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Schwäbische Alb wird von UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt


Unesco ehrt Ausgrabungsgebiet
Schwäbische Alb wird zum Weltkulturerbe ernannt

dpa, Lena Müssigmann, Natalie Skrzypczak

10.07.2017Lesedauer: 4 Min.
Höhlen der ältesten Eiszeitkunst zum Weltkulturerbe ernanntVergrößern des Bildes
Ein Schild steht am 20.05.2017 in Schelklingen (Baden-Württemberg) vor der Höhle "Hohle Fels". (Quelle: Erkenntnisse über die Entwicklung der Kunst. Foto: Stefan Puchner/dpa-bilder)

Der Weltkulturerbe-Titel für sechs Höhlen auf der Schwäbischen Alb dürfte mehr Besucher als bisher zu den Fundstellen von ältester Eiszeitkunst locken. Doch welche Höhlen kann man überhaupt besichtigen?

Nach der Ernennung mehrerer Höhlen auf der Schwäbischen Alb zum Weltkulturerbe soll dort ein Infozentrum entstehen. "Unsere Vision ist, dass man dort die Grabungsarbeiten darstellt", sagte der Bürgermeister von Schelklingen (Alb-Donau-Kreis), Ulrich Ruckh. Das Infozentrum soll an der Schelklinger Hohlefels-Höhle, einem der Fundorte von Eiszeit-Kunst auf der Alb, entstehen.

Andere Höhlen bleiben vergittert – sie sind noch nicht vollständig ausgegraben. Die Direktorin des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren, Stefanie Kölbl, erwartet nach der Ernennung mehr Besucher an den Höhlen und in ihrem Museum, nannte aber keine Zahlen. Auch Themenwege zu den Funden und der Lebensweise der Neandertaler sind ihr zufolge geplant.

Wann können Sie die Höhlen besichtigen?

  • Am GEISSENKLÖSTERLE unweit von Blaubeuren verschließen Gitter den Eingang. An bestimmten Aktionstagen kann die Höhle besichtigt werden. Künftig soll ein Themenweg über die Musik von vor 40.000 Jahren zur Höhle führen, in der die ältesten Musikinstrumente der Erde, Flöten aus Elfenbein und Vogelknochen, gefunden wurden.
  • Der HOHLE FELS bei Schelklingen ist vom 1. Mai bis 31. Oktober sonntagnachmittags für Besucher geöffnet. Hier wurde die berühmte "Venus vom Hohle Fels" – die älteste Frauenfigur weltweit – entdeckt. Die Stadt plant ein Infozentrum, das über die Grabungs- und Forschungsarbeit am Standort informiert. Es wird den Angaben zufolge aber nicht vor 2020 fertig sein.
  • Die SIRGENSTEINHÖHLE fünf Kilometer außerhalb von Blaubeuren ist unvergittert. Nach Angaben der Direktorin des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren soll vom Parkplatz zur Höhle ein kindgerechter Themenweg über das Leben der Neandertaler entstehen.
  • Die BOCKSTEINHÖHLE ist offen zugänglich. Von einem Wanderparkplatz bei Öllingen aus ist allerdings ein steiler Anstieg zu bewältigen.
  • Der HOHLENSTEIN ist von Rammingen aus in einer Wanderung zu erreichen. Beide Eingänge zur Höhle, in der die weltberühmte Statuette "Löwenmensch" aus einem Mammutstoßzahn gefunden wurde, sind vergittert.
  • Die VOGELHERDHÖHLE liegt im Archäopark Vogelherd bei Niederstotzingen-Stetten, der von April bis Oktober dienstags bis sonntags geöffnet ist. Die Höhle ist vollständig ausgegraben.

Wichtiges Ausgrabungsgebiet

Die in diesem Jahr neu aufgenommenen sechs Höhlen der Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb zeugen laut Unesco von einer der frühesten figurativen Kunst weltweit und liefern wichtige Erkenntnisse über die Entwicklung der Kunst. In Krakau dankten Staatsministerin Maria Böhmer und Claus Wolf vom Landesamt für Denkmalpflege dem Unesco-Komitee für die Auszeichnung.

Große Freude auch vor Ort in Baden-Württemberg: "Die einzigartigen Fundstätten auf der Schwäbischen Alb zeigen, dass die Wiege der Kunst und der Musik im Ach- und Lonetal zu finden ist", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). "Die Auszeichnung ist eine große Ehre und zugleich Verpflichtung für Baden-Württemberg, dieses kulturelle Erbe der Menschheit zu erhalten und sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen."

Die Höhlen rund um Blaubeuren gelten als eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete für Archäologen. Seit den 1860er Jahren gibt es in den Höhlen Ausgrabungen, sie brachten zahlreiche bis zu 43.000 Jahre alte figürliche Darstellungen zutage, darunter Mammuts, Höhlenlöwen, Pferde und Musikinstrumente, aber auch Frauenkörper und Darstellungen von Mischwesen aus Mensch und Tier.

Die Fundstücke gehören zu den ältesten Zeugnissen für eine bewusste künstlerische Betätigung des frühen Menschen. Die wichtigsten Funde aus dem Bereich der Schwäbischen Alb können in Museen in Ulm, Tübingen und Blaubeuren besichtigt werden. Das Welterbe-Komitee tagt noch bis zum 12. Juli in Krakau und entscheidet insgesamt über die Aufnahme von mehr als 30 neuen Stätten aus aller Welt.

Unesco sorgt für Zorn

Die Unesco erklärte unter anderem die Altstadt von Hebron im Westjordanland zum palästinensischen Weltkulturerbe und sorgte damit in Israel für großen Zorn.

Freude gab es für Angola und Eritrea, die für die Altstadt von M'banza Kongo und die modernistische Stadt Asmara jeweils ihren ersten Unesco-Titel bekamen.

Das Komitee erweiterte außerdem die Straßburger Welterbestätte von der Grande-Île zur Neustadt um ein Planviertel, das unter deutscher Verwaltung (1871-1918) angelegt wurde.

Weiterer Welterbe-Eintrag für Deutschland

Für den Erweiterungsantrag Bauhaus – die zweite deutsche Nominierung – gab es ebenfalls grünes Licht. Zu dem bereits bestehenden Welterbe-Eintrag kamen nun die Laubenganghäuser in Dessau-Roßlau und die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB in Bernau bei Berlin dazu. Bisher umfasste die Stätte Ensembles und Denkmäler in Weimar und Dessau, die unter der Leitung des ersten Bauhaus-Direktors Walter Gropius gebaut wurden sowie den Gründungsort der Schule in Weimar.

Der Naumburger Dom verpasste den Welterbe-Titel der Unesco auch im zweiten Anlauf und muss an seinem Antrag weiter feilen. Dafür gab das Komitee den Naumburgern drei Jahre Zeit und empfahl, die nachgebesserte Version allein auf den Dom zu beschränken, der vor allem wegen seiner Stifterfiguren bekannt ist. Die Nominierung war bereits zum zweiten Mal vom Komitee diskutiert worden. Vor zwei Jahren hatte die Unesco das Dokument zur kompletten Überarbeitung und erneuten Einreichung zurückgegeben.

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