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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sommer 2019 Diese Urlaubsziele verlieren an Popularität
Die Deutschen wollen verreisen – trauen sich aber nicht. Einst beliebte Reiseorte klagen über sinkende Buchungszahlen. Doch einige Länder verzeichnen trotz Unsicherheit wachsende Nachfrage.
Das Reiseverhalten der Deutschen scheint paradox: Meinungsumfragen sehen die Reiselust eigentlich auf Rekordniveau; in den Buchungen hat sich das aber noch nicht niedergeschlagen. Die Touristikbranche ist deshalb nervös.
Die Reiseziele verlieren an Beliebtheit
In den Reisebüros geht es aktuell sehr ruhig zu – zu ruhig. Nach einem fulminanten Start im vergangenen Herbst, als viele Familien die hohen Frühbucherrabatte ausnutzten, um ihren Sommerurlaub 2019 frühzeitig zu buchen, folgt nun Katerstimmung.
Der Umsatz in den Reisebüros fiel bereits im Dezember 2018 um vier Prozent hinter das Vorjahr zurück. Im Januar 2019 waren es sogar sieben Prozent. Dabei waren viele Buchungen auf den anhaltenden Kreuzfahrtboom zurückzuführen.
Bergab ging es vor allem mit den Kanarischen Inseln und mit der liebsten Ferieninsel der Deutschen: Mallorca. Vergangenes Jahr hatte die balearische Regierung noch bremsen müssen, um den Markt nicht zu überhitzen. Sie tat es mit dem Verdoppeln der Touristensteuer "Ecotasa". Jetzt warten die Hoteliers nervös auf Sommerbuchungen. Viele Gäste sind schon auf die Türkei ausgewichen.
Welche mediterranen Ziele mehr Urlauber anziehen – und welche weniger
Antalya, Alanya, Side: Die türkischen Strände mit ihren preisgünstigen All-inclusive-Hotels sind aktuell nachgefragt wie lange nicht und glänzen mit hohen Wachstumsraten. Nach fünf Jahren Flaute steigen die Besucherzahlen in der Türkei kräftig an.
Doch nicht alle mediterranen Urlaubsziele freuen sich auf ein Besucherplus: Griechenland verzeichnet weniger Buchungen als im letzten Jahr. Beim Dienstleister Traveltainment, der die Technik der meisten Onlinereisebüros stellt, liegen die Buchungszahlen etwa für Kreta satte 20 Prozent unter dem Vorjahr.
Große Reiseveranstalter spüren Marktveränderungen
Die Marktverschiebungen bekommen besonders die ganz großen Reisekonzerne zu spüren. Tui und Thomas Cook, die beide traditionell stark in Spanien und Griechenland sind, haben ihre Aktionäre bereits mit Gewinnwarnungen geschockt.
Derweil freut sich der Branchenvierte FTI über ein "zweistelliges Plus", auch Schauinsland hat "insgesamt Zuwachs". Beide Anbieter sind in der Türkei und Ägypten stark, den augenblicklichen Trendzielen.
Insgesamt schlägt sich die schon oft totgesagte Pauschalreise aber wacker. Laut Reiseanalyse 2019 planen 23 Prozent der Deutschen eine Veranstalterreise – sogar ein Prozent mehr als vor einem Jahr.
Warum bestimmte Reiseziele beliebter werden
Das erklärt auch die neuen Trendreiseziele: Nun wird der Urlaub verstärkt in Türkei und Ägypten verbracht. Fast 90 Prozent der Gäste buchen eine Pauschalreise, die meisten "all-inclusive". Deutsche Veranstalter verdienen in diesen Fällen auch an der Verpflegung mit.
Im Trend liegen Erlebnis- und Rundreisen in Minigruppen ab zwei Teilnehmern. Leichte Rückgänge verzeichnet die Branche bei Städtereisen und Wellnessurlaub.
Ein weiterer Trend sind Urlaube im eigenen Land. Deutschland wird wohl das zehnte Rekordjahr in Folge einfahren. Der heiße Sommer des Jahres 2018 hat vielen Urlaubern die Heimat schmackhaft gemacht und lässt sie 2019 auf eine ähnliche Zeit hoffen. 30 Prozent der Bundesbürger wollen im eigenen Land Urlaub machen, mehr als in jedem anderen Reiseland.
Warum die Deutschen ihre Reisen zögerlich buchen
Alles in allem scheint die Stimmung bei den Urlaubern zwar verhalten, aber noch nicht schlecht. Die diesjährige Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen hat immerhin festgestellt, dass
- mehr als 80 Prozent der Bundesbürger ihre persönliche Situation gleich gut oder besser einschätzen als vor einem Jahr.
- 60 Prozent haben für einen Sommerurlaub das nötige Geld und
- 63 Prozent auch Zeit zu verreisen.
Dennoch: Viele Deutsche zögern noch. Als Hauptproblem haben die Meinungsforscher die allgemeine Konjunkturstimmung ausgemacht. Und die ist eingetrübt – aus Angst vor Handelskonflikten, wegen des Chaos in Italien, der Regierungskrise in Spanien und den Gelbwesten in Frankreich.
Brexit beeinflusst auch Reiseverhalten
Aber auch wegen des Brexits. Der Austritt Großbritanniens aus der EU naht. Und langsam wird deutlich, dass er viel tiefer ins Reisegeschäft eingreift, als es zunächst aussah. Es geht nämlich nicht nur um die Urlauber mit Reiseziel London, Schottland oder Cornwall. Die profitieren sogar kurzfristig vom fallenden Pfund.
Ein Austritt würde auch viele Onlineportale betreffen, die ihren Sitz in Großbritannien haben. Im Falle eines Brexits würden diese möglicherweise nicht mehr nach EU-Recht haften. Viele Urlauber wollen deshalb erst abwarten, bevor sie ihren Urlaub buchen.
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Was tun die Anbieter dagegen?
Die Tourismusbetriebe reagieren auf so viel Zurückhaltung mit niedrigen Preisen. So hat das marktführende Onlineportal Check24 die Branche mit 200-Euro-Gutscheinen aufgewirbelt. Manche Reiseunternehmen schwenken um und heben mehr Autoreisen in die Programme.
Vor allem aber setzen die Unternehmenschefs auf Geduld: Ihr Rezept heißt abwarten und auf schlechtes Wetter daheim hoffen – das kurbelt erfahrungsgemäß das Last-Minute-Geschäft am besten an.
- Reiseredaktion srt