Bedenkliche Wortschöpfungen Söder-Aussage ist im Rennen um das "Unwort des Jahres"
Von "Döner-Morde" bis "Alternative Fakten" – Jahr für Jahr macht eine sprachkritische Jury die deutsche Öffentlichkeit auf bedenkliche Wortschöpfungen aufmerksam. Dieses Mal geht es unter anderem um Flüchtlingspolitik.
Der von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) benutzte Begriff "Asyltourismus" hat Chancen, zum nächsten "Unwort des Jahres" gekürt zu werden. Bis jetzt seien knapp 500 Einsendungen mit knapp 300 verschiedenen Vorschlägen eingegangen, teilt die sprachkritische Jury des Instituts für Sprach- und Literaturwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt mit. Spitzenreiter sei mit knapp 100 Einsendungen das Wort "Asyltourismus". Das "Unwort des Jahres" wird am 15. Januar kommenden Jahres verkündet.
Viele mögliche "Unwörter" sind von Politikern geprägt
Zu den weiteren Vorschlägen gehören der von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt genutzte Begriff "Anti-Abschiebe-Industrie". Auch der Begriff "Blutaustausch", mit dem eine Verjüngung von Personal gemeint sei, sei unter den Einsendungen, ebenso wie die Bezeichnung "Denkmal der Schande" im Zusammenhang mit dem Holocaust-Denkmal in Berlin. In einer Rede in Dresden hatte der Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke unter anderem mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin gesagt: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
Weitere Vorschläge sind "Feminismus-Flausen", "Grenzöffnung" und der von AfD-Chef Alexander Gauland Anfang Juni verwendete Begriff "Vogelschiss": Hitler und die Nazis seien ein "Vogelschiss" in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte, hatte Gauland Anfang Juni gesagt.
Einige bereits eingegangene Vorschläge für das "Unwort des Jahres 2018"
Hier noch einmal ein Überblick über einige der bereits eingegangenen Vorschläge, die Chancen auf den Titel haben:
- Asyltourismus
- Anti-Abschiebe-Industrie
- Denkmal der Schande
- Grenzöffnung
- Vogelschiss
- Blutaustausch
- Feminismus-Flausen
Bis Ende des Jahres können noch Vorschläge eingereicht werden
Noch bis zum 31. Dezember können alle Bürger Vorschläge einschicken. Das geht unter der E-Mail-Adresse vorschlaege@unwortdesjahres.net unter Angabe der Quelle des Wortes und einer Begründung, warum es sich um ein Unwort handelt.
Die Jury kritisiert Schlagworte, die "gegen das Prinzip der Menschenwürde" und "Prinzipien der Demokratie" verstoßen, weil sie "einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren" oder "euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend" sind.
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Das sind die Unwörter der vergangenen Jahre
Das "Unwort des Jahres" wird seit 1991 gewählt. Welche Begriffe den Titel seit 2005 erhalten haben, sehen Sie hier:
- 2017: Alternative Fakten
- 2016: Volksverräter
- 2015: Gutmensch
- 2014: Lügenpresse
- 2013: Sozialtourismus
- 2012: Opfer-Abo
- 2011: Döner-Morde
- 2010: alternativlos
- 2009: betriebsratsverseucht
- 2008: notleidende Banken
- 2007: Herdprämie
- 2006: freiweillige Ausreise
- 2005: Entlassungsproduktivität
- dpa
- eigene Recherchen