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Frühchen: Über eine Millionen Frühgeborene sterben pro Jahr


Frühgeburten
Jedes Jahr sterben über eine Millionen Frühchen

dpa, Michael Donhauser, dpa

03.05.2012Lesedauer: 3 Min.
Frühchen auf der Intensivstation des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums in NeubrandenburgVergrößern des Bildes
Dieses Frühchen kam mit nur 1125 Gramm auf die Welt und liegt in einem Inkubator. (Quelle: dpa-bilder)
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Jedes Jahr kommen 15 Millionen Kinder als Frühchen auf die Welt. Über eine Million von ihnen sterben, obwohl viele Babys mit einfachen Mitteln gerettet werden könnten. Das ist das erschreckende Ergebnis des weltweit ersten umfassenden Frühgeborenen-Reports der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der am 2. Mai vorgestellt wurde. Überraschend: Entwickelte Länder wie Deutschland oder die USA schneiden im internationalen Vergleich nicht gut ab.

Frühgeburt ist zweithäufigste Todesursache bei Säuglingen

"Es ist das erste Mal, dass wir Schätzungen für alle Gegenden der Welt vorlegen können", sagt die Südafrikanerin Joy Lawn. Sie ist eine der Hauptautorinnen der Studie und eine von mehr als 100 beteiligten Forschern von 40 Universitäten, UN- und Hilfsorganisationen. Frühgeburt sei die zweithäufigste Ursache für den Tod von Säuglingen hinter Lungenentzündung, betont die Expertin.

Deutschland hat eine schlechtere Quote als Albanien

Die höchste Quote an Frühgeburten hat demnach mit 18,1 Prozent Malawi in Südostafrika, die niedrigste Weißrussland mit 4,1 Prozent. Die USA liegen mit zwölf Prozent auf Rang 131. In Deutschland werden der Statistik zufolge rund neun Prozent aller Kinder zu früh geboren. Die Bundesrepublik kommt damit international auf Rang 79 und ist damit schlechter als viele Nachbarstaaten - und auch schlechter als Albanien oder Suriname. Eines haben aber fast alle der 65 genauer untersuchten Staaten gemeinsam: "Die Zahlen steigen", sagt Lawn.

Warum es so viele Frühgeburten gibt

"Mehr als jedes zehnte Baby, das auf der Welt geboren wird, wird zu früh geboren", sagt die Epidemiologin im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur (dpa). Als Frühgeburt gelten im WHO-Report Geburten vor Ende der 38. Schwangerschaftswoche. Die Gründe sind vielfältig: Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck sowie Rauchen und späte Mutterschaften in den entwickelten Ländern. Mangel an Hygiene, fehlender Schutz vor Infektionen und schlechtes medizinisches Wissen in den Entwicklungsländern. Gerade dort bestehe Handlungsbedarf, sagt Lawn. "Und gerade dort ist es machbar."

Känguru-Modell könnte viele Frühchen retten

75 Prozent der sterbenden Kinder könnten überleben, wenn nur einfachste Maßnahmen ergriffen würden - wie das sogenannte Känguru-Mutter-Modell. Müttern wird dabei gezeigt, wie sie ihre Kinder so auf der Brust tragen, dass diese schön warm bleiben. Eine Spritze, die Müttern vor der Geburt verabreicht wird und nur einen Dollar kostet, kann Lungenprobleme von Frühgeborenen bekämpfen.

In Industrienationen lässt sich Frühchen-Quote am schwersten senken

"Alle Neugeborenen sind verletzlich, aber Frühgeborene sind es auf ganz besondere Weise", schrieb UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Vorwort des Berichtes. Lawn, die für die Organisation "Save the Children" arbeitet, sagt es deutlicher: Es sei vergleichsweise schwer, die Essgewohnheiten in den USA oder Großbritannien zu ändern oder die Mütter in Deutschland dazu zu bringen, früher schwanger zu werden. Es sei aber vergleichsweise leicht, genügend warme Kleidung und Antibiotika zur Verfügung zu stellen, um in Südostasien oder Afrika Krankheiten während der Schwangerschaft oder der ersten Lebenstage des Kindes zu vermeiden.

Überlebenschancen in Afrika und Südasien am schlechtesten

"Was mit Kindern passiert, die zu früh zur Welt kommen, hängt im hohen Maße davon ab, wo sie geboren werden", sagt Joy Lawn. Christopher Howson von der Hilfsorganisation "March of Dimes", die die Gesundheit von Neugeborenen verbessern will, sieht eine "dramatische Lücke" zwischen entwickelten und weniger entwickelten Ländern. Kinder, die länger als 25 Wochen im Mutterleib waren, haben in den entwickelten Ländern eine 50:50-Chance, zu überleben. "Kinder, die in Afrika oder Südasien nur acht Wochen zu früh kommen, haben ein viel größeres Risiko zu sterben", betont Joy Lawn.

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