Herausforderung mal sechs Berliner Sechslinge werden zehn Jahre alt
Zeynep, Esma, Ahmed, Adem, Rana und Zehra aus Berlin sind am 16. Oktober zehn Jahre alt geworden. Das Besondere: Die Kids sind Sechslinge.
Die Berliner Sechslinge Zeynep, Esma, Ahmed, Adem, Rana und Zehra sind am 16. Oktober zehn Jahre alt geworden. "In diesem Jahr gibt es eine große Torte für alle sechs Kinder, für Mädchen und Jungen dekoriert", sagt ihre Mutter, Roksana Temiz. Die eine Torte müsse in diesem Jahr reichen. "Wir hatten auch schon einmal für jedes Kind eine Torte. Aber das war einfach zu viel."
Am Wochenende wird groß gefeiert
Größer gefeiert werde aber erst am nächsten Wochenende. In welchem Rahmen, das wolle sie spontan entscheiden. Geplant sei auf jeden Fall ein Kinobesuch, denn Geburtstagskinder haben kostenlosen Eintritt. Geschenke dürften natürlich auch nicht fehlen. "Aber es ist jedes Jahr schwer, es allen recht zu machen. Die Kinder haben ständig neue Ideen und wollen dann plötzlich doch gern auch das, was die anderen haben", so die Berlinerin.
Früher hatte sie Angst vor der Vorstellung, Zwillinge zu bekommen. Heute wäre ein Kinderdoppelpack für Roksana Temiz ein Kinderspiel: Als sie 2008 gesunde Sechslinge zur Welt brachte, war das eine medizinische Sensation und in Deutschland die erste Geburt dieser Art seit 20 Jahren. Sechslinge und zusätzlich zwei weitere Kinder sind eine echte Herausforderung. "Sie sind unsere Aufgabe", sagt die 34-jährige Mutter, die auch Tochter Meryem und Sohn Malik-Mussa zu ihrer Kinderschar zählt.
"Ordnung und Struktur sind das Wichtigste"
Ihre 115 Quadratmeter in Berlin-Britz hat die Familie im April gegen ein 140-Quadratmeter-Haus in Lichtenrade getauscht – noch immer nicht übermäßig viel Fläche. "Aber wir haben jetzt auch einen großen Garten", freut sich Roskana Temiz.
Stress? Chaos? Die Achtfachmutter hat Familie und Haushalt augenscheinlich im Griff und ist selbst schick gekleidet und geschminkt. "Wir Frauen können alles gut kaschieren", sagt die konvertierte Muslimin schmunzelnd und steckt mit geübtem Griff ihr Kopftuch noch einmal fest. "Ordnung und Struktur sind das Wichtigste", sagt sie. Nur so gelinge es, alles am Laufen zu halten. Das Kochen für Zehn sei unproblematisch. "Die Kinder essen zum Glück alles, Extrawürste gibt es nicht."
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Zu wenig Unterstützung für große Familien
"Je größer, desto besser organisiert sind Familien meistens", berichtet Jana Cuvrk vom "ABC-Club". Der Verein unterstützt bundesweit Familien mit Mehrlingen ab Drillingen aufwärts und zeigt ihnen, wo sie Hilfen bekommen können.
Roksana Temiz und ihr türkischstämmiger Mann hätten sich auch mehr Hilfe gewünscht. Andere Sechslingseltern zum Austausch gab es nicht. "Heute fühle ich mich so wie ein Coach und gebe Mehrlingsmüttern gern Tipps", sagt Temiz. Bei Instagram veröffentlicht sie unter "berliner_sechslinge" für mehr als 40.000 Abonnenten Bilder, steht im Austausch mit anderen Müttern, bekommt Lob und Anerkennung.
"Früher war das Wickeln, Füttern, An- und Ausziehen Fließbandarbeit, die eher körperlich anstrengend war", erzählt sie. Jetzt seien die Kinder eher eine psychische Herausforderung. "Alle sind ganz unterschiedliche Charaktere und streiten sich wie andere Kinder auch – gern und viel." Das Hauptthema sei gerade die Schule. Da die Kinder Frühchen seien, bräuchten sie für verschiedene Dinge länger. Ihre geistige Entwicklung sei aber insgesamt in der Norm.
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Sechslinge sollten abgetrieben werden
Eine Ärztin empfahl, einige der Föten abzutreiben, um andere zu retten. "Ich hätte das nicht übers Herz gebracht", sagt Temiz, die sich zuvor einer Hormonbehandlung unterzogen hatte. Ein Arzt an der Charité habe ihr auch die Möglichkeit genannt, dass die Kinder auch gesund sein könnten. "Wenn ich ihn heute noch treffe, fragt er aber zuerst nach meiner Ehe", erzählt Temiz lachend. Während viele Beziehungen schon nach einem oder dem zweiten Kind zerbrächen, hätte die Sechslinge sie und ihren Mann Hikmet näher zusammengeschweißt. Hikmet gab seinen Job als Entrümpler nach der Geburt auf, um zu helfen.
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Auf die Beratung von Mehrlingsfamilien hat sich die Münchner Familientherapeutin Kathrin Weber bei Pro Familia spezialisiert. Sie sieht eine der größten Aufgaben darin, die Kinder auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. "Sie brauchen Exklusivzeiten und Freiräume, um sich individuell entwickeln zu können", sagt die Psychotherapeutin. Wer die Möglichkeit habe, als Kind Eigenständigkeit zu erlernen, habe es auch im Erwachsenenalter leichter, allein zurecht zu kommen.
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Roskana Temiz bedauert, dass sie ihren Kindern solche Exklusivzeiten nicht bieten kann. Sie hofft aber, dass sich das durch einen Wechsel von einer Ganztags- in eine Halbtagsschule ändert. Dann könne jedes Kind abwechselnd früher nach Hause kommen und die Zeit mit den Eltern genießen, während die anderen im Hort sind. "Und sie können einfach ein paar Stunden in Ruhe zu Hause sein und runterkommen. Das ist sonst einfach nicht möglich."
- dpa
- Instagram-Profil von Roksana Temiz