Lohnausgleich. Minister Heil hat angekündigt, gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) an diesem Mittwoch die Sozialpartner – also Arbeitgeber und Gewerkschaften – einzuladen, "um zu gemeinsamen Lösungen zu kommen".

Am Samstag hatte schon SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil solche Lösungen in Aussicht gestellt. "Daran arbeiten wir." Er appellierte an die Arbeitgeber, sich in diesen Krisenzeiten flexibel und entgegenkommend zu zeigen. "Es kann nicht sein, dass Arbeitgeber diese Herausforderung nur den Beschäftigten überlassen." Altmaier hatte am Freitag gesagt, Bund, Länder und Kommunen seien gefordert.

Was gilt jetzt für Eltern?

Die Schul- und Kita-Schließungen betreffen sehr viele Haushalte. Deutschlandweit gibt es 2,8 Millionen Grundschüler. In Kindertageseinrichtungen und Horten werden 3,7 Millionen Kinder betreut. Die Länder versuchen, Notbetreuungen auf die Beine zu stellen. Der Bundeselternrat hatte am Freitag gefordert, die Rahmenbedingungen dafür müssten bundesweit gleich sein, und Entscheider vor Ort müssten sich auf klare Handlungsanweisungen verlassen können. Der Staat stehe hier in der Pflicht.

Trotz Verständnisses für die radikale Maßnahme machen sich manche Eltern auch Sorgen um die schulischen Leistungen ihrer Kinder. Eine 36 Jahre alte Mutter dreier Söhne aus Berlin sagte: "Vielleicht könnte man ja auf die Herbstferien verzichten?" Ihr 13 Jahre alter Sohn werde wohl Schulaufgaben per Mail bekommen. "Zufriedenstellend finde ich das nicht", sagte sie. Für ihre beiden Kita-Kinder hätten sie und ihr Mann noch keine Lösung gefunden. Zwei Klinikärzte aus Berlin, ihr jüngster Sohn noch keine zwei Jahre alt, halten es für unrealistisch, das ihr Kind von jetzt auf gleich einen Acht-Stunden-Tag lang bei nicht vertrauten Erziehern in einer Notbetreuung bleiben soll.

Was wird aus den Schülern?

Die Bundesschülerkonferenz (BSK) befürchtet, wegen der Schulschließungen große Nachteile für die Schülerinnen und Schüler. "Grundsätzlich empfinden wir den Schritt als richtig, weil er auch erforderlich ist", sagt Verbandssprecher Torben Krauß. "Wir sehen aber erhebliche Nachteile für die Schüler, besonders für die Abiturienten." Sie hätten kaum eine Chance, den Stoff nachzuholen, zumal es nur wenige Möglichkeiten des digitalen Unterrichts gebe.

"Die Bundesschülerkonferenz erwartet schnell umgesetzte Konzepte der Länder, um Schülerinnen und Schüler digitale Lehrangebote zur Überbrückung anbieten zu können", forderte die Bundesschülerkonferenz in einer Mitteilung. Länder mit bereits gut ausgebauten digitalen Lernangeboten könnten die Schüler in der unterrichtsfreien Zeit besser vorbereiten, besonders mit Blick auf anstehende Prüfungen.

Vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) heißt es: "Jetzt rächt sich, dass sich in Deutschland bei der Digitalisierung der Schulen so lange nichts richtig bewegt hat." Der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann sagt, in Litauen etwa, das zu den Vorreitern der digitalen Bildung gehöre, wäre in einer solchen Situation flächendeckender Unterricht viel wahrscheinlicher digital möglich.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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