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Auf Segelkreuzfahrt über die Ostsee mit der "Sea Cloud II"


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Reisen
Auf Segelkreuzfahrt auf der Ostsee

SRT / wanted.de

17.07.2015Lesedauer: 5 Min.
Die weißen Segel der "Sea Cloud II" sind gehisst.Vergrößern des Bildes
Die weißen Segel der "Sea Cloud II" sind gehisst. (Quelle: Carin Müller/srt)
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Neben wunderbaren Städten locken Ostseekreuzfahrten im Sommer mit einem weiteren Highlight: endlosen Sonnenauf- und -untergängen an Deck. Dabei ist ein Segelschiff wohl das eleganteste Fortbewegungsmittel. Los geht es mit der majestätischen Lady in Kiel, weiter nach Schweden und Estland bis zum fulminanten Höhepunkt: Russland.

"Das dauert vielleicht!", stellt ein Mitreisender am dritten Abend beim Sundowner fest. Ein geschätztes Ritual, das bei dieser Ostseereise nach dem ausgedehnten Dinner praktiziert wird. Der Gast, der diesen Satz halb bewundernd, halb erschüttert zum Besten gibt, ist ein erfahrener Kreuzfahrer - in der Karibik. "Dort geht's ruckzuck. Ein Drink und die Sonne ist weg", erklärt er und blickt irritiert erst in sein leeres Glas und dann zur Sonne, die zwar seit einem Weilchen den Horizont touchiert, aber keine ernsthaften Anstalten macht, ihren Auftritt zur verkürzen.

Willkommen bei den Weißen Nächten!

Am ersten Abend ist dieses Phänomen noch keinem aufgefallen. Dabei lebt gerade die Newa-Metropole St.Petersburg jetzt auf - im orangenen Licht der Nacht feiern die Nachtschwärmer. >>

Noch aber liegt die "Sea Cloud II" fest vertäut am Ostseekai in Kiel. Der ist Segel-Fans bekannt von der Kieler Woche. Die wiederum ist berühmt für ihre Windjammer-Parade: Bei diesem prächtigen Spektakel schippern hunderte Segelschiffe jeder Größe über die Förde. Nach gut zwei Stunden, etwa in der Höhe des Ostseebad Laboe, kehren die meisten Schiffe wieder um.

Leider herrscht hier allzu oft Schietwetter mit gelegentlichem Nieseln. Dann lieber fix in die Koje. Am nächsten Morgen ist die Welt in "50 shades of grey" getaucht. Kaum ein Unterschied ist zwischen Meer und Himmel auszumachen, bleigrau, ölig und vor allem vollkommen spiegelglatt zeigt sich die Ostsee.

Segel setzen für Anfänger

Nicht die optimalen Konditionen für ein Segelschiff, doch der Ersten Offizierin Kathryn Whittaker verdirbt das nicht die Laune. Auf dem Programm steht nämlich Segelsetzen mit Erklärung. Und weil gerade sonst nichts zu tun ist und keiner auf freche Böen oder ähnliche >>

Widrigkeiten achten muss, lässt sie jedes einzelne Segel hochziehen, stellt sie mit Namen vor und erzählt Schwänke aus ihrer Zeit als Matrosin.

Als die "Sea Cloud II" schließlich ganz in Weiß erstrahlt, reißt wie durch ein Wunder auch der Himmel auf und das triste Grau weicht perfektem Blau. Wind wäre auch schön, aber alles geht wohl nicht. Doch immerhin bietet die Flaute die rare Chance für eine Fotosafari ums Schiff herum. Die Zodiacs werden heruntergelassen, immer zehn Passagiere in ein Schlauchboot gepackt und ab geht die Fahrt um die majestätische Lady mit ihren prachtvollen, wenn auch leicht schlaffen Segeln.

Zwischenstopps auf Gotland und in Stockholm

Nach gut zwei Tagen auf See ist beim ersten Stopp in Visby auf der schwedischen Insel Gotland der Bewegungsdrang der meisten Gäste so groß, dass sie nach dem Anlegen umgehend das Schiff verlassen - sei es, um bei der angebotenen Radtour oder der Stadtführung mitzumachen oder um auf eigenen Faust durch den Hauptort von Gotland zu flanieren. Pittoreske Pippi-Langstrumpf-Häuschen wechseln sich mit mächtigen Ruinen ab, alles umringt von einer 3,6 Kilometer langen, gut erhaltenen Stadtmauer. Gotland ist bekannt für seine grauen, lockigen Schafe, und so entern nach ein paar Stunden gleich mehrere Felle die "Sea Cloud". Vor den Reisenden liegt eine erste magische Nacht. Der Kurs geht Richtung Norden und die Sonne zeigt immer mehr Stehvermögen. Nicht umsonst gelten die längsten Tage des Jahres in Skandinavien und den baltischen Ländern als besonders wild und aufregend. Möglich ist offenbar viel, wenn die Dämmerung endlos wird.

Frühes Aufstehen wird am nächsten Morgen jedoch nicht belohnt. Die Fahrt durch den Schärengarten nach Stockholm ist vor allem grau und feucht. Aber immerhin gibt's die einmalige Chance, den brandneuen Friesennerz auszuführen. Die meiste Zeit allerdings über den Arm gelegt, denn schließlich setzt sich die Sonne auch in der schwedischen Metropole durch. Statt Wasa-Museum und Stadtführung >>

lässt sich der Tag auch wunderbar im Abba-Museum und bei ausgedehnten Streifzügen durch Djurgarden, Östermalm und die Gamla Stan verbringen. Die "Sea Cloud II" liegt über Nacht im Hafen, da könnte man doch eigentlich in einem der vielen Restaurants an der Uferpromenade speisen. Oder lieber "Zuhause" an Deck beim BBQ und sich von der Abendsonne bescheinen lassen? Diese Nacht ist so schön, die sollte man draußen verbringen. Doch auch in drei dicke Decken gehüllt auf dem Sonnendeck liegend, kriechen Kälte und Feuchtigkeit in die Knochen. Ein letzter Blick auf die Lichtspiele über der Stadt und dann ab ins warme Bett. In Stockholm kann man gut länger bleiben, doch auf Kreuzfahrten kommen die Abschiede schnell. Die vierstündige Ausfahrt durch die zahllosen Inseln der Schären macht allerdings vieles wieder wett. Einige Passagiere scheinen schon die nächste Investition zu planen - so ein privates Inselchen mit Hütte drauf wäre doch eine schöne Ferienalternative. Wenn auch etwas teurer als die Segelkreuzfahrt: 14 Nächte auf der "Sea Cloud II" kosten ab 6195 Euro pro Person.

Über Tallin nach St. Petersburg

Am nächsten Abend muss sich die Sonne die Ahs und Ohs mit dem Vollmond teilen, der riesig und kühl leuchtend die andere Himmelshälfte dominiert. Geht der Blick nach backbord (links), versinkt die Sonne blutrot. Guckt man nach steuerbord, hängt dort der Mond und wacht über die helle Nacht. Ins Bett will keiner, es ist recht mild und das Naturschauspiel muss schließlich adäquat bewundert werden. Schlau ist, wer die Bullaugen in der Kabine mit den Stahlklappen verschließt. Ein bisschen Nachtruhe muss ab und zu halt doch sein. Zumal nur Stunden später die estnische Hauptstadt auf Erkundung wartet.

Zu Fuß lässt sich Tallin in drei Stunden vollständig ablaufen, da bleibt noch genug Zeit für einen Museumsbesuch, Shopping oder eine Einkehr in eines der zahllosen Cafés und Restaurants. Neben der "Sea Cloud II" liegen zwar drei dicke Kreuzer im Hafen, aber die Hauptstadt von Estland zeigt sich davon unbeeindruckt. Die meisten Passagiere fiebern inzwischen dem Highlight der Tour entgegen. St. Petersburg wird die Reise zu den Weißen Nächten furios beschließen. Doch Vorsicht: Für Russland brauchen Sie ein Visum. Besonders lohnt sich der Besuch der Zarenstadt zum Fest der Feste Aliye Parusa (Purpurne Segel): Dann feiern die Abiturienten den Start ins Leben. Und die ganze Newa-Metropole feiert mit. Sehen Sie die "Sea Cloud II" auch in unserer Fotoshow.

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