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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Ein paar kleine Wermutstropfen" "Bares für Rares": Putzfehler mindert Raritäten-Wert
Maria Tabone bringt einige Glanzstücke ins "Bares für Rares"-Studio. Sie möchte wissen, ob es sich dabei um echtes Silber oder hübsche Blender handelt. Die Expertise offenbart aber noch einiges mehr.
Ein Silberbesteckset möchte Maria Tabone von den "Bares für Rares"-Experten schätzen lassen. Die 45-Jährige hat das Set von einer Freundin geschenkt bekommen, deren Großmutter verstorben ist. "Silber putzen ist schon viel Arbeit", sagt Moderator Horst Lichter, der verstehen kann, dass Tabone sich von ihrem Geschenk trennen möchte.
Besteckset aus der Zeit um 1905
Zunächst muss jedoch die Echtheit des Silbers bestätigt werden. Expertin Wendela Horz prüft die Löffel, Gabeln und Messer eingehend. "Das Alter kann man hier relativ gut bestimmen anhand des Musters. Die Gestaltung stammt aus der Zeit um 1905. Es ist ein Besteck, das bei Koch und Bergfeld, der ganz großen, bekannten Silberwarenfabrik gefertigt wurde. Es ist eine 800er Silberlegierung und wurde beim Hofjuwelier Walter Schell verkauft", stellt Horz fest.
Dennoch findet die Expertin einige Mängel. "Bei den Messern wurden die Klingen ausgetauscht. Zudem ist von diesem Besteckmuster nicht allzu viel gefertigt worden. Das ist einerseits gut, weil es nicht so viel davon gibt, andererseits schlecht, weil man es sehr schlecht ergänzen könnte", gibt sie zu bedenken. Durch eine Gravur, die auf allen Besteckteilen aufgebracht ist, lasse sich das Set außerdem ein bisschen schwierig verkaufen.
Putzfehler mindert Raritätenwert
Und noch etwas fällt der Expertin negativ auf: "Ich muss leider noch etwas sagen, was nicht so schön ist: Das Besteck wurde falsch geputzt. Man kann sehr gut sehen, dass da mit dem Scheuerschwamm überall geschrubbt wurde. Das tut dem Silber nicht so gut. Das sind ein paar kleine Wermutstropfen."
Lichter möchte zu dem Silberbesteck dann auch noch etwas wissen. "Viele Leute legen das auf die Waage und denken: wow, Silber. Aber bei den Messern ist das ja gelogen. Denn die Klinge ist definitiv Edelstahl und der Schaft ist auch noch gefüllt." Dem kann Horz zustimmen. Sie hat aber auch einen Tipp, wie das Gewicht der Messer am einfachsten zu bestimmen ist. "Man kann davon ausgehen, dass der Schaft aus 800er Silber besteht, aber mit Kitt gefüllt ist. Ein Messer wiegt so in etwa die Hälfte von einem Löffel."
Expertise übersteigt Wunschpreis deutlich
Der Wunschpreis der Chefsekretärin aus Saarburg liegt nach Aufzählung der Mängel bei 200 Euro. Doch Horz sorgt für eine Überraschung. "Ein Ankäufer zahlt um die 300 Euro für das Material. Aber auf den Materialwert müssen wir die Verarbeitung und das Alter hinzurechnen und mein Schätzpreis liegt bei 400 bis 500 Euro." Mit dieser Expertenschätzung geht es in den Händlerraum.
Besonders Walter Lehnertz ist begeistert von dem Silberbesteck und gibt das erste Gebot ab. "80 plus 400 – 480 Euro", sagt der Besitzer einer großen Trödelhalle in der Eifel, der Gebote gerne mit 80 Euro eröffnet und daher auch als "80-Euro-Waldi" bekannt ist. "Das hat dir aber gut gefallen, Waldi", staunt daher auch Julian Schmitz-Avila, der zwar ebenfalls Interesse an der Rarität hat, dem der Preis an der Stelle aber schon zu heiß ist.
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Tabone fordert dennoch 500 Euro von Lehnertz – und bekommt sie tatsächlich. "Normalerweise ist das hier kein Wunschkonzert bei uns Händlern, aber du kriegst die 500", sagt er und macht die 45-Jährige damit "super glücklich".
- "Bares für Rares" vom 25. April 2019