Stiftung Warentest Vollmilch überzeugt Tester – aber nicht auf allen Gebieten
Ein Liter gute Milch ist für Verbraucher schon ab 68 Cent zu haben. Die Produktionsbedingungen sind bei diesen Anbietern aber meistens nur "ausreichend". Das schreibt die Stiftung Warentest in der Zeitschrift "test" (Ausgabe 10/2017).
Für den Vollmilch-Test hat Stiftung Warentest die Qualität von 18 Produkten sowie die Unternehmensverantwortung der 15 Anbieter dieser Produkte genauer angesehen. Die Qualität stimmt in den meisten Fällen: 14 Produkte wurden mit "gut" bewertet, eines war "befriedigend", drei allerdings nur "ausreichend". In keinem der Produkte fanden die Tester Keime, Schadstoffe oder Antibiotikarückstände.
Testsieger wurde die Bio-Milch von Aldi Süd ("Bio Frische Vollmilch") für 1,09 Euro. Die konventionellen Varianten von Aldi Süd ("Frische Vollmilch") und Aldi Nord ("Milsani Frische Vollmilch") haben ebenfalls jeweils das Gesamturteil "gut" erhalten und sind schon für 68 Cent zu haben.
Unternehmen engagieren sich unterschiedlich stark für faire Erzeugerpreise
Allerdings bewerteten die Tester die Unternehmensverantwortung der Hersteller dieser beiden Produkte nur mit dem Urteil "ausreichend". Das bedeutet, dass diese sich für Umwelt- und Tierschutz sowie faire Erzeugerpreise nicht besonders einsetzen. Ein hohes Engamement in diesem Bereich sei nur bei Vollmilch zu erwarten, die mindestens 1,09 Euro pro Liter kostet, schreiben die Tester. Allerdings geht ein teurerer Literpreis nicht immer mit einem hohen Engagement für nachhaltige Milch einher: Drei Mal vergaben die Tester die Note "mangelhaft" in diesem Bewertungsbereich – und zwar jeweils an eine Milch, die mehr als 1,09 Euro kostet.
Sechs Mal wurde die Unternehmensverantwortung aber auch positiv bewertet (Urteil "gut"). Bei vier dieser Unternehmen wird eine Milch produziert, deren Qualität auch als "gut" befunden wurde: bei Arla Foods, Bertesgardener Land und bei der Gläsernen Molkerei mit ihrer Eigenmarke sowie als Lieferant von Anbieter Dennree.
Werbung für Vollmilch ist manchmal irreführend
Dass Biomilch nicht zwangsläufig gut sein muss, zeigen zwei Produkte im hinteren Testfeld: Sie bekamen nur ein "Ausreichend". Einmal wird ein leichter Kochgeschmack bemängelt, ein anderes Mal enthält die Milch sehr viel Jod: 52 Mikrogramm je 100 Milliliter. Erwachsenen rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, maximal 500 Mikrogramm täglich aufzunehmen. Das Zuviel an Jod können Verbraucher nicht erkennen. Eine hohe, dauerhafte Zufuhr kann bei Menschen, die vorbelastet sind, zu Schilddrüsenproblemen führen.
Ebenfalls kritisch sehen die Warentester die Werbeversprechen mancher Produkte: Ein Anbieter wirbt mit "ausschließlicher Verwendung von traditionellen Futterpflanzen". Das erweckt den Eindruck, die Kühe würden nichts anderes fressen. Tatsächlich bekommen die Tiere aber auch viel Kraftfutter. Auf einem anderen Etikett steht eine Kuh auf einer Wiese – auch das entspricht nicht der Realität. Die Höfe, die Milch für das Produkt liefern, halten die Tiere das ganze Jahr im Stall.