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Irina Korschunow ist tot: Ihre Kinderbücher begeisterten Millionen


Kinderbuchautorin
Irina Korschunow ist tot: Ihre Kinderbücher begeisterten Millionen

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 07.01.2014Lesedauer: 4 Min.
Die bekannte Kinderbuchautorin Irina Korschunow ist am 31.12. mit 88 Jahren verstorben.Vergrößern des Bildes
Die bekannte Kinderbuchautorin Irina Korschunow ist am 31.12. mit 88 Jahren verstorben. (Quelle: dpa)

Irina Korschunow, eine der erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen, ist tot. Mit ihren Büchern "Der Findefuchs" (1982), "Kleiner Pelz" (1984) und den Bänden über "Die Wawuschels" (ab 1967) begeisterte sie Millionen Kinder. Sie starb bereits am 31. Dezember 2013, ihrem 88. Geburtstag, in München, wie der Hoffmann und Campe Verlag mitteilte.

Manche Bücher kann man immer wieder lesen - selber lesen, vorlesen, sich vorlesen lassen. "Die Wawuschels" sind ein solches Buch. Was die kleinen Wesen mit den grünleuchtenden Haaren in ihrem Berg und dem Wald erleben, ist spannend, komisch und liebenswert. Irina Korschunow hat sich die Geschichten ausgedacht und damit 1967 einen Welterfolg gelandet, ebenso wie mit der rührenden Geschichte über den einsamen, traurigen "Findefuchs", der eine Mutter sucht. Nun ist die Schriftstellerin in München gestorben. Korschunow verstarb an Silvester, ihrem 88. Geburtstag.

Die Wawuschels verfolgten die Autorin ihr Leben lang

Die Wawuschels wurde Korschunow in all den 40 Jahren nicht mehr los. Auf der Straße, in der S-Bahn, überall wurde sie auf ihre Figuren angesprochen. Für sie vor allem Grund zur Freude. "Stolz bin ich auf nichts, weil ich weiß, dass man alles auch besser machen könnte", sagte sie einmal. Doch so selbstkritisch hätte sie nicht sein müssen. Sie hat nicht nur wundervolle Geschichten für Kinder geschrieben, sondern auch eine beachtliche Reihe klug erzählter und erfolgreicher Bücher für Erwachsene.

Viele der Geschichten hat Korschunow aus ihrem eigenen Leben geschöpft - allerdings immer abgewandelt, darauf legte sie Wert. Schon als Kind lauschte sie begierig den Erzählungen ihrer Eltern, einer Deutschen aus Kiel und eines Russen: "Meine Mutter konnte wunderbar erzählen und war auch eine sehr kluge Frau. Und mein Vater hat mir russische Geschichten erzählt."

Korschunow verarbeitete die Kriegsjahre in ihren Büchern

Bald stand für Irina aus dem Städtchen Stendal in Sachsen-Anhalt fest: Sie wollte Journalistin werden. "Ich wusste sehr früh schon, dass ich schreiben wollte und dass ich in der Zeitung schreiben wollte, weil ich sehr früh anfing, Zeitung zu lesen. Bei uns wurde über so was geredet", erzählte Korschunow, die später unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung" und den Rundfunk arbeitete, dann aber 1960 das Schriftstellern entdeckte.

Doch leicht war dieser Weg nicht - wie bei den meisten ihrer Generation. Ende 1925 geboren war sie sieben Jahre alt, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Sechs Jahre später folgte der Zweite Weltkrieg. Viele Eindrücke verarbeitete Korschunow später in ihren Büchern, so etwa in dem Roman "Luftkind", in dem eine mutige Lehrerin einen Juden vor den Nazis versteckt. Oder in "Malenka", dem Porträt einer jungen Frau, die ihren Weg geht trotz Nazi-Terrors, Kriegs und der Wirren der ersten Nachkriegsjahre.

Koschunow wollte vor allem eines: Lernen

Auffallend oft wollen die Frauen in Korschunows Büchern vor allem eines: Lernen! Gelehrte Frauen haben sie immer interessiert, allen voran ihre Mutter, die ihren Traum, Lehrerin zu werden, nicht verwirklichen konnte. "Sie hat immer gesagt, lerne, lerne, lerne, mach Abitur, studiere, und hat mir dann ihre Geschichte erzählt", erinnerte sich Korschunow. Den Rat ihrer Mutter nahm sie sich zu Herzen und wartete nach dem Ende des Krieges 1945 ungeduldig darauf, dass die Universitäten wieder öffneten.

Während für Korschunow feststand, dass sie studieren würde, war das für andere Frauen damals nicht selbstverständlich - waren ihre Aufgaben doch vor allem der Haushalt und die Sorge für die Familie. Als Feministin sah sich Korschunow aber nicht. Im Gegenteil: Sie wehrte sich gegen diese Einordnung. "Ich war sehr modern, ich war bloß nicht ideologisch", beschrieb sie sich selbst. "Ich bin nicht mit diesem Thema umgegangen, sondern mit der Wirklichkeit. Für mich war die Emanzipation schon da, als es das Wort noch nicht mal gab." Ihr Ehemann unterstützte sie bei ihrer Arbeit. Der Wissenschaftler erforschte auf seinen Expeditionen die Welt, während sich seine Frau unterdessen zu Hause ihre Geschichten ausdachte.

"Ich war eigentlich die Wischel"

Noch gegen eine andere Schublade wehrte sie sich immer: die der reinen Kinderbuchautorin, auch wenn die "Wawuschels" oder der "Findefuchs" sie berühmt gemacht haben und die Geschichte von dem elternlosen Fuchs, der eine neue Mutter findet, eine Million Mal verkauft wurde. Doch diese Phase der Kinder- und Jugendbücher sei irgendwann vorbei gewesen, spätestens als ihr 1960 geborener Sohn erwachsen wurde. 1983 kam ihr Romandebüt - die Familienchronik "Glück hat seinen Preis". Viele weitere Bücher folgten. Zuletzt veröffentlichte sie 2009 "Langsamer Abschied" über ein Ehepaar, bei dem der Mann nach einem Unfall zum Pflegefall wird und stirbt.

Die Lieblingsbücher Korschunows waren dennoch "Der Findefuchs" und ganz klar "Die Wawuschels" - vielleicht weil ihr das freche, aufgeweckte Wawuschelmädchen ähnelte. "Ich war eigentlich die Wischel, die schneller lesen gelernt hat als kleine Jungs in meinem Alter", sagte sie einmal mit schelmischem Lachen in den Augen.

Für ihre Werke, die man in mehr als zehn Sprachen übersetzte, wurde Irina Korschunow unter anderem mit dem Tukan-Preis (1977), dem Silbernen Griffel (1985), dem Roswitha-Preis (1987) und dem Hertha Koenig-Literaturpreis (2004) ausgezeichnet.

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