Vornamenslexikon Onni und Barack: die Neuen im Vornamenslexikon
In das überarbeitete Duden-Lexikon der Vornamen haben Namensforscher 200 weitere Namen aufgenommen. Darunter finden sich Prominamen aber auch ungewöhnliche Einträge - etwa aus dem Finnischen oder Alttürkischen. Wie wäre es also mit Onni und Charlène für das Baby statt Leon und Marie, die Namensfavoriten 2011? mal sehen, welche Trends sich durchsetzen.
So suchen Eltern nach Vornamen
Sophie, Lotte, Karl oder doch Kevin? Über das Internet oder spezielle Lexika suchen werdende Eltern gern nach passenden Vornamen. Nun hat der Mannheimer Dudenverlag die inzwischen sechste Auflage seines Vornamen-Lexikons veröffentlicht. "Bei Namen gibt es grundsätzlich eher langfristige Trends. An den Namenslisten sieht man auch, dass sich Namen zum Beispiel langsam nach oben arbeiten", sagt der Autor Volker Kohlheim.
Insgesamt 8000 Namen im Duden
Der 71-jährige Wissenschaftler betreut das Duden-Lexikon mit seiner Frau Rosa. Die pensionierten Wissenschaftler arbeiteten früher an der Universität Bayreuth. Nachdem 2007 das Lexikon um 2000 in Deutschland gebrauchte Vornamen von Familien mit Migrationshintergrund ergänzt wurde, sind nun weitere 200 Namen zu den insgesamt 8000 dazugekommen.
In der jüngsten Ausgabe finden sich europäische Koseformen von gängigen Namen, präzisere Informationen zur Entstehung und die unterschiedliche Betonung von Vornamen sowie neu aufgetauchte Prominamen. So erfahren die Leser, dass der erste Vorname von US-Präsident Barack Obama auf eine anglisierte Form des Suaheli-Namens "Baraka" zurückgeht. Das gleichlautende arabische Wort hat die Bedeutung "Segen".
Neuer Trend bei islamischen Familien
Bei islamischen Eltern haben die Sprachforscher einen neuen Trend ausgemacht. Die ganz traditionellen Namen wie Ali und Mehmet sind zwar immer noch die häufigsten, daneben aber erscheinen neue. So neigen türkische Eltern zunehmend zu Namen alttürkischer Herkunft, die keinen religiösen Hintergrund haben. Ein typisches Beispiel ist dabei der männliche Vorname Mert - mit der Bedeutung "freigebig, tapfer, aufrichtig".
Fürstinnen und Präsidenten
Auch Promifans werden im Nachschlagewerk fündig: Charlène, der Vorname der Fürstin von Monaco, wurde neu aufgenommen. "Den Namen in französischer Aussprache gab es vorher nicht, er ist englischer Herkunft", sagt Kohlheim. Zudem halte der Trend zur Individualisierung an. Infolgedessen werden ständig neue Namen aus anderen Kulturkreisen von deutschen Eltern übernommen.
Individualisierung, Traditionelles und Experimentierfreude bei der Auswahl
Traditionelle, aber experimentierfreudige Eltern könnten ihren Sohn dagegen auf den neu aufgenommenen Eilrich taufen lassen. Dabei handelt es sich um einen alten deutschen männlichen Vornamen. Dieser bezieht sich auf die noch ältere Form Agilrich und bedeutet frei übersetzt "Schreckensherrscher". Dies könnte aber schon im Kindergarten zu Missverständnissen führen. Politisch korrekter wäre da eher der aus dem Finnischen stammende Jungenname Onni, der einfach Glück bedeutet.
Schöne Namen sind nicht immer alttagstauglich
Folke Mitzlaff von der Universität Kassel hatte bei der Suche nach schönen Vornamen für seine Kinder nie ein Problem. "Leider stimmt der Kontext eines Namens nicht immer. Ein schöner Vorname aus der Südsee ist für eine deutsche Familie nur bedingt alltagstauglich". Deshalb entwickelte der 32-jährige Informatiker und Familienvater die Website nameling.net, die seit März 2012 online ist. Diese analysiert Namensumfelder sowie Häufigkeiten und statistische Beziehungen zwischen Namen im Internet.
Buchtipp: Duden - Lexikon der Vornamen. Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von über 8000 Vornamen, 6., völlig neu bearbeitete Auflage, Mannheim 2012, 11,99 Euro