Spektakulärer Drehort James Bond-Fieber zwischen Eiger, Mönch und Jungfrau
Auch nach fast fünf Jahrzehnten lockt der spektakuläre Drehort des 007-Abenteuers "Im Geheimdienst ihrer Majestät" unzählige Cineasten zum Piz Gloria in der beeindruckenden Hochgebirgswelt des Berner Oberlands.
Wenn einen plötzlich Miss Moneypenny aus einem Spiegel heraus anlächelt und mit charmantem Englisch ein "nice to see you, James" säuselt, liegt dies nicht an der Höhenluft. Und auch nicht an einer frappierenden Ähnlichkeit mit dem wohl berühmtesten Geheimagenten der Welt. Nach wenigen Sekunden ist das Konterfei von Schauspielerin Lois Maxwell auch schon wieder verschwunden.
Schon fällt den Herren der Schöpfung beim Herantreten an das Urinal ein großes Schild mit den Worten "Shake, don't stir" in Anlehnung an den berühmten James Bond-Spruch "geschüttelt, nicht gerührt" auf. Überhaupt gibt es vor dem Geheimagenten Ihrer Majestät auf dem 2970 Meter hohen Schilthorn im Berner Oberland kein Entkommen. Das bekam schon Bösewicht Ernst Stavro Blofeld in dem 007-Klassiker "Im Geheimdienst ihrer Majestät" zu spüren.
Imposanter 007-Drehort wird regelmäßig von Cineasten aufgesucht
Dabei gehört der Australier George Lazenby fraglos zu den am wenigsten bekannten und populären Bond-Darstellern. Das "Piz Gloria" auf dem Schilthorn gilt unterdessen als einer der spektakulärsten 007-Drehorte überhaupt. Auf knapp 3000 Metern Höhe hat sich eben dieser Lazenby 1969 in "Im Geheimdienst ihrer Majestät" als Ahnenforscher Sir Hillary Bray in das Hauptquartier von Blofeld eingeschlichen. Heute stimmen hier Bond-Fans aus aller Welt mit den Füßen ab. Tausende von Cineasten und Filmliebhabern pilgern auch gut fünf Jahrzehnte nach der Leinwandpremiere tagtäglich auf den spektakulären Gipfel, um neben der Höhenluft einen Hauch Agentenluft einzuatmen.
Auf den Spuren der berühmten Romanfigur aus der Feder von Ian Fleming entführt die "Bond World 007" als interaktive Ausstellung in die Welt des unbezwingbaren Leinwandhelden mit der Magnetwirkung auf schöne Frauen. Dabei wird auf dem Schilthorn einiges Wissenswerte über die Entstehung des Films und die Dreharbeiten für "Im Geheimdienst ihrer Majestät" vermittelt.
Bond-Fähigkeiten im Selbsttest
Wer mag, der kann die eigenen Bond-Fähigkeiten austesten. Sei es bei einem virtuellen Helikopterflug im Originalgehäuse des ausgemusterten Hubschraubers Alouette III der Air Glaciers, die ihren letzten Flug zum Schilthorn absolvierte, oder bei einer rasanten Verfolgungsjagd im Eiskanal mit einem orangefarbenen Bob. Mit einem kleinen digitalen Trick kann ein jeder sein Gesicht in Szenebilder des Bond-Abenteuers einpflegen und zum Hörer des roten Telefons greifen, um sich Instruktionen vom Geheimagentenboss "M" abzuholen. Derweil flimmern in dem kleinen Kino die Bond-Szenen, die am Schilthorn spielen, zusammen mit einigen Impressionen von der umliegenden Bergwelt in einer Endlosschleife über die Leinwand.
Auch sonst ist in der "Bond World 007" viel Spannendes rund um den Dreh am Schilthorn zu erfahren. Etwa, dass die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman im Bemühen, der Romanvorlage von Ian Fleming mit dem darin skizzierten Piz Gloria als Festung von Blofield möglichst detailliert zu folgen, den damaligen Redaktionsmanager Hubert Fröhlich auf der Suche nach einem geeigneten Drehort in die Schweiz entsandten.
Produktionsfirma übernahm Baukosten für 360-Grad-Restaurant
Wie der Zufall es wollte, war 1965 unter schwierigsten Bedingungen mit dem Bau eines Aussichtspunkts auf dem Gipfel des Schilthorns begonnen worden. Dieser war als rotierendes 360-Grad-Restaurant geplant. Als die Gebäudehülle stand, drohte den Erbauern das Geld auszugehen. Die Rettung hieß James Bond – oder besser gesagt, Eon Productions. Die Filmfirma übernahm unter der Auflage, dass das Piz Gloria nach ihren Vorstellungen fertig gestellt wurde, die weiteren Baukosten für das spektakuläre Gipfelgebäude. Außerdem wurden die Stationsbauten auf dem Berg blau gestrichen sowie die Kabinen der Schilthornbahn orange umgespritzt und mit dem Blofeld-Wappen versehen. Zu erfahren ist auch, dass während der Dreharbeiten von Oktober bis Dezember 1968 die gewünschten Schneemengen zunächst ausblieben. Und so machten die Filmemacher aus der Not eine Tugend und ließen säckeweise Gletscherschnee vom nahen Petersgrat heran karren.
Etwas nachgeholfen wurde auch im knapp 1300 Meter unter dem Schilthorn gelegenen Kurort Mürren, wo eigens für den 007-Film zeitweilig ein (falscher) 14 Meter hoher Kirchturm aufgestellt wurde. Außerdem wurde die seit drei Jahrzehnten stillgelegte Bobbahn vom Allmendhubel durch das Blumental eigens für den Film wieder hergerichtet, um dort die spektakuläre Verfolgungsjagd von Bond und Blofeld im Eiskanal zu drehen.
Viele Erinnerungen vor Ort an Bond-Film
Heute erinnert auf dem Schilthorn vor allem noch das markante Geländer des Treppenaufgangs zum ältesten Drehrestaurant der Welt an den Bond-Film. Dort kämpfte Bonds spätere Frau Tracy (Diana Rigg) mit einem Bösewicht, der schließlich durch ein abgebrochenes Teil des Geländers getötet wird. An der Bar des 360-Grad-Restaurants, das bei seiner langsamen Rundfahrt in 45 Minuten weite Blicke auf 200 Berggipfel – darunter Eiger, Mönch und Jungfrau – bietet, sticht das 007-Logo ins Auge. Und wer einen Burger bestellt, der findet das Logo in die obere Brötchenhälfte eingebrannt. Auch der gereichte Cappuccino wird stilecht mit den Zahlen-Initialen des Helden verziert.
Auf der Aussichtsterrasse lässt sich – sehr zum Bedauern vieler Möchtegern-Bonds – nicht mehr wie im Film, umgeben von hübschen jungen Damen, Curling spielen. Stattdessen stehen lebensgroße Pappkameraden Bonds für Erinnerungsfotos vor einer faszinierenden Hochgebirgskulisse bereit. Auch der weltweit erste "007 Walk of Fame" befindet sich auf dem Gipfel des Schilthorns. Er erinnert mit Fotos, Unterschriften und Handabdrücken an Mitwirkende eines Films, der bis heute Cineasten aus aller Welt auf den spektakulären Gipfel im Berner Oberland lockt.