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Coronavirus: Sommerurlaub 2020 – wohin kann ich überhaupt noch reisen?


Diese Varianten gibt es
Coronavirus: Wohin kann ich überhaupt noch reisen?

dpa, t-online, Philipp Laage

Aktualisiert am 09.05.2020Lesedauer: 5 Min.
Sorglos den Urlaub unter Palmen verbringen: Wie wäre es mit der Dominikanischen Republik?Vergrößern des Bildes
Sorglos den Urlaub unter Palmen verbringen: Wie wäre es mit der Dominikanischen Republik? (Quelle: Christian Röwekamp/dpa-tmn)
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Die Menschen gehen auf Reisen – und mit ihnen das Coronavirus, das sich in immer mehr Ländern ausbreitet. Da stellt sich die Frage: Wo kann ich in diesem Jahr überhaupt Urlaub machen?

SARS-CoV-2 trifft die Tourismusbranche hart und verunsichert viele Reisende, die sich nun fragen: Wo kann ich in diesem Jahr überhaupt noch Urlaub machen, wenn sich das neue Coronavirus überall ausgebreitet hat?

Viele Urlauber warten erst einmal ab

"Es wird eine abwartende Haltung in den nächsten Wochen geben, und das halte ich auch für sehr vernünftig", sagt der Tourismusforscher Prof. Martin Lohmann. "Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir aber einen ganz normalen Sommer haben, in dem man wunderschön verreisen kann." "Viele haben schon ihren Urlaub gebucht und werden das erstmal nicht wieder rückgängig machen", erwartet der Experte vom NIT Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa in Kiel.

Das sieht die Politik jedoch anders. Außenminister Maas dämpfte die Hoffnung tausender Urlauber: "Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten", sagte er am 21. April nach einer Videokonferenz mit seinen Amtskollegen.

"Der internationale Flugverkehr ist am Boden, viele Länder haben Einreisesperren und Ausgangssperren verhängt. Das sind keine Voraussetzungen, mit denen man überhaupt erholsamen Urlaub verbringen kann."

Was, wenn ich dennoch unbedingt Urlaub buchen möchte?

Im Prinzip haben Reisende drei Möglichkeiten:

  • Erstens: Sie bleiben zu Hause.
  • Zweitens: Sie planen ihren Urlaub in einem Land, aus dem noch keine Infektionen gemeldet wurden – und hoffen, dass das auch so bleibt.
  • Drittens: Sie reisen in eine Region oder ein Land mit Coronainfizierten und minimieren dort das persönliche Risiko einer Ansteckung.

Variante 1: Urlaub in Deutschland?

"Rein medizinisch gibt es überhaupt keinen Grund, nicht zu verreisen", sagt Prof. Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM) noch am 3. März in Berlin. Die Fallzahlen seien bezogen auf die Gesamtbevölkerung immer noch sehr niedrig.

Prof. Lohmann sah das damals ähnlich: "Ob ich nun in Hamburg oder in Turin mit einem städtischen Linienbus fahre, macht eigentlich keinen großen Unterschied."

Also ist es nicht sinnvoll, ein Land oder eine Region zu meiden, weil es dort Covid-19-Erkrankte gibt? "Da müsste man in der Heimat bleiben, aber da kann es ja genauso Fälle geben."

Ende April hat sich die Lage dramatisch geändert, die Corona-Pandemie führt weltweit zu drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Einreisebedingungen. Ein Urlaub im eigenen Land wird für 2020 daher immer wahrscheinlicher.

Neue Standards für Urlaub in Deutschland

"Ich glaube, dass Urlaub möglich sein wird", sagte der Tourismusbeauftragte der Regierung, Thomas Bareiß, am 27. April in Berlin. Der Fokus werde zunächst auf Inlandsreisen liegen. Im Sommer könnten sicherlich problemlos Ferienhäuser und Ferienwohnungen vermietet werden.

Dafür müssten in den nächsten Wochen aber neue Standards erarbeitet werden, damit Lockerungen von den Corona-Auflagen nicht zu deutlich mehr Neuinfektionen führten, sagte Bareiß. Das betreffe Hotels, Gaststätten und Flugzeuge. Auch Zimmervermietungen seien kein Problem.

In Hotels seien Wellnessanlagen zum Beispiel auf absehbare Zeit tabu, an den Küsten könne es keine dicht besiedelten Strände mit Handtuch an Handtuch geben. Nun brauche es noch ein Konzept für die Essensbereiche, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Auch Sehenswürdigkeiten wie etwa Schloss Neuschwanstein müssten Konzepte mit einer Begrenzung der Besucherzahl ausarbeiten.

Variante 2: Urlaub in einem Land ohne Coronavirus?

Das ist momentan (Stand 24. April) kaum möglich. Denn das neue Coronavirus wurde bisher in mehr als 185 Ländern festgestellt. Weltweit war neben dem Ursprungsland China auch Südkorea anfangs am stärksten betroffen. Auch in Iran gibt es viele Fälle. In Europa ist im Moment Italien das am stärksten betroffene Land, gefolgt von Spanien, Frankreich und Großbritannien. Ende April ist global die USA mit Abstand das am schwersten vom Coronavirus betroffene Land. Alles beliebte Reiseländer der Deutschen, die inzwischen fünfstellige Todesfallzahlen aufweisen.

Das Urlaubsland Kroatien verzeichnet mit derzeit offiziell rund 2000 Corona-Infizierten und 51 Toten relativ wenig Coronafälle. Sri Lanka, Kuba, Tunesien oder etwa Neuseeland haben noch weniger gemeldet. Diese Kennziffern sind natürlich mit höchster Vorsicht zu genießen, denn die Zählweisen sind in den Ländern extrem unterschiedlich und nicht überall zuverlässig. Dazu kommt eine nicht bekannte Dunkelziffer, die bis zu einem vielfachen des offiziellen Wertes ausfallen kann.

Ob es weiterhin Länder ohne gemeldete Fälle gibt, weiß niemand ganz genau. "Wir wissen einfach nicht, wo in zwei Wochen Fälle gemeldet werden. Das ist nicht vorherzusagen", gibt Jelinek zu bedenken. Und genau das verunsichert womöglich auch viele Urlauber.

Die großen Reiseveranstalter haben darauf reagiert – und zeigen sich kulant. Wer in den kommenden Wochen einen Urlaub neu bucht, kann bis 14 Tage vor Abreise kostenlos umbuchen oder wieder stornieren. Diese Regelung gilt zum Beispiel bei:

  • Tui
  • DER Touristik
  • Alltours

Info
Tritt in den kommenden Wochen das Coronavirus in einem Land erstmals auf, können die betroffenen Urlauber also recht kurzzeitig einen Rückzieher machen.

"Die Veranstalter bieten das jetzt an, um den Kunden mehr Sicherheit zu geben und die Angst zu nehmen", erklärt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV). Der Branchenvertreter sieht hier einen Vorteil der Pauschalreise: "Diese Kunden sind deutlich besser abgesichert und haben jederzeit einen Ansprechpartner."

Wer nicht über einen Reiseveranstalter bucht, kann auf Hotelportalen im Internet meist Unterkünfte mit einer kurzfristigen Storno-Option buchen. So lässt sich der Aufenthalt recht kurzfristig ohne Kosten wieder absagen. Das Zimmer kostet dann in der Regel zwar etwas mehr, aber Urlauber bleiben im Zweifelsfall nicht auf ihrem Geld sitzen.

Variante 3: Egal wohin – Hauptsache vorsichtig sein?

Es gibt derzeit nicht wenige Länder, die man unbedingt meiden sollte – allen voran China. Das Auswärtige Amt (AA) rät nach wie vor von nicht notwendigen Reisen in das Land mit Ausnahme von Hongkong und Macau ab. Vor Reisen in die Provinz Hubei wird sogar gewarnt.

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Da das Coronavirus inzwischen weltweit verbreitet und mit zum Teil großen Fallzahlen ausgebrochen ist, besteht daher sowohl in Deutschland als in einer unübersehbaren Anzahl von Ländern eine Infektionsgefahr. Das AA hat daher auch eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen.

In Italien rät das AA von nicht erforderlichen Reisen ebenfalls ab. Alle Länder, die von der aktuellen Reisewarnung besonders betroffen sind, listet das Amt auf seiner Website.

Die Entscheidung, wohin genau man fährt, sei eine Abwägung von Wahrscheinlichkeiten: "Wenn Sie an Orten sind, wo Menschen aus vielen Ländern zusammenkommen, steigt das Risiko", sagt Reisemediziner Jelinek. Hinderlich sind bei der freien Wahl des Reiseziels derzeit aber auch die vielen Einreiseverbote, die noch immer gelten.

Gesundheitliche Risiken und praktische Probleme

Dem Experten zufolge sollten Urlauber zwischen zwei Risiken unterscheiden. Zum einen ist da die Gefahr, sich das Coronavirus einzufangen. "Man muss das Virus erst einmal bekommen", sagt Jelinek. Und dann werde es nur gefährlich, wenn die Erkrankung einen schweren Verlauf nehme.

Zur Einordnung
Das Virus Sars-CoV-2 kann die Erkrankung Covid-19 verursachen. Die meisten Infizierten haben eine leichte Erkältungssymptomatik mit Fieber und Halsschmerzen oder Symptomen mit milderem Verlauf. Etwa 15 von 100 Infizierten erkranken allerdings laut dem Robert Koch-Institut (RKI) schwer. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Betroffen sind vor allem ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen. Bei diesen Betroffenen kommt es am häufigsten zu Todesfällen.

Das zweite Risiko für Reisende ist eher praktischer Natur: Sollten Sie tatsächlich eine Airline und ein Urlaubsziel gefunden haben, treffen Sie aktuell auf viele Einschränkungen am Reiseziel. Wenn wie in Paris der Louvre geschlossen wird, ist das vielleicht noch zu verschmerzen. Doch im schlimmsten Fall droht eine Quarantäne wie in einem Hotel auf Teneriffa, in dem auch deutsche Urlauber festgesetzt wurden. "Wenn Sie eine Behörde haben, die kurzfristig alles absperrt, dann können Sie nichts tun", sagt Jelinek.

Ein Restrisiko bleibt fast überall

Also lieber in ein Ferienhaus im Nirgendwo als in ein Massenhotel mit 500 Zimmern und internationaler Gästeschar? Das schützt auch nicht sicher, denn Urlauber müssen ja immer noch die Anreise bewältigen – und die führt häufig über Bahnhöfe und Flughäfen.

Reisemediziner Jelinek sagt: "Wir müssen lernen zu akzeptieren, dass es dieses Virus gibt, dass es sich verbreitet und auch Menschen daran sterben." Das gelte im übrigen auch sonst für Menschen mit Vorerkrankungen. Sie sollten zwar alle gängigen Impfungen zum Beispiel gegen Grippe haben.

Aber: "Wenn Sie alt und krank sind, haben Sie auf Reisen immer ein höheres Risiko, das gilt unabhängig von Corona und ist Teil des Daseins", sagt Jelinek.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherchen
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